Binge-Eating-Störung: Behandlung, Therapie

Binge-Eating-Störung: Behandlung, Therapie

Psychische Störungen – Gestörtes Essverhalten

Welche Behandlung ist am wirksamsten?

01.07.2016 Eine systematische Analyse durch Forscher der Universität North Carolinas und dem RTI International untersuchte verschiedene Behandlungen auf ihre Wirksamkeit bei Patienten mit Binge-Eating-Störung.

Weit verbreitete Essstörung

essattacke
Bild: Volker Pietzonka

Binge-Eating-Störung (Essstörung mit mindestens zwei Essattacken pro Woche über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten, Kontrollverlust während des Essens und einem Verlust des Sättigungsgefühls) ist die am weitesten verbreitete Essstörung in Deutschland und den USA; etwa 3% der Erwachsenen in den USA sind im Laufe ihres Lebens davon betroffen. (Mehr über diese Störung)

KVT, Lisdexamfetamin, Antidepressiva

Die in Annals of Internal Medicine publizierte Forschungsarbeit analysierte die Resultate von 34 randomisierten Studien und zeigt, dass von einem Therapeuten geleitete Kognitive Verhaltenstherapie (KVT), Lisdexamfetamin (Markenname Elvanse, ein Stimulans des Zentralnervensystems) und Antidepressiva der zweiten Generation (SSRI) Binge-Eating-Patienten am besten halfen, ihre Essattacken zu reduzieren und Abstinenz zu erreichen.

Die Studie fand auch (eingeschränkte) Hinweise auf ähnliche Vorteile für das Antikonvulsivum Topiramat und für weniger intensive Ansätze (teilweise von einem Therapeuten geleitete) Kognitive Verhaltenstherapie und geleitete Selbsthilfe.

Verringerung psychischer Symptome

Mit dem Essen verbundene psychologische Symptome – wie Obsessionen und Zwänge, und die Anfälligkeit gegenüber Hunger – sprachen ebenfalls gut auf diese Behandlungen an. Depressionssymptome wurden dagegen nur durch die Behandlung mit Antidepressiva der zweiten Generation verbessert.

Abnahme des Gewichts

Lisdexamfetamin und Topiramat waren verbunden mit einer Abnahme des Gewichts. Die Medikamente hatten verschiedene negative Nebenwirkungen wie Nervosität, Schwitzen und ein schnellerer Herzschlag. Schwere Nebenwirkungen durch die Behandlung waren äußerst selten.

Die Befunde unterstützen sowohl die psychologischen als auch die medikamentösen Behandlungen, sagte Koautorin Dr. Kim Brownley, Associate Professor für Essstörungen. Weitere Studien wären aber hilfreich.

Einschränkungen der Arbeit sind: Es fehlten oft Männer; Erwachsene über 40 Jahre; rassische und ethnische Minderheiten; Personen mit verschiedenen koexistierenden medizinischen Erkrankungen; und Personen mit stärker ausgeprägter Depression bzw. Angststörungen. Außerdem gab es keine Studien mit Patienten, die sich einer bariatrischen Operation unterzogen hatten.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität North Carolina, Annals of Internal Medicine – DOI: 10.7326/M15-2455; Juni 2016

Wirksamkeit psychologischer und medikamentöser Psychotherapie bei Binge-Eating-Störung

10.02.2019 Eine im Journal of Consulting and Clinical Psychology veröffentlichte Metaanalyse untersuchte die Wirksamkeit von psychologischer Psychotherapie und Pharmakotherapie bei Menschen mit Binge-Eating-Störung.

Anja Hilbert von der Uniklinik Leipzig und Kollegen werteten die Ergebnisse von 81 veröffentlichten und unveröffentlichten randomisierten kontrollierten Studien mit insgesamt 7.515 Probanden mit diagnostizierter Binge-Eating-Erkrankung aus.

Verbale Psychotherapie

Die Befunde zeigen, dass in Studien mit inaktiven Kontrollgruppen verbale Psychotherapie (meist kognitive Verhaltenstherapie) große Wirksamkeit zur Reduktion von Binge-Eating-Episoden und Abstinenz vom Binge-Eating zeigte, gefolgt von einer strukturierten Selbsthilfebehandlung mit mittleren bis großen Effekten im Vergleich zur Warteliste.

Pharmakotherapie / medikamentöse Behandlung

Psychopharmaka bzw. Pharmakotherapie und pharmakologische Behandlung zur Gewichtsreduktion übertrafen die Wirksamkeit von Placebo-Bedingungen.

Diese Ergebnisse wurden für die häufigsten Behandlungen von kognitiver Verhaltenstherapie, der Selbsthilfe auf der Grundlage der kognitiven Verhaltenstherapie und von Lisdexamfetamin bestätigt.

Vergleich der Behandlungen

Bei Studien mit aktiven Kontrollgruppen gab es nur begrenzte Hinweise auf die Überlegenheit einer Behandlungskategorie oder Therapie; d.h. es konnte nicht festgestellt werden, welche Therapieform besser war.

In einigen wenigen Studien übertraf die Psychotherapie die verhaltensbedingte Gewichtsverlustbehandlung bei kurz- und langfristigen Binge-Eating-Symptomen und führte zu einer geringeren längerfristigen Abstinenz als die Selbsthilfetherapie, während die kombinierte Behandlung keinen zusätzlichen Effekt auf das Binge-Eating-Resultat zeigte.

Die Qualität der Studien insgesamt war heterogen und die Qualität der Evidenz für Binge-Eating-Behandlungsresultate war im Allgemeinen sehr gering.

Laut den Studienautoren demonstriere aber deren Forschungsarbeit die Wirksamkeit von verbaler Psychotherapie, strukturierter Selbsthilfebehandlung und Pharmakotherapie bei Patienten mit Binge-Eating-Störung.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Consulting and Clinical Psychology – DOI: 10.1037/ccp0000358

Behandlungsansatz: Training der Selbstbeherrschung / Impulsivität

18.06.2019 Eine in Psychotherapy and Psychosomatics publizierte Studie untersuchte, ob das Training der Selbstkontrolle (der Unterdrückung der Impulsivität) zu einer Reduktion der Essanfälle bei der Binge-Eating-Störung und einer wirkungsvollen Therapie führen kann.

Kathrin Schag von der Universität Tübingen und Kollegen versuchten in acht 90-minütigen Sitzungen zum einen die Fähigkeit zur Selbstbeherrschung zu stärken. Außerdem übten die Binge Eater in der Expositionsbehandlung, dem Drang zu essen zu widerstehen. Eine Kontrollgruppe nahm nicht daran teil.

Die Studie erreichte nicht den primären Endpunkt (weniger Essanfälle als in der Kontrollgruppe), da die Binge-Eating-Episoden in den letzten 4 Wochen am Ende der Behandlung in beiden Gruppen gleichermaßen reduziert wurden.

Im Anschluss zeigte die IMPULS-Gruppe im Gegensatz zur Kontrollgruppe jedoch eine weitere Verbesserung. Die Binge-Eating-Tage/Episoden in den 2 Monaten zuvor wurden in beiden Gruppen insgesamt reduziert.

Die Esspathologie war in der IMPULS-Gruppe am Ende der Behandlung und teilweise in beiden Gruppen bei der Nachbeobachtung reduziert. Depressionen konnten nur in der IMPULS-Gruppe reduziert werden. Die allgemeine Impulsivität und der BMI haben sich nicht verändert.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Psychotherapy and Psychosomatics – doi: 10.1159/000499696

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