Wut, Ärger – Psychologie

News aus der Forschung zur Psychologie von Wut und Ärger. Ärger ist eine Emotion, die durch Situationen hervorgerufen werden kann, denen man nicht kompetent begegnet.

Empathische Wut / Verärgerung

Obwohl Verärgerung und Wut oft mit Aggression verbunden sind, behauptet eine neue Forschungsstudie, dass sie Menschen zu Empathie und Hilfe motivieren können.

ärger

Ich bin so wütend, ich könnte…helfen

Professor Robert Bringle und seine Studenten Ashley Hedgepath und Elizabeth Wall von der Appalachian State University untersuchten, was Menschen motiviert, anderen zu helfen.

Die Befunde der Studie wurden am 7. Mai auf der Jahrestagung der britischen psychologischen Gesellschaft (British Psychological Society) präsentiert.

Der Autor sagte, dass seine Forschung auf die sogenannte empathische Verärgerung/Wut gerichtet war; eine Emotion, die – wie er erklärt – “am wahrscheinlichsten auftritt, wenn die Attribution (Zuordnung) aufgrund der Ungerechtigkeit der Umstände, die das Leiden des Opfers verursachen, erfolgt”.

Die Forscher kamen durch ihr Messinstrument – die Revised Empathic Anger Skala – zu zwei Ergebnissen.

In der ersten Studie mit 132 Teilnehmern zeigte sich, dass Personen, die aus empathischen Zorn heraus handelten, eher bei Gemeinschaftsprojekten mitmachten, um Änderungen zu bewirken.

In der zweiten Studie wurden die Reaktionen von 153 Teilnehmern analysiert. Die Personen mit einem hohen Niveau an empathischer Verärgerung/Wut waren altruistisch und nicht aggressiv und lehnten Ungleichheit und Diskriminierung ab.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Appalachian State University / British Psychological Society, Mai 2005

Wenn Sie verärgert sind, reden Sie

Emotionale Situationen zu beschreiben ändert die Herzfrequenz, sagt eine neue Studie von Karim Kassam, Carnegie Mellon University, und Wendy Mendes, University of California, San Francisco.

Verbalisieren von Wut

Das Verbalisieren oder Schreiben über Gefühle wie Wut und Verärgerung kann eine bedeutende Auswirkung auf die physiologische Reaktion des Körpers auf die Situation haben, die die Emotion entlockt hat.

Teilnehmer der Studie wurden darum gebeten, eine schwierige Matheaufgabe in der Gegenwart der Auswerter zu lösen. Die Auswerter wurden angeleitet negatives Feedback zu geben, während die Aufgaben durchgearbeitet wurden. Die negativen Rückmeldungen wurden so gestaltet, dass sie Verärgerung bei einigen Teilnehmern und Scham bei anderen hervorriefen.

Am Ende der Aufgabe wurde den Teilnehmern ein Fragebogen gegeben, der ihre Gefühle festhalten sollte (z.B.: Wie verärgert sind Sie in diesem Augenblick)?, oder ein Fragebogen mit neutralen Fragen, die nicht auf die Gefühlslage eingingen.

Verringerung des Herzfrequenz

Im verärgerten Zustand zeigten die Teilnehmer, die den Fragebogen über ihre Gefühlslage beantworteten, unterschiedliche physiologische Reaktionen der Herzschlagrate, verglichen mit denjenigen, die die neutralen Fragen beantworteten.

Bei den Teilnehmern, die über ihre Gefühlslage berichteten, gab es eine geringere Zunahme der Herzfrequenz, verglichen mit denjenigen, die nicht darüber berichteten.

Karim Kassam sagte: “Was uns sehr beeindruckte war, dass eine subtile Manipulation eine so große Wirkung auf die physiologische Reaktion der Leute hatte. Im Grunde genommen, fragten wir die Teilnehmer was sie fühlen, und stellten fest, dass es eine beträchtliche Wirkung auf ihre kardiovaskuläre Reaktion hat.”

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Carnegie Mellon University, University of California, Juni 2013

Tipp: Ärgern Sie sich nicht zu sehr

Ärger kann, auch wenn er eine normale Emotion ist, sich schnell in etwas sehr Unangenehmes verwandeln, wenn er außer Kontrolle gerät.

Wie man Ärger im Zaum halten kann

Die American Psychological Association macht diese Vorschläge, um Ärger im Zaum zu halten:
Tipps, Ärger und Stress zu lösen

  • Tiefe Atemzüge machen, die aus dem Bauch kommen, nicht aus der Brust.
  • Ruhiges und langsames Wiederholen einer Phrase oder eines Wortes, wie “entspannen” oder “nimm es leicht”, bis man sich so fühlt, als ob man sich beruhigt hat.
  • Sich eine friedliche, entspannende Erfahrung aus der Vergangenheit vorstellen.
  • Tägliches Yoga oder eine andere langsame, entspannende Übung machen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: American Psychological Association, Nov. 2011

Wut, Ärger können Herzinfarkt auslösen

Forscher der Universität von Sydney stellten fest, dass das Risiko eines Herzinfarkts 8,5-mal höher nach einem Wutanfall in den folgenden zwei Stunden ist.

“Unsere Befunde bestätigen frühere Studien und Anekdoten aus Erzählungen und Filmen, dass Phasen intensiven Ärgers bzw. Wut einen Herzinfarkt triggern können”, sagte Studienautor Dr. Thomas Buckley im European Heart Journal: Acute Cardiovascular Care.

“Die Daten zeigen, dass das höhere Risiko für einen Herzinfarkt nicht unbedingt direkt während der Verärgerung auftreten – das gestiegene Risiko hält für ungefähr zwei Stunden nach dem Anfall an.”

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Bild: Gerd Altmann (pixabay)

In der Studie war “Ärger” auf einer 1-7 Punkte Skala als 5 oder darüber definiert: “sehr verärgert, körperliche Anspannung, Fäuste geballt oder Zähne zusammengepresst, bereit für den Ausbruch” bis zu “wütend, außer Kontrolle, Werfen von Gegenständen”. Verärgerung unter diesem Niveau war nicht mit einem erhöhten Risiko für schwere kardiale Ereignisse verbunden.

Die Auslöser für diese Ausbrüche intensiver Verärgerung standen im Zusammenhang mit:

  • Streitigkeiten mit Familienmitgliedern (29 Prozent),
  • Streit mit anderen (42 Prozent),
  • Ärger auf der Arbeit (14 Prozent) und
  • Verärgerung während des Fahrens im Straßenverkehr (14 Prozent).

“Unsere Befunde heben die Notwendigkeit hervor, Strategien für die Hochrisiko-Personen während der Phasen akuten Ärgers zu überlegen”, sagte Buckley.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Sydney, European Heart Journal: Acute Cardiovascular Care; Feb. 2015

Wir berichteten bereits in weiteren Artikeln über den Zusammenhang zwischen emotionalem Stress und Herzproblemen bei Frauen
hier; dem verdoppelten Herzinfarkt-Risiko, wenn man sich gestresst fühlt
hier, und dass Wutanfälle das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen
hier.

Psychologie-Studie: Verärgerte / wütende alte Menschen haben mehr Probleme mit der Gesundheit

18.05.2019 Wut bzw. Ärger kann für die körperliche Gesundheit eines älteren Menschen schädlicher sein als Traurigkeit, die möglicherweise das Entzündungsniveau erhöht, die mit chronischen Krankheiten wie Herzerkrankungen, Arthritis und Krebs verbunden ist, laut einer in Psychology and Aging publizierten Studie.

Meaghan A. Barlow vom Fachbereich Psychologie der Concordia Universität und Kollegen sammelten und analysierten Daten von älteren Erwachsenen im Alter von 59 bis 93 Jahren aus Montreal. Sie gruppierten die Teilnehmer nach Alter.

Über eine Woche lang ließen sie die Teilnehmer kurze Fragebögen ausfüllen, um zu erfahren, wie wütend oder traurig sie sich fühlten. Die Forscher maßen auch das Entzündungsniveau anhand von Blutproben und fragten die Teilnehmer, ob sie altersbedingte chronische Erkrankungen hätten.

Die Psychologen fanden heraus, dass das tägliche Erleben von Wut bzw. Ärger mit mehr Entzündungen und chronischen Krankheiten bei Menschen ab 80 Jahren – aber nicht bei jüngeren Senioren – verknüpft war. Traurigkeit hingegen stand nicht im Zusammenhang mit Entzündungen oder chronischen Krankheiten.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: doi: 10.1037/pag0000348

Weitere Artikel, News

Die aktuellsten Nachrichten von PSYLEX zu diesem Thema finden Sie nun unter News aus der Forschung zu: Wut.

  • Falsche Selbstwahrnehmung: Wütende Menschen sind nicht so schlau, wie sie denken.
    zum Artikel
  • Studie untersuchte Wut als Merkmal postnataler Depression (Wochenbettdepression).
    zum Artikel
  • Psychologen untersuchten die soziale Funktion des Ausdrucks von Ekel und Verärgerung.
    zum Artikel
  • Wütende, aggressive Fahrer haben sehr viel mehr Unfälle im Straßenverkehr
    zum Artikel
  • Jähzorn: Bei Menschen mit Wutstörung gibt es ‘Verbindungsstörungen’ im Gehirn
    zum Artikel
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