Psilocybin und das Gehirn

Psilocybin und das Gehirn

Drogen – Gehirnforschung

Psychedelische Droge Psilocybin dämpft das Ich-Zentrum des Gehirns

06.06.2020 Es ist bekannt, dass das Claustrum – ein zum Endhirn gehörender Hirnteil – eine große Anzahl von Rezeptoren enthält, auf die psychedelische Drogen wie Psilocybin abzielen, eine halluzinogene Droge, die in bestimmten Pilzen vorkommt.

Was im Claustrum passiert

Um zu sehen, was im Claustrum passiert, wenn Menschen unter dem Einfluss von Psilocybin stehen, verglichen Forscher von Johns Hopkins Medicine die Gehirnscans von Menschen nach der Einnahme von Psilocybin mit ihren Scans des Gehirns nach der Einnahme eines Placebos.

chemische strukturformel
Bild: Chemische Strukturformel

Die Hirnscans nach der Einnahme von Psilocybin zeigten, dass das Claustrum weniger aktiv war, was bedeutet, dass der Bereich des Gehirns, von dem man annimmt, dass er für die Steuerung der Aufmerksamkeit und Aufgabenwechsel verantwortlich ist, bei Einnahme der Droge runtergefahren wird.

Die Hirnforscher schreiben im Fachblatt NeuroImage, dass dies mit den typischen Auswirkungen psychedelischer Drogen zusammenhängt, einschließlich des Gefühls, mit allem verbunden zu sein, und einem reduzierten Selbst- oder Egogefühl.

Wirkungsweise von Psilocybin im Gehirn

Die Ergebnisse bringen uns einen Schritt näher an das Verständnis der Mechanismen, die der Wirkungsweise von Psilocybin im Gehirn zugrundeliegen, sagt Studienautor Dr. Frederick Barrett. Dadurch werden wir hoffentlich besser verstehen können, warum es sich um eine wirksame Therapie für bestimmte psychiatrische Störungen handelt, was uns helfen könnte, Therapien für Menschen maßzuschneidern.

Wegen seiner tief verwurzelten Lage im Gehirn war das Claustrum bisher schwer zugänglich und schwer zu untersuchen. Im vergangenen Jahr entwickelten Barrett und seine Kollegen an der University of Maryland, Baltimore, eine Methode, um die Hirnaktivität im Claustrum mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) nachzuweisen.

Für diese neue Studie verwendeten die Forscher fMRT bei 15 Personen und beobachteten die Hirnregion des Claustrums, nachdem die Teilnehmer entweder Psilocybin oder ein Placebo eingenommen hatten. Sie fanden heraus, dass Psilocybin die neurale Aktivität im Claustrum um 15% bis 30% reduzierte.

Psychologische Effekte

Diese verminderte Aktivität schien auch mit stärkeren subjektiven Effekten der Droge, wie z.B. emotionalen und mystischen Erfahrungen, verbunden zu sein.

Die Forscher fanden auch heraus, dass Psilocybin veränderte, wie das Claustrum mit den Hirnregionen kommunizierte, die an Hören, Aufmerksamkeit, Entscheidungsfindung und Erinnern beteiligt sind (s.a. psychologische Effekte von Psilocybin).

© PSYLEX.de – Quellenangabe: NeuroImage (2020). DOI: 10.1016/j.neuroimage.2020.116980