Leseentwicklung

Leseentwicklung

Psychologie-Lexikon

Forschung / Newsartikel zur Leseentwicklung des Kindes.

Einfluss der Lesekompetenz auf die spätere Intelligenz

Eine neue Studie mit eineiigen Zwillingen hat herausgefunden, dass eine frühe Lesekompetenz positiv die spätere intellektuelle Entwicklung beeinflusst.

“Da Lesen eine Fähigkeit ist, die verbessert werden kann, haben unsere Befunde Auswirkungen auf den Leseunterricht”, sagt Stuart J. Ritchie vom Fachbereich für Psychologie an der Universität Edinburgh. “Eine frühe Beseitigung von Leseproblemen, könnte nicht nur dem Wachstum von Lese- und Schreibfähigkeiten dienen, sondern auch die generellen kognitiven Fähigkeiten verbessern, die während des gesamten Lebens von großer Bedeutung sind.”

Die Forscher sahen sich 1.890 identische Zwillinge an, die Teil der Twins Early Development Langzeitstudie im Vereinigten Königreich waren, dessen Teilnehmer die Bevölkerung repräsentativ darstellten.

Sie testeten Lesen und Intelligenz der Zwillinge im Alter von 7, 9, 10, 12 und 16. Dabei untersuchten sie, ob Unterschiede bei der Lesekompetenz zwischen den jeweiligen Zwillingen mit späteren Differenzen bei der Intelligenz einhergingen (frühere Unterschiede bei der Intelligenz wurden berücksichtigt).

Da jedes Paar der identischen Zwillinge all ihre Gene sowie auch dieselbe häusliche Umgebung teilte, mussten die Unterschiede zwischen ihnen auf ihre Erfahrungen zurückzuführen sein, die die Zwillinge nicht teilten – wie z.B. ein besonders guter/schlechter Lehrer oder Freunde, die eher (nicht) zum Lesen ermutigten.

Die Forscher stellten fest, dass ein früher Unterschied beim Lesen zwischen den Zwillingen mit einer späteren Abweichung bei der Intelligenz verbunden war. Lesen war nicht nur mit dem Maß der verbalen Intelligenz (wie bei Vokabulartests) verbunden sondern auch mit den Maßen nonverbaler Intelligenz (wie z.B. bei Logiktests).

Die Unterschiede beim Lesen, die mit den Differenzen bei der späteren Intelligenz zusammenhingen, waren im Alter von sieben vorhanden, was zeigt, dass schon die frühe Lesefähigkeit die intellektuelle Entwicklung beeinflusst.

“Wenn, wie unsere Ergebnisse andeuten, Lesen ursächlich die Intelligenz beeinflusst, sind die Auswirkungen auf die Pädagogen klar”, sagt Ritchie. “Kinder, die nicht genug Hilfe beim Lesenlernen erhalten, werden auch beim wichtigen – die Intelligenz fördernden – Schreiben das Nachsehen haben.”

Die Studie hat nicht nur Auswirkungen auf Bildungsinterventionen, sie kann auch die Frage angehen, warum einzelne Kinder derselben Familie unterschiedliche Punkte bei Intelligenztests erzielen, obwohl sie dieselben Gene, sozioökonomischen Status sowie Bildungsniveau und Persönlichkeit ihrer Eltern mit ihren Geschwistern teilen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Child Development,University of Edinburgh and King’s College London

Welche Auswirkungen hat Vorlesen auf das Kleinkind-Gehirn?

30.04.2015 MRT-Gehirnscans bei kleinen Kindern zeigen zum ersten Mal, dass das Vorlesen von Büchern auf die mit frühen Lesefähigkeiten verbundenen Gehirnaktivitäten einwirkt.

Für die Studie untersuchten die Forscher vom Reading and Literacy Discovery Center und Cincinnati Children’s Hospital Medical Center 19 gesunde Kinder im Alter von 3-5 Jahren. 37% kamen aus einkommensschwachen Familien. Die Eltern wurden zur kognitiven Stimulation zuhause befragt.

Der Fragebogen deckte drei Bereiche ab:

  • Vorlesen der Eltern, inklusive Zugang zu Büchern, Häufigkeit des Lesens und die Vielfalt der Bücher;
  • Eltern-Kind-Interaktion, wie Miteinanderreden und Spielen;
  • und ob die Eltern besondere Fähigkeiten wie z. B. Zählen lehrten.

Unterschiede bei der Gehirnaktivierung

Die Kinder wurden dann mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) untersucht. Das Gerät maß die Gehirnaktivität, während die Kinder altersentsprechenden Geschichten über Kopfhörer zuhörten. Die Kinder waren dabei wach und nicht sediert, und es gab keine visuellen Reize.

Die Forscher wollten erfahren, ob es Unterschiede bei der Gehirnaktivierung der Bereiche gäbe, die mit der Sprache verbunden sind.

Die Befunde zeigten, dass häufigeres Vorlesen zuhause deutlich mit der Aktivierung bestimmter Gehirnregionen in Verbindung stand, die die semantische Verarbeitung unterstützen (also die Bedeutung des Gesprochenen zu begreifen). Diese Regionen sind wichtig für die gesprochene Sprache und später fürs Lesen.

Aktivierung mentaler Bilder

Die mit mentalen Bildern im Zusammenhang stehenden Gehirnbereiche zeigten eine besonders starke Aktivität. Dies legt nahe, dass die Visualisierung eine Schlüsselrolle beim narrativen (erzählenden) Verstehen und der Lesebereitschaft spielt, was Kinder befähigt, die Geschichte “zu sehen”.

“Dies wird zunehmend wichtig, wenn Kinder von Büchern mit Bildern auf Bücher ohne Bilder wechseln, bei denen sie sich vorstellen müssen, was im Text passiert”, sagt Autor John Hutton gegenüber der American Academy of Pediatrics.

Die Verbindung zwischen Vorlesen und dieser Gehirnaktivität blieb auch nach der Berücksichtigung des Familieneinkommens erhalten.

“Wir hoffen, dass diese Arbeit zu weiteren Forschungsarbeiten zum gemeinsamen Lesen und dem sich entwickelnden Gehirn führt. So können Interventionen und Diagnostik verbessert werden, um so früh wie möglich Kindern mit Schwierigkeiten zu helfen und ihre Möglichkeiten zu verbessern, an der wunderbaren Welt der Bücher teilzunehmen”, schloss Hutton.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Reading and Literacy Discovery Center und Cincinnati Children’s Hospital Medical Center, American Academy of Pediatrics; April 2015

Bücher zu Hause + sehr frühes Vorlesen verbessern Sprach- u. Leseentwicklung

22.10.2015 Die Leseumgebung von sehr kleinen Kindern zu Hause ist sehr stark mit ihrer Leseentwicklung in der Schule verbunden laut einer Studie der Universität Stavanger.

Kinder, denen selten vorgelesen wird und deren Eltern wenig lesen, liegen bei den Fähigkeiten des Lesens und Schreibens zurück, wenn sie in die Schule kommen.

Vorleserin
Vorleserin

Damit bestätigen die Forscher eine vorherige Studie, die Unterschiede bei der Gehirnaktivierung zeigt
zur Studie.

Die Studie untersuchte Möglichkeiten, Lese- und Schreibprobleme bei 1.171 Erstklässlern und deren Eltern zu verhindern. Die Schüler wurden auf verschiedene Lese- und Schreibfähigkeiten getestet, als sie im Herbst in die Schule kamen.

Bedeutung der Bücher

Die Eltern wurden gefragt,

  • wie oft sie selbst lasen,
  • wie viele Kinderbücher sie zu Hause hatten,
  • wie oft dem Kind vorgelesen wurde und
  • das Alter des Kindes, als begonnen wurde, ihm vorzulesen.

Die Befunde zeigten klar, dass je größer die Bedeutung der Bücher im Leben der Kinder im jungen Alter war, desto besser waren sie auf das Lesenlernen in der Schule vorbereitet.

Vokabular und phonologische Wahrnehmung

Wenn man früh damit beginnt, Kindern oft vorzulesen, wird Vokabular und phonologische Wahrnehmung des Kindes beeinflusst. Bei der phonologischen Wahrnehmung geht es darum, die verschiedenen Geräusche und Klänge der Sprache zu erkennen, und sie ist beim Lernen der ersten Buchstaben wichtig, sagte Studienautorin Vibeke Bergersen.

“Kinder, denen oft vorgelesen wird, finden sich besser in Sprachspielen oder in Reimen und Liedern in Kinderbüchern zurecht. Auf diese Weise erfahren sie mehr über die Verbindung zwischen Buchstaben und ihren Klangbildern. Wenn ihnen ein Erwachsener Bücher vorliest, werden die Kinder der Buchstaben und Wörter gewahr, und es wird für sie leichter sein, Lesen zu lernen.”

Vorlesen, bevor es sprechen kann

Laut einem Kind vorzulesen, bevor es sprechen kann, beeinflusst die Anzahl der gelernten Wörter des Kindes bedeutend. Das wichtigste Alter für das Erlernen der Sprache liegt zwischen 18 Monaten und drei Jahren, sagte Bergersen.

Wenn die Schule anfängt, haben Kinder mit vielen Kinderbüchern zu Hause und denen vor dem Alter von zwei Jahren oft vorgelesen wurde, ein Vokabular, das fast doppelt so groß wie das von Kindern ist, die nur wenige Kinderbücher zu Hause haben und denen erst nach dem Alter von vier Jahren laut vorgelesen wurde, sagte sie.

“Kinder mit einem großen Vokabular verstehen besser, was in der Schule vorgeht, und sind besser in der Lage, mit dem Lehrplan Schritt zu halten. Kinder mit einem geringeren Vokabular verstehen weniger und dies kann ihre Bildung negativ beeinflussen.”

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Stavanger; Okt. 2015

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