Philosophie und Psychologie

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Psychologie-Lexikon – Philosophische Psychologie

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Pseudo-philosophische Sinnsprüche auf Facebook und Co.:
Warum man sie meiden sollte und was sie über ihre Liker aussagen

21.12.2015 Menschen, die von klug erscheinenden aber nichtssagenden Sprüchen (also von pseudo-philosophischen Sinnsprüchen) beeindruckt werden, scheinen eher eine geringere Intelligenz zu haben.

Die Befunde stammen aus einer in der Zeitschrift Judgment and Decision Making veröffentlichten Studie von Forschern der University of Waterloo in Ontario, in der die Teilnehmer eine Reihe von Zitaten beurteilen sollten.

In vier Experimenten mit insgesamt 845 Personen sollten die Teilnehmer grammatisch richtige, aber bedeutungslose – zufällig über eine Website generierte – Sätze, bewerten.

‘Bullshit’

Beispiele solcher computergenerierter Sätze und laut den Autoren als ‘Bullshit‘ definiert:

  • Die Wissenschaft sagt uns heute, dass das Wesen der Natur die Balance ist.
  • Das Unendliche erstrahlt durch Chaos-getriebene Reaktionen. Mit diesem Kreislauf mitzulaufen heißt, mit ihm eins zu werden.
  • Das Bewusstsein besteht aus einem Bio-Strom der Quantenenergie. “Quantum” bedeutet die Neudefinition des Mystischen.

Deepak Chopra

Andere waren von Deepak Chopra, einem bekannten Autor spiritueller Bücher, der für seine oft bedeutungslosen Sprüche kritisiert wurde.

Darunter befanden sich Zitate ein, wie:

  • Aufmerksamkeit und Absicht sind die Mechanik der Manifestation.
  • Die Natur ist ein selbstregulierendes Ökosystem der Achtsamkeit.
  • Inmitten von Bewegung und Chaos erhalte in Dir die Stille.

Die Zitate scheinen in erster Linie geschrieben, um zu beeindrucken statt tatsächlich über irgendetwas zu informieren bzw. aufzuklären, sagt der Autor.

spruch-sinnfrei

Sie wurden mit Zitaten verglichen, die als tiefgründig betrachtet werden, aber in einfachen und verständlichen Worten geschrieben wurden, z.B.:
“Ein Fluss schneidet den Stein – nicht durch seine Kraft, sondern aufgrund seiner Ausdauer.”

Was gefiel?

Beunruhigend oft bemerkten einige Teilnehmer nicht den Unterschied zwischen den bedeutungslosen bzw. computergenerierten Zitaten und den profunden. Und die pseudo-philosophischen Sprüche erhielten überdurchschnittlich gute Bewertungen.

Sollten die Teilnehmer banale aber richtige Zitate bewerten, wie: “Die meisten Menschen genießen Musik”, wurden sie schlechter als die pseudo-tiefgründigen Zitate bewertet.

Kognitive Tests, Glaube und Ansichten

Die Teilnehmer nahmen aber auch an umfangreichen kognitiven Tests teil, einschließlich Mathe- und verbalen Tests, und wurden auch zu ihrem Glauben und Ansichten über Dinge wie alternative Medizin und Verschwörungstheorien befragt.

Studienautor Gordon Pennycook schreibt: “Unsere Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass einige Menschen für diese Art von ‘bullshit’ aufnahmefähiger sind, und dass das Erkennen nicht bloß eine Angelegenheit unterscheidender Skepsis, sondern eher durch das Urteilsvermögen trügerischer Unklarheit in ansonsten beeindruckenden Sätzen behauptet wird.

Intelligenz und andere Merkmale

Personen, die für ‘bullshit’ stärker empfänglich sind,

  • denken weniger nach,
  • zeigen geringere kognitive Fähigkeiten (Rechenfähigkeiten, wörtliche und fluide Intelligenz),
  • sind anfälliger für ontologische Verwirrungen (Einteilung des Seienden und den Grundstrukturen der Wirklichkeit und der Möglichkeit) und Verschwörungstheorien,
  • haben eher einen religiösen Glauben und paranormale Überzeugungen und
  • befürworten eher komplementäre und alternative Medizin,

zeigten die Befunde.

Die Forscher hoffen, dass herausgefunden werden kann, was Menschen anfälliger für fragwürdige Aussagen macht, so dass präventive Strategien gegen diese Anfälligkeit entwickelt werden können.

Die Nutzung vager und mehrdeutiger Sprache, um die mangelnde Aussagekraft zu maskieren, begegnet uns nicht nur bei den Sprüchen im Internet – wie bspw. bei Deepak Chopra, sondern auch in anderen Bereichen, wie in der Werbung und vor allem bei den leeren Aussagen unserer führenden Politiker.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Waterloo, Judgment and Decision Making; Dez. 2015

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