Semantisches Gedächtnis (Gehirn)

Semantisches Gedächtnis (Gehirn)

Gehirnforschung – Gedächtnisforschung

Definition

Das semantische Gedächtnis ist eines der beiden Typen des deklarativen bzw. expliziten Gedächtnisses (unser Gedächtnis zu Fakten und Ereignissen, die explizit gespeichert und abgerufen werden). Das semantische Gedächtnis bezieht sich auf allgemeines Weltwissen, das wir uns im Laufe unseres Lebens angeeignet haben. Dieses Allgemeinwissen (Fakten, Namen, Ideen, Bedeutungen und Konzepte) ist erfahrungsgemäß ineinander verflochten und kulturabhängig.

Das semantische Gedächtnis unterscheidet sich von dem episodischen Gedächtnis, das unser Gedächtnis für Erfahrungen und spezifische Ereignisse ist, die während unseres Lebens auftreten. Zum Beispiel könnte das semantische Gedächtnis Informationen darüber enthalten, was eine Katze ist, während das episodische Gedächtnis eine spezifische Erinnerung an das Streicheln einer bestimmten Katze enthalten könnte. Wir können neue Konzepte kennenlernen, indem wir unser Wissen aus der Vergangenheit anwenden.

Das Gegenstück zum deklarativen oder expliziten Gedächtnis ist das nicht-deklarative Gedächtnis oder das implizite Gedächtnis.

Können Sie sich keine Namen merken? Die linke Seite des Gehirns ist dafür verantwortlich

24.01.2018 Hirnforscher haben herausgefunden, dass die linke Gehirnhälfte den verbalen Ausdruck unseres langfristigen semantischen Gedächtnisses steuert, das Fakten, Bedeutungen, Konzepte, Wissen und eben auch Namen enthält.

Die Studie – geleitet von Psychologen der Universität Manchester – ist die erste ihrer Art, die die Ähnlichkeiten und Unterschiede in der Art und Weise bewertet, wie die linke und rechte Seite des Gehirns semantische Erinnerungen verarbeiten.

Wie die beiden Hemisphären semantische Erinnerungen verarbeiten

Zusammen mit Neuropsychologen von Salford Royal und dem Walton Centre for Neurology in Liverpool arbeitete das Team mit 41 Patienten, denen ein Teil ihres Gehirns zur Behandlung ihrer langjährigen Epilepsie entfernt wurde.

Bei den Patienten, die nach der Operation weniger Anfälle hatten und in der Lage waren, wieder zu arbeiten und Autofahren zu lernen, wurde das verbale und visuelle semantische Gedächtnis getestet.

Linker und rechter vorderer Temporallappen

hirnlappen
Bild: L. temporalis (grün markiert)

Die Operation entfernte einen Teil des Gehirns, der die Anfälle verursachte, aber dadurch auch Gewebe, von dem die Forscher glauben, dass es an der Speicherung semantischer Erinnerungen beteiligt ist.

Bei 20 der Patienten wurde in der Operation ein Teil des Gehirns – der sogenannte vordere Temporallappen – auf der rechten Seite entfernt, und bei 21 wurde der linke vordere Temporallappen entfernt.

Verbales semantisches Gedächtnis

Um ihr verbales semantisches Gedächtnis zu testen, untersuchte das Team unter anderem die Fähigkeit der Patienten, Bilder und Berühmtheiten (darunter Brad Pitt, Prinzessin Di und die Königin) zu benennen, und ihre Fähigkeit, Wörter in Bezug auf ihre Bedeutung zu vergleichen.

Visuelles Gedächtnis

Und um ihr visuelles Gedächtnis zu testen, wurden die Patienten gebeten, Emotionen von Menschen auf Fotos zu identifizieren und zu sagen, ob ihnen ein Gesicht bekannt vorkommt.

Die Testergebnisse wurden mit 20 weiteren Personen verglichen, die keine neurologischen Probleme hatten.

Dr. Grace Rice von der Universität Manchester sagte, dass die Befunde zum ersten Mal zeigen, dass – zumindest für das semantische Gedächtnis – beide Gehirnhälften eine wichtige Rolle im visuellen und verbalen semantischen Gedächtnis spielen.

Unterschiedliche Einschränkungen der Gedächtnisleistung

Links resezierte Patienten zeigten eine schwächere Leistung bei Aufgaben, die eine Benennung oder den Zugriff auf semantische Informationen eines geschriebenen Wortes (wie einen Namen) erforderten.

Rechts resezierte Patienten waren relativ stärker eingeschränkt, bekannte Gesichter wiederzuerkennen, obwohl dieser Effekt weniger robust war.

Es gibt also einen bedeutenden Unterschied, wenn es um den verbalen Ausdruck dieses Wissens geht, der mehr durch eine Operation an der linken Gehirnhälfte beeinträchtigt wurde, sagte Rice.

Die Forschung liefert damit wichtige Erkenntnisse darüber, welche Auswirkungen diese spezielle Form des Epilepsieeingriffs auf das Verhalten hat, hilft uns aber auch zu verstehen, wo im Gehirn bestimmte Gedächtnisinhalte gespeichert sind, schloss sie.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Manchester; Cerebral Cortex – DOI: 10.1093/cercor/bhx362; Jan. 2018

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