Soziale Isolation, Einsamkeit und die Gesundheit

Soziale Isolation, Einsamkeit:
Gesundheit, Gesundheitsrisiken

Sozialpsychologie

Einsamkeit als Gesundheitsgefahr (größer als Faktor Adipositas)

07.08.2017 Einsamkeit und soziale Isolation können eine größere Gefährdung der öffentlichen Gesundheit darstellen als Adipositas, schreiben Psychologen der Brigham Young Universität, und ihre Auswirkungen wachsen und werden in den nächsten Jahren noch weiter wachsen.

Zwischenmenschliche Beziehungen sind sowohl für das Wohlbefinden als auch für das Überleben von entscheidender Bedeutung; so sterben z.B. Säuglinge oder entwickeln sich nicht normal ohne – oder nur mit wenig – menschlichem Kontakt, und nicht umsonst werden soziale Isolation oder Einzelhaft als Formen der Bestrafung eingesetzt, sagte Studienautorin Dr. Julianne Holt-Lunstad, Professorin für Psychologie.


Bild: PublicDomainPictures (pixabay)

Doch immer größere Teile der westlichen Bevölkerungen erfahren nun regelmäßig Isolation und Einsamkeit. Und laut den statistischen Daten und den daraus gewonnenen Trends werden es immer mehr, schreibt sie.

Vorzeitige Sterblichkeit

Um den Einfluss der sozialen Isolation und Einsamkeit auf die Gesundheit bzw. das Risiko einer vorzeitigen Sterblichkeit (Mortalität) zu veranschaulichen, präsentierte Holt-Lunstad Daten aus zwei Meta-Analysen.

In der ersten mit 148 Studien mit mehr als 300.000 Teilnehmern fanden die Wissenschaftler, dass soziale Verbindungen mit einem um 50 Prozent reduzierten Risiko für einen frühen Tod verbunden war.

Die zweite Studie mit 70 Studien mit mehr als 3,4 Millionen Menschen vor allem aus Nordamerika, aber auch aus Europa, Asien und Australien untersuchte die Rolle, die soziale Isolation, Einsamkeit oder das Leben allein auf die Sterblichkeit haben kann.

Eine der größten Gesundheitsgefahren

Es zeigte sich, dass alle drei Faktoren eine signifikante und gleichgroße Wirkung auf das Risiko eines vorzeitigen Todes hatten. Dieses Risiko war gleich oder größer als die Wirkung anderer gut untersuchter und großer Risikofaktoren wie z.B. Fettleibigkeit.

Es gibt robuste Belege dafür, dass soziale Isolation und Einsamkeit das Risiko für eine vorzeitige Sterblichkeit deutlich erhöhen und die Größenordnung des Risikos die von vielen der größten Gesundheitsgefahren übersteigt, sagte Holt-Lunstad.

Alternde Bevölkerung

Mit einer zunehmend alternden Bevölkerung wird die Wirkung auf die öffentliche Gesundheit steigen.

Tatsächlich legen die Daten vieler Nationen auf der ganzen Welt nahe, dass wir vor einer “Epidemie der Einsamkeit” stehen. Die Herausforderung, mit der wir jetzt konfrontiert sind, ist, was man nun tun kann, sagte die Psychologin.

Was kann man tun?

Holt-Lunstad empfiehlt eine größere Priorität für Forschung und Ressourcen, um diese Bedrohung auf gesellschaftlicher und individueller Ebene zu bewältigen.

Zum Beispiel könnte eine stärkere Betonung auf die Ausbildung von sozialer Kompetenz für Kinder in Schulen gelegt werden, und Ärzte sollten dazu ermutigt werden, soziale Bindungen bei medizinischen Screenings zu erfragen, sagte sie auf der 125. jährlichen Zusammenkunft der American Psychological Association.

Darüber hinaus sollten sich die Menschen auf den Ruhestand sowohl sozial als auch finanziell vorbereiten, da viele soziale Bindungen mit dem Arbeitsplatz zusammenhängen, stellte sie fest, und es sollten gemeinsame soziale Räume geplant werden, die Kontakt und Begegnung fördern, wie z.B. Erholungszentren und Gemeinschaftsgärten.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: American Psychological Association, Brigham Young Universität; Aug. 2017

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