Geruch, Duft (Psychologie)

Geruch, Duft (Psychologie)

Biologische Psychologie

Psychologie des Riechens, des Geruchs, der Düfte: News und Forschungsartikel, die sich mit dem Erfahren, Wahrnehmen von Gerüchen beschäftigen.

Laurax: der neue Duft, der nach Nichts riecht

Forscher, die am Weizmann Institut der Wissenschaft in Israel arbeiten, haben entdeckt, dass es einen Geruch, einen Duft gibt, der der Farbe Weiß und dem Klang des weißen Rauschens ähnlich ist: Laurax.

weißes rauschen

Der Geruch Laurax

Sie haben Studien über den Geruch geführt, den sie Laurax nennen und ihre Forschungsergebnisse sind im National Academy of Sciences herausgegeben worden.

Wir versuchen alle viele der schrecklichen ekligen Gerüche zu überdecken, auf die wir in unseren Alltagsleben stoßen, aber seien wir ehrlich: manchmal führt der Spritzer des ‘Lufterfrischers’ oder das kräftig nach Kiefer ‘duftende’ Bäumchen, das am Rückspiegel baumelt, zu Kopfschmerzen ähnlich dem üblen Geruch, den wir vertuschen wollen.

Oft haben wir uns vom Herzen gewünscht, dass wir NICHTS riechen könnten.

Chemisches Äquivalent zur Farbe Weiß, Klang des weißen Rauschens

Unser Wunsch könnte in Erfüllung gehen, denn Forscher des Weizmann Instituts haben einen Geruch konstruiert, von dem sie behaupten, dass er das chemische Äquivalent zur Farbe Weiß ist, bzw. zum Klang des weißen Rauschens – ein völlig neutraler Geruch.

Laurax: eine Mischung aus mehr als 30 verschiedenen Gerüchen

Wie weißes Rauschen – welches eine Mischung einer Anzahl von verschiedenen Arten von Geräuschen ist – oder die Farbe Weiß – das Ergebnis multipler Wellenlängen des Lichts sind, die zusammen wirken; so ist der Geruch mit dem Namen Laurax eine Mischung von mehr als 30 verschiedenen Gerüchen.

Neuer eindeutiger Duft, der nach nichts riecht

Die Interaktion zwischen ihnen macht es dem Menschen nicht nur unmöglich die einzelnen Gerüche herauszuriechen, es führt auch zu einem neuen und deutlichen Geruch, sagt das Team.

Wir wissen nicht, wie lange es dauern wird, bis Sprühdosen von Laurax zum Kauf zur Verfügung stehen, aber wir freuen uns schon darauf, unsere Aerosole, die nach Zitrus, Tanne und Kiefer stinken, gegen eines tauschen zu können, das nach nichts, nach überhaupt nichts riecht.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: National Academy of Sciences, Nov. 2012

Geruch, der Frauen stimuliert

Duftpsychologie

Forscher um Martha McClintock fanden heraus, dass der Geruch von stillenden Müttern und ihrer Kinder den Wunsch nach eigenem Nachwuchs bei kinderlosen Frauen steigert.

Warum möchten Frauen auch Kinder, wenn die Freundin eines hat ?

Geruch einer stillenden Frau
Geruch einer stillenden Frau

Bei ihren Studien gaben die Wissenschaftler einer Gruppe von 90 kinderlosen Frauen Wattebäuschchen, die zuvor mit Speichel und Schweiß von stillenden Müttern und deren Kindern beträufelt wurden.

Die Frauen der Versuchsgruppe rieben sich diese Duftstoffe zwei Monate regelmäßig unter die Nase, ohne dass sie unterrichtet worden waren, was sie sich da unter die Nase rieben. Eine Kontrollgruppe tat das gleiche, allerdings bekam die eine mit Salzlösung getränkte Watte.

Anstieg des Verlangens

Nach zwei Monaten befragt, gaben 24% der Frauen aus der Versuchsgruppe, die in einer Partnerschaft lebten, an: sie hätten ein deutlich gesteigertes sexuelles Verlangen verspürt. 17 % der Frauen aus der Versuchsgruppe, die allein lebten, hatten mehr sexuelle Fantasien erlebt. Die in Partnerschaft lebenden Frauen der Kontrollgruppe gaben an, keinerlei Veränderungen verspürt zu haben. Während 28% der Frauen ohne Partner aus dieser Gruppe einen Rückgang sexueller Fantasien feststellte.

“Der Effekt war besonders deutlich während der zweiten Hälfte des Menstruationszyklus, nach dem Eisprung. Hier sinkt das sexuelle Verlangen normalerweise”, erklärt McClintock. Es müsse sich zeigen, ob diese Duftstoffe Pheromone seien und dies ein evolutionärer Vorgang sei.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Quelle: Hormones and Behavior (Bd.46,2004)

Menschen können Krankheiten riechen

Geruch und Psychologie

Menschen sind in der Lage am Geruch zu erkennen, ob jemand krank ist, wenn dessen Immunsystem aktiv ist, laut einer in Psychological Science herausgegebenen neuen Studie.

Geruch von Krankheiten

Der Forscher Mats Olsson vom Karolinska Institutet in Schweden sagt, dass es anekdotische und wissenschaftliche Belege für die besonderen Gerüche von Krankheiten gibt. Zum Beispiel hört man zuweilen, dass der Atem von Diabetikern den Geruch fauler Äpfel oder Aceton verströmt.

Ist man in der Lage diese Gerüche wahrzunehmen, würde uns dies erlauben, potentiell gefährliche Krankheiten zu vermeiden. Olsson fragte sich, ob solch eine Adaption (Anpassung) schon in einem Frühstadium der Krankheit existiert.

“Es könnten frühe, möglicherweise generische, Biomarker für Krankheiten in Form von flüchtigen dem Körper entströmenden Substanzen existieren”, erklärt Olsson.

Um dies zu testen, ließ Olsson in seinem Labor acht gesunden Menschen Lipopolysaccharide (LPS: ein Toxin, das eine Immunreaktion hervorruft) oder eine Salzlösung (Kontrollgruppe) injizieren. Die Freiwilligen trugen enge T-Shirts, die den Schweiß aufsaugen sollten.

Riechen der Immunreaktion

Wichtig ist dabei, dass die Körper der Teilnehmer, denen LPS injiziert wurde, eine deutliche Immunreaktion zeigten, wie etwa erhöhte Körpertemperatur und ein erhöhtes Niveau einer Gruppe von als Zytokine bekannte Moleküle des Immunsystems.

40 andere Teilnehmer sollten an den Schweißproben riechen. Insgesamt bewerteten sie den Geruch der T-Shirts der LPS-Gruppe intensiver und unangenehmer, als den Geruch der anderen T-Shirts; sie bewerteten den Geruch der LPS-Hemden auch als ‘ungesünder’ riechend.

Zytokine

Der Zusammenhang zwischen Immunreaktion und Geruch war zumindestens zum Teil abhängig vom Niveau der Zytokine im Blut. Das heißt, je größer die Immunreaktion eines Teilnehmers war, desto unangenehmer roch sein Schweiß.

Interessanterweise fanden die Wissenschaftler in einer chemischen Prüfung keinen Unterschied im Gesamtbetrag der Duft-Verbindungen zwischen den LPS und der Kontrollgruppe.

Dies legt nahe, dass es einen feststellbaren Unterschied in der Zusammenstellung dieser Verbindungen stattdessen gegeben haben muss.

Während die genauen chemischen Verbindungen noch identifiziert werden müssen, ist die Tatsache, dass wir irgendeine Art von aversivem Signal verbreiten, nachdem das Immunsystem aktiviert worden ist, ein wichtiger Befund, sagen die Forscher. Es gewährt uns ein besseres Verständnis der sozialen Hinweise auf Krankheiten, und könnte uns auch helfen zu verstehen, wie Infektionskrankheiten eingedämmt werden könnten.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Karolinska Institutet, Jan. 2014

Soziale Chemosignale werden nach dem Händeschütteln erschnüffelt

04.03.2015 Was wohl Ihr Gegenüber nach dem Händedruck über Sie herausfindet, wenn er anschließend an seiner Hand schnüffelt?

Soziale chemische Signale

Das Senden sozialer Chemosignale ist ein Teil des menschlichen Verhaltens. Doch es ist noch nicht klar, wie die biologischen Chemosignale von einer Person zur anderen transferiert werden. Menschen begrüßen einander mit einem Händedruck, aber die funktionellen Vorläufer dieses Verhaltens bleiben unklar.

Die Forscher vom Weizmann Institute of Science, Israel, fragten sich, ob das Händeschütteln benutzt wird, um soziale chemische Signale zu senden bzw. wahrzunehmen. Dazu filmten Professor Noam Sobel und sein Team 271 Teilnehmer (versteckt) während einer Begrüßung entweder mit oder ohne Händeschütteln.

Beschnüffeln der eigenen Hände

Bei der Analyse der Videoaufnahmen (und Messung des Luftstromes durch angebrachte Nasenkatheter) stellten die Wissenschaftler fest, dass die Teilnehmer oft an ihren eigenen Händen rochen, und dieses Verhalten nach einem Händedruck selektiv steigerten.

Wurde jemandem desselben Geschlechts die Hand gegeben erhöhte sich die Rate des Schnüffelns an der eigenen (geschüttelten) Hand um mehr als 100%.

Wurde einem Teilnehmer des anderen Geschlechts die Hand gegeben, erhöhte sich das Schnüffeln an der anderen (nicht geschüttelten) Hand um mehr als 100%.

“Es ist bekannt, dass wir Gerüche aussenden, die das Verhalten und die Wahrnehmung von anderen beeinflussen, aber im Gegensatz zu anderen Säugetieren nehmen wir diese Gerüche von anderen nicht bewusst wahr”, sagte Sobel in der Zeitschrift eLife.

Rolle der chemischen Duftstoffe im Verhalten

“Stattdessen zeigen unserer Experimente, dass das Handgeben eine diskrete Art und Weise ist, sich aktiv soziale Chemosignale zu verschaffen”, sagte er, “welche wahrscheinlich eine große Rolle im menschlichen Verhalten spielen.

Frühere Studien zeigten, dass die menschlichen chemischen Duftsignale eine Rolle bei der Partnerwahl, Entwicklung von Angst, Veränderung der Hirnaktivität und der Synchronisierung der Menstruationszyklen bei Frauen spielen.

Tatsächlich konnten die Forscher die Chemikalien Squalen und Palmitinsäure an den Händen identifizieren, welche eine Rolle beim sozialen Signaling bei Hunden und Ratten spielen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Weizmann Institute of Science, eLife; März 2015

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