Habenula (Gehirn)

Habenula (Gehirn)

Gehirnforschung

Definition

In der Neuroanatomie wird mit der Habenula (Diminutiv von habena: Zügel) ursprünglich der Stiel der Zirbeldrüse (Epiphyse habenula; pedunculus der Zirbeldrüse) bezeichnet, wurde dann aber nach und nach einer benachbarten Gruppe von Nervenzellen zugeordnet, von denen angenommen wurde, dass sie mit der Zirbeldrüse verbunden sind, die habenuläre Kerne. Die Nuclei habenulares sind gut erhaltene Strukturen in allen Wirbeltieren.

Die Habenulae sind ein Teil des Epithalamus und damit des Zwischenhirns. Die Habenula wird in mediale Habenula und laterale Habenula gegliedert.

Die habenulären Kerne spielen eine Rolle bei Schmerzverarbeitung, Fortpflanzungsverhalten, Ernährung, Schlaf-Wach-Zyklen, Stressreaktionen und Lernen; die seitliche Habenula bei Belohnungsprozessen, insbesondere im Hinblick auf die Kodierung von negativen Feedback bzw. negativen Belohnungen.

Gehirnstruktur, die negative Erfahrungen verfolgt, ‘zündet’ bei Depression fehl

07.06.2016 Eine in dem Fachblatt Molecular Psychiatry veröffentlichte Studie des University College London zeigt, dass eine Region im Gehirn (die Habenula), die uns beim Umgang mit schlechten Erfahrungen hilft, sich bei Depressiven anormal bei der Erwartung negativer Ereignisse verhält – im Vergleich zu gesunden Menschen.

Dasselbe Forscherteam zeigte zuvor, dass die Habenula bei gesunden Freiwilligen aktiviert wurde, wenn sie einen Stromschlag erwarteten.

Überaktivität = verstärkte Symptome?

Eine weit verbreitete Theorie besagt, dass eine überaktive Habenula die Symptome bei depressiven Personen verstärkt; die Forscher wollten dies überprüfen.

Habenula
Bild: Henry Vandyke Carter

Tatsächlich fanden die Forscher aber das Gegenteil: Bei Menschen mit Depression nahm die Aktivität der Habenula ab, wenn sie annahmen, sie würden einen Elektroschock bekommen. Dies zeigt, so Studienautor Prof. Jonathan Roiser, dass die Habenula fundamental auf eine gegensätzliche Weise reagiert.

Die Forscher scannten die Gehirne von 25 depressiven und 25 nicht-depressiven Personen mit hochauflösender funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT). Den Teilnehmern wurden abstrakte Bilder gezeigt, während sie im Scanner lagen.

Im Laufe der Zeit lernten sie, dass bestimmte Bilder mit bestimmten – aber unterschiedlichen – Ereignissen verbunden waren – entweder gut oder schlecht.

Bilder, die Elektroschocks vorausgingen, aktivierten die Habenula bei gesunden Freiwilligen, aber verringerten die Aktivität bei den depressiven Teilnehmern.

Kleinere Habenula = mehr Symptome von Anhedonie

Es gab keine Unterschiede bei der durchschnittlichen Habenula-Größe zwischen Personen mit und ohne Depression. Personen mit kleinerer Habenula – in beiden Gruppen – zeigten jedoch mehr Symptome von Anhedonie – der Unfähigkeit, Freude und Lust zu empfinden.

Wir können nur spekulieren, wie diese Deaktivierung mit den Symptomen verbunden ist, aber es könnte sein, dass dieser alte Teil des Gehirns wirklich eine Schutzrolle gegen Depression spielt, sagte Studienautorin Rebecca Lawson.

Tierversuche haben gezeigt, dass die Stimulation der Habenula zu Vermeidung führt, und es möglich ist, dass dies bei psychischen sowie physischen negativen Ereignissen vorkommt. Also wäre eine mögliche Erklärung, dass die Habenula uns helfen kann zu vermeiden, auf unangenehme Gedanken oder Erinnerungen näher einzugehen, und wenn dies gestört ist, bekommt man einen übermäßig negativen Fokus, der bei Depression üblich ist, sagte sie.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University College London, Molecular Psychiatry – doi: 10.1038/mp.2016.81; Juni 2016

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