Forschungsartikel/News, die sich mit Entstehen, Erleben und Untersuchung der Funktionen des Phänomens Lächeln beschäftigen.
- Warum lächeln alle, wenn man selbst lächelt?
- Weniger ist oft mehr
- Ausdruck von Frustration oder sozialem Engagement – Lächeln bedeutet nicht unbedingt, dass man froh oder glücklich ist
- Das Duchenne-Lächeln
- Weitere News- / Forschungsartikel dazu
Warum lächeln alle, wenn man selbst lächelt?
Die rosarote Brille: Lächeln verzerrt wahrgenommene Emotionen von anderen
Die rosaroten Gläser: Wenn wir lächeln, verarbeitet unser Gehirn die von anderen Menschen gezeigten Emotionen anders, sagt eine in der Zeitschrift Social Cognitive and Affective Neuroscience veröffentlichte Studie.
Forscher der City University London und anderer Universitäten zeigen, dass unsere eigenen Emotionen beeinflussen können, wie unser Gehirn die bei anderen Menschen beobachteten Gesichtsausdrücke verarbeitet.
Lächle – und die Welt lächelt zurück
Diese Studie zeige zum ersten Mal, dass die frühe neuronale Verarbeitung die Mimik anderer abhängig von unserem eigenen Gesichtsausdruck moduliert (anders ausgedrückt: verzerrt), sagte Professorin Tina Forster. Die Befunde unterstützten die umgangssprachliche Phrase: Lächle – und die Welt lächelt zurück.
In der Studie sollten die Teilnehmer entweder einen fröhlichen oder einen neutralen Gesichtsausdruck zeigen, während sie eine Reihe von Fotos mit lächelnden und neutralen Gesichtern ansahen. Gleichzeitig wurde über Elektroenzephalographie (EEG) ihre Gehirnaktivität gemessen.
Die Forscher konzentrierten sich auf zwei Spikes (kurzdauernde Spitzenpotentiale in einer Gehirnstromkurve im Elektroenzephalogramm) elektrischer Aktivität – bekannt als VPP und N170, die für die Verarbeitung von Gesichtern im Gehirn unique sind und normalerweise zwischen 150 und 170 Millisekunden nach dem Ansehen eines Gesichts auftreten.
Das Team bemerkte bei den ‚lächelnden‘ Teilnehmern, dass sie neutrale Gesichter ähnlich wie fröhliche verarbeiteten; die ’neutralen‘ Teilnehmer taten dies natürlich nicht.
Enge Verbindung zwischen Körper und Psyche
Forster nimmt an, dieser Effekt entstehe durch die enge Verbindung zwischen Körper und Psyche. Wenn wir lächeln, interpretieren wir neutrale Ausdrücke tatsächlich ebenfalls als lächelnd. Und dies zeigt, wie von unserem Körper kommende Informationen unser Wahrnehmungsvermögen beeinflussen können.
Einige Therapeuten benutzen dieses besondere Phänomen bereits bei Behandlungen: Sie bitten ihre Klienten, den ganzen Tag zu lächeln. Forster glaubt aber, es sind weitere Studien nötig, um diese Wirkung bei Patienten mit Stimmungsstörungen oder bestimmten Neigungen zu verstehen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: City University London, Social Cognitive and Affective Neuroscience; Juni 2015
Weniger ist oft mehr – das sympathische Lächeln
02.07.2017 Eine Forschungsstudie mit computeranimierten 3D-Gesichtern legt nahe, dass ein Lächeln eher als gelungen bzw. sympathisch eingestuft wird, wenn nicht zu breit, zu offen gelächelt wird, schreiben die Psychologen um Nathaniel Helwig von der Universität Minnesota in der Zeitschrift PLOS ONE.
Nonverbale Kommunikation bei sozialen Interaktionen
Die Mimik ist eine wichtige Form der nonverbalen Kommunikation bei sozialen Interaktionen, und frühere Studien zeigen, dass computergenerierte Gesichtsmodelle nützlich für die systematische Untersuchung der Veränderungen im Ausdruck sein können.
Bild: Giulia Marotta
802 Teilnehmer sollten das Lächeln von abgebildeten Gesichtern auf der Grundlage
- der Veränderung des Mundwinkels,
- des Ausmaßes des Lächelns und
- des Ausmaßes, in dem die Zähne zu sehen waren, und
- wie symmetrisch das Lächeln sich entwickelte,
hinsichtlich Wirksamkeit, Echtheit (Authentizität), Freundlichkeit und der wahrgenommenen emotionalen Absicht bewerten.
Das angenehme Lächeln
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass ein erfolgreiches Lächeln, das effektiv, echt und angenehm bewertet wird, dem Prinzip „mehr ist immer besser“ widersprechen kann, da ein breiteres Lächeln, das mehr Zähne zeigt, tatsächlich als weniger positiv wahrgenommen werden kann.
Ein erfolgreiches Lächeln hat also ein optimales Gleichgewicht der Sichtbarkeit der Zähne, Mundwinkel und Ausmaß des Lächelns, damit es besonders positive Wirkungen erzielt.
Lächeln wurde auch als angenehmer bewertet, wenn es sich eher symmetrisch entwickelte, wobei die linke und rechte Seite des Gesichts sich innerhalb von 125 Millisekunden synchronisierten.
Anwendung: Gesichtsreanimation
Laut den Forschern des psychologischen Fachbereichs kann die Nutzung von 3D-Computeranimationen dazu beitragen, ein vollständigeres räumlich-zeitliches Verständnis unserer emotionalen Wahrnehmungen des Gesichtsausdrucks zu entwickeln.
Da bei einigen Menschen aufgrund von Erkrankungen wie Schlaganfall eine Beeinträchtigung der Mimik auftreten kann – mit möglichen psychologischen und sozialen Konsequenzen – könnten diese Ergebnisse auch Auswirkungen auf aktuelle medizinische Verfahren der chirurgischen und ‚rehabilitatorischen‘ Gesichtsreanimation haben, schreiben die Forscher.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Minnesota, PLOS ONE – https://doi.org/10.1371/journal.pone.0179708; Juni 2017
Ausdruck von Frustration oder sozialem Engagement? Lächeln bedeutet nicht unbedingt, dass man froh oder glücklich ist
07.09.2018 Lächeln bedeutet nicht unbedingt, dass wir happy sind laut einer im Fachblatt The Journal of the ACM veröffentlichten Studie.
Widerspiegelung eines inneren Zustands der Fröhlichkeit oder des Wohlbefindens?
Es wird allgemein angenommen, dass eine lächelnde Person auch froh oder glücklich ist, und Lächeln tritt normalerweise auf, wenn man mit einem anderen Menschen oder Gruppe in Kontakt kommt.
Eine neue psychologische Forschungsarbeit unter der Leitung des Körperspracheexperten Dr. Harry Witchel von der Brighton and Sussex Medical School zeigt jedoch, dass dies nicht immer der Fall ist.
44 Teilnehmer im Alter von 18-35 Jahren sollten allein am Computer ein Geographie-Quiz absolvieren, das aus neun schwierigen Fragen bestand, so dass sie oft eine falsche Antwort gaben.
Nach dem Quiz wurden die Teilnehmer gebeten, ihre subjektive Erfahrung mit 12 Emotionen zu bewerten, darunter „gelangweilt“, „interessiert“ und „frustriert“.
Dann wurden ihre spontanen per Videokamera aufgenommen Gesichtsausdrücke am Computer Bild für Bild analysiert, um zu beurteilen, wie oft sie lächelten.
Theorie der Verhaltensökologie
Nach Ansicht einiger Psychologen spiegelt ein echtes Lächeln einen inneren Zustand der Fröhlichkeit oder des Wohlbefindens wider.
Die Theorie der Verhaltensökologie legt jedoch nahe, dass jedes Lächeln ein Werkzeug ist, das für soziale Interaktionen eingesetzt wird; diese Theorie behauptet, dass Fröhlichkeit oder Zufriedenheit weder notwendig noch ausreichend ist, um zu lächeln.
Soziales Engagement
Der Wissenschaftler schreibt: Unsere psychologische Studie zeigt, dass in diesen Experimenten der Mensch-Computer-Interaktion das Lächeln nicht von der Freude ausgeht, sondern mit einem subjektiven Engagement verbunden ist, das wie ein sozialer Treibstoff für Lächeln wirkt, auch wenn man bloß mit einem Computer interagiert.
Statistisch gesehen war die Emotion, die am häufigsten mit Lächeln verbunden war, eher „Engagement“ als „Freude“ oder „Frustration„.
Die Frame-by-Frame-Lächelanalyse zerlegte jede der neun Fragen in eine Frage- und Antwortperiode.
Die Teilnehmer neigten nicht dazu, in der Zeit zu lächeln, in der sie versuchten, die Antworten herauszufinden.
Teilnehmer lächelten eher nach falschen Antworten
Sie lächelten jedoch direkt nachdem das Computerspiel sie darüber informierte, ob ihre Antwort richtig oder falsch war, und überraschenderweise lächelten die Teilnehmer öfter, wenn sie eine falsche Antwort gaben.
Witchel fügte hinzu: Während dieser computergestützten Tests wurde das Lächeln unmittelbar nach der falschen Beantwortung von Fragen radikal gesteigert. Dieses Verhalten könnte eher durch Selbstbewertungen des Engagements erklärt werden, als durch Bewertungen von Wohlbefinden oder Frustration.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: The Journal of the ACM – dx.doi.org/10.1145/3232078.3232084
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