Übergeneralisierung (Psychologie)

Übergeneralisierung (Psychologie)

Psychologie-Lexikon – Psyche

Definition

Definition: In der Psychologie wird mit Übergeneralisierung das voreilige Schlußfolgern bezeichnet, obwohl nicht ausreichend Erfahrungen gemacht wurden; die Generalisierung wird sozusagen übertrieben bzw. zu früh gestartet.

Eine zu starke Verallgemeinerung ist ein häufiger (und damit wichtiger) Denkfehler. Es ist notwendig, zu generalisieren – um Muster zu sehen, die einem helfen, sich durch die Welt zu bewegen – aber eine zu starke Verallgemeinerung kann unnötig Probleme bereiten.

Übergeneralisieren ist mit größerer Ängstlichkeit verbunden

10.05.2018 Eine im Fachblatt eLife veröffentlichte psychologische Studie untersuchte, wie das menschliche Gehirn vergangene Erfahrungen nutzt und sie zu zukünftigen Ereignissen verallgemeinert bzw. generalisiert, was uns helfen soll, die Welt um uns herum besser einschätzen zu können.

Unsere Fähigkeit zu verallgemeinern ist eine wichtige Überlebenstechnik, aber eine Übergeneralisierung (Definition) durch schlimme Ereignisse bzw. Erfahrungen könnte erklären, warum manche Menschen oft und große Angst haben und dann Situationen vermeiden, die nicht wirklich gefährlich sind.

Vermeidungsverhalten

Diese Übervermeidung (krankhaftes Vermeidungsverhalten) wurde als signifikanter Faktor bei Angstzuständen, Zwangsstörungen, chronischen Schmerzen und Depressionen identifiziert.


Bild: Sophie Janotta

Wenn das Essen eines bestimmten Lebensmittels einen krank gemacht hat, ist es wahrscheinlich, dass man zukünftig vermeidet, ähnlich aussehende oder riechende Nahrungsmittel zu essen, sagte Studienautorin Agnes Norbury vom psychologischen Fachbereich der Universität Cambridge.

Die Psychologen wollten untersuchen, wie Menschen entscheiden, wenn sie bestimmte Situationen vermeiden wollen oder nicht, wie diese Informationen im Gehirn dargestellt werden, und ob Menschen, die eher negative Erfahrungen übergeneralisieren, auch eher ängstlich sind.

Das Experiment

Zwei Teilnehmergruppen wurden dazu beobachtet: 26 Personen machten einen Test im Labor, während ihre Gehirne mittels MRT-Scanner abgebildet wurden, und 482 machten den Test online. Beiden Gruppen wurden verschiedene blumenförmige Abbildungen auf einem Bildschirm präsentiert, von denen einige “sicher” und andere “gefährlich” waren.

Um eine gefährliche Form zu vermeiden, konnten die Teilnehmer einen ‘Escape’- (Flucht) Button drücken. Wenn sie dies nicht taten, erhielten die Teilnehmer der Laborgruppe einen leichten elektrischen Schlag, und den Teilnehmern aus der Online-Gruppe wurde etwas von ihrem Online-Bargeldguthaben abgezogen. Das Drücken des Escape-Buttons kostete aber auch zusätzliche Schocks am Ende oder den Verlust von mehr Geld.

Dieser Test erlaubte es den Forschern festzustellen, wann die Teilnehmer übergeneralisierten und den Fluchtknopf zu oft drückten. Anschließend analysierten sie, auf welche Weise die Teilnehmer die Situation vermieden, wenn sie mit Bildern konfrontiert wurden, die mit Schmerzen oder Verlust verknüpft waren, und kombinierten dies mit den Gehirnscans und Fragebögen zu den psychischen Symptomen.

Negative Erfahrungen lassen einen eher vorschnell verallgemeinern

Sie fanden heraus, dass Menschen eher übergeneralisierten aufgrund von negativen Erfahrungen als aufgrund von sicheren oder neutralen Ereignissen.

Darüber hinaus wurden verschiedene Teile des Entscheidungsprozesses mit Aktivitäten in verschiedenen Hirnregionen verknüpft, einschließlich der Bereiche, die mit dem Sehen, der Angstreaktion und dem Sicherheitslernen zu tun haben.

Sie fanden auch heraus, dass die Menschen, die eher aufgrund der negativen Erfahrungen (Schmerz oder Verlust) übergeneralisierten, über mehr Ängste und intrusive (aufdringliche) Gedanken (meist negative und ungewollte Gedanken, die schwer loszuwerden sind) berichteten.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: eLife (2018). DOI: 10.7554/eLife.34779

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