Psilocybin gegen Depression

Einmalige Dosis von Psilocybin sicher und wirksam zur Behandlung von schweren depressiven Störungen

Psilocybin gegen Depression

05.09.2023 In einer Zusammenarbeit von 34 Forschern aus 18 Einrichtungen wurden Wirksamkeit und Sicherheit von Psilocybin bei Patienten mit schweren depressiven Störungen untersucht.

Das Team kommt in der Studie zu dem Schluss, dass die antidepressive Wirkung schnell einsetzt, die depressiven Symptome nachhaltig abnehmen und sich die psychosoziale Funktionsfähigkeit verbessert, wenn eine Einzeldosis von 25 mg Psilocybin mit psychologischer Unterstützung bei Patienten mit schwerer klinischer Depression verabreicht wird.

Die randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte in JAMA veröffentlichte Phase-2-Studie wurde zwischen Dezember 2019 und Juni 2022 an 11 Forschungsstandorten in den USA durchgeführt. An ihr nahmen 104 Erwachsene teil, bei denen eine klinische Depression mit mittlerer oder höherer Symptomschwere diagnostiziert wurde.

Die Teilnehmer erhielten entweder eine Einzeldosis von 25 mg Psilocybin oder eine 100-mg-Dosis Niacin (Placebo-Kontrolle) neben psychologischer Unterstützung. Primäre und sekundäre Endpunkte wurden zu verschiedenen Zeitpunkten bis zu 43 Tage nach der Verabreichung bewertet.

Linderung der Depressionssymptome

Die Behandlung mit Psilocybin war mit einer signifikanten Verringerung der Werte auf der Montgomery-Asberg Depression Rating Scale (MADRS) im Vergleich zu Niacin verbunden, und zwar vom Ausgangswert bis zum achten Tag und vom Ausgangswert bis zum Tag 43.

Bei der MADRS handelt es sich um eine 10 Punkte umfassende Bewertungsskala zur Beurteilung von Depressionssymptomen, die sich auf zentrale Stimmungslagen wie Traurigkeit, Anspannung, Abgeschlagenheit, pessimistisches Denken und Suizidgedanken bezieht.

Die Behandlung mit Psilocybin führte auch zu einer signifikanten Verringerung der Werte auf der Sheehan Disability Scale (SDS) im Vergleich zu Niacin vom Ausgangswert bis zum Tag 43. Auf der SDS-Skala werden Werte für Arbeitsunfähigkeit, Beeinträchtigung des sozialen Lebens und Beeinträchtigung des Familienlebens ermittelt.

Zu den explorativen Ergebnissen gehörten die Ergebnisse der Clinical Global Impressions Scale, der Hamilton Anxiety Rating Scale, des Quality of Life Enjoyment and Satisfaction Questionnaire, der Symptoms of Major Depressive Disorder Scale und des Oxford Depression Questionnaire (zur Bewertung der emotionalen Abstumpfung).

Die Studie ergab, dass die Psilocybin-Behandlung mit Verbesserungen bei diesen explorativen Ergebnissen verbunden war, einschließlich einer Verringerung des Gesamtschweregrads der Erkrankung, selbstberichteter depressiver und Angstsymptome und einer Verbesserung der Lebensqualität. Die Psilocybin-Behandlung führte nicht zu einer emotionalen Abstumpfung, die häufig eine Nebenwirkung von Standard-Antidepressiva ist.

Die Studie deutet darauf hin, dass die Psilocybin-Behandlung verschiedene Aspekte der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens über die Verringerung der depressiven Symptome hinaus positiv beeinflusste, da sie die allgemeine Funktionsfähigkeit, die Angstsymptome und die Lebensqualität der Studienteilnehmer verbesserte.

Die aktuelle Studie bestätigt frühere Wirksamkeitsergebnisse und es wurden keine schwerwiegenden behandlungsbedingten unerwünschten Ereignisse gemeldet. Diese Entdeckungen tragen zu der wachsenden Zahl von Belegen bei, die Psilocybin als potenzielle Intervention bei Depressionen nahelegen, schließen die Studienautoren.

© arznei-news.de – Quellenangabe: JAMA. Published online August 31, 2023. doi:10.1001/jama.2023.14530

News zu Psilocybin bei Depressionen

‚Magic Mushrooms‘ – Psilocybin wirksam bei klinischer Depression

18.05.2016 Eine kleine in der Zeitschrift The Lancet Psychiatry veröffentlichte Studie des Imperial College London unter der Leitung von Dr. Robin Carhart-Harris untersuchte die Wirksamkeit des Wirkstoffes aus den sogenannten ‚Magic Mushrooms‘ – Psilocybin – bei behandlungsresistenter klinischer Depression.

Die Pilotstudie beinhaltete 12 Patienten (6 Frauen, 6 Männer) mit moderater bis schwerer Depression (durchschnittliche Länge der Erkrankung 17,8 Jahre). Die Patienten waren zuvor vergeblich mit zwei verschiedenen Antidepressiva behandelt worden (mindestens 6 Wochen), die meisten (11) auch psychotherapeutisch.

Die Patienten wurden zwei Tage behandelt: Am ersten Behandlungstag erhielten sie eine niedrige (Test-) Dosis einer 10mg Kapsel Psilocybin; eine Woche später eine höhere (therapeutische) Dosis von 25 Mg.

Die Patienten nahmen die Kapsel in einem speziellen Zimmer mit geringer Beleuchtung und leiser Musik ein; zwei Psychiater waren anwesend, um die Patienten nach der Einnahme zu unterstützen und evtl. Hilfe zu leisten.

Psychedelische Wirkung

Einen Tag nach der Einnahme wurden die Patienten mit MRT gescannt. Der (psychische) gesundheitliche Zustand wurde am ersten Tag nach der ersten Dosis erfasst, und 1, 2, 3, 5 Wochen und dann noch mal 3 Monate nach der 2. Dosis.

Die psychedelischen Effekte von Psilocybin waren 30 bis 60 Minuten nach der Einnahme der Kapseln feststellbar. Die psychedelische Wirkung kulminierte nach 2-3 Stunden, und die Patienten wurden 6 Stunden später entlassen.

Nebenwirkungen

Es wurden keine schweren Nebenwirkungen berichtet. Die erwarteten Nebenwirkungen waren:

  • vorübergehende Angst bevor bzw. während die Wirkung des Psilocybins einsetzte (alle Patienten),
  • Verwirrung (9),
  • vorübergehender Brechreiz (4) und
  • vorübergehende Kopfschmerzen (4).
  • Zwei Patienten berichteten über leichte und vorübergehende Paranoia.

Wirksamkeit

Nach einer Woche zeigten alle Patienten eine Verbesserung ihrer depressiven Symptome. 8 der 12 Patienten (67 %) erreichten vorläufige Remission. Nach 3 Monaten zeigten immer noch 7 Patienten (58 %) eine Verbesserung bei den Symptomen und 5 waren immer noch in Remission. Fünf Patienten zeigten einen leichten Rückfall.

© arznei-news.de – Quellenangabe: Imperial College London, The Lancet Psychiatry – DOI: http://dx.doi.org/10.1016/S2215-0366(16)30065-7; Mai 2016

Psilocybinhaltige Pilze können das Gehirn von depressiven Patienten ‚resetten‘

14.10.2017 Patienten, die Psilocybin zur Behandlung von Depressionen einnahmen, zeigten weniger Depressionsymptome nach der Behandlung im Anschluss an einen „Reset“ (Neustart, Zurücksetzen) ihrer Gehirnaktivität.

Bei behandlungsresistenten Patienten

Die Ergebnisse stammen aus einer im Fachblatt Scientific Reports veröffentlichten Studie, in der Forscher des Imperial College London Psilocybin – den psychoaktiven Wirkstoff, der in Magic Mushrooms (Zauberpilzen) enthalten ist – zur Behandlung einer kleinen Zahl von Patienten mit Depression einsetzten, bei denen konventionelle Behandlungsmethoden versagt hatten.

Die Wissenschaftler beschreiben den von den Patienten berichteten Nutzen, der bis zu fünf Wochen nach der Behandlung andauerte, und glauben, dass der psychedelische Wirkstoff die Aktivität wichtiger Hirnvernetzungen, die bekanntermaßen bei Depressionen eine Rolle spielen, effektiv zurücksetzen kann.

‚Neustart‘ / Reset

Einige der Patienten beschrieben das Gefühl nach der Behandlung als Reset und benutzten häufig verwendete Computeranalogien. Zum Beispiel sagte einer, dass er sich fühlte, als sei sein Gehirn wie eine Computerfestplatte „defragmentiert“ worden, und ein anderer meinte, er fühle sich wie „nach einem Neustart“.

Psilocybin kann diesen Personen den vorübergehenden „Kick-Start“ geben, den sie brauchen, um aus ihrem depressiven Zustand auszubrechen, und die Ergebnisse der bildgebenden Verfahren unterstützen vorläufig eine „Reset“-Analogie, schreiben die Forscher um Dr. Robin Carhart-Harris von der psychedelischen Forschungsabteilung. Ähnliche Effekte im Gehirn sind auch bei der Elektrokonvulsionstherapie zu beobachten.

In der aktuellen Studie, der ersten mit Psilocybin gegen behandlungsresistente Depressionen, erhielten 20 Patienten mit einer nicht auf vorherige Therapien ansprechenden Erkrankung zwei Dosen Psilocybin (10 mg in der 1. Woche und 25 mg in der 2. Woche).

Unmittelbar nach der Behandlung mit Psilocybin berichteten die Patienten über einen Rückgang der depressiven Symptome – laut den Erzählungen einhergehend mit einem Effekt des „Nachglimmens“, der durch Stimmungsverbesserung und Stresslinderung gekennzeichnet war.

Aktivität in der Amygdala

Die funktionellen MRT-Aufnahmen zeigten eine verringerte Durchblutung in Bereichen des Gehirns, einschließlich der Amygdala, die bekannterweise an der Verarbeitung emotionaler Reaktionen, Stress und Angst beteiligt ist.

Sie fanden auch eine erhöhte Stabilität in einem anderen Gehirnnetzwerk, das zuvor mit den unmittelbaren Wirkungen von Psilocybin sowie mit Depressionen selbst in Verbindung gebracht wurde.

Der Vergleich der Gehirnscans vor und einen Tag nach der medikamentösen Behandlung zeigte Veränderungen in der Hirnaktivität, die mit einer deutlichen und dauerhaften Reduktion depressiver Symptome verbunden waren.

Die Autoren weisen darauf hin, dass die ersten Ergebnisse der experimentellen Therapie zwar spannend sind, dass sie jedoch durch die geringe Stichprobengröße sowie das Fehlen einer Kontrollgruppe – wie z. B. einer Placebogruppe – limitiert sind, und erst durch weitere, größere Studien repliziert werden müssen.

© arznei-news.de – Quellenangabe: Imperial College London – Scientific Reports – DOI: 10.1038/s41598-017-13282-7; Okt. 2017

Kann Psilocybin depressive Patienten mit ihren Emotionen verknüpfen?

15.01.2018 Forschungsarbeiten des Imperial College London legen nahe, dass Psilocybin helfen kann, die Symptome von Depression zu lindern, ohne dass die Emotionen – wie z.B. bei einigen Antidepressiva üblich – „gedämpft“ werden.

In einer aktuellen in der Fachzeitschrift Neuropharmacology veröffentlichten Studie konzentrierte sich die Psychedelic Research Group des Imperial auf das Potenzial der Droge, die Hirnaktivität in Schlüsselbereichen der emotionalen Verarbeitung zu verändern.

Effekte auf die Amygdala

Sie fanden heraus, dass depressive behandlungsresistente Patienten nach der Behandlung mit Psilocybin über Verbesserungen ihrer Stimmung und Symptome berichteten.

Zugleich beobachteten die Forscher auch eine stärkere Reaktion auf emotionale Gesichter (glücklich und ängstlich) mit einer erhöhten Hirnaktivität in der Amygdala – der mandelförmigen Region des Gehirns, die an der Verarbeitung von Emotionen beteiligt ist und von der bekannt ist, dass sie bei Depressivität eine Rolle spielt.

In der kleinen, offenen Studie – das heißt, die Patienten wussten, was sie einnahmen – wurden insgesamt 20 Freiwillige mit klinischer Depression rekrutiert und gebeten, in den zwei Wochen vor Beginn der Studie keine Antidepressiva einzunehmen.

Sie erhielten dann zwei orale Dosen von Psilocybin neben einer psychiatrischen Unterstützung. Sie erhielten anfänglich eine niedrige Dosis des Medikaments, bevor sie eine zweite viel stärkere therapeutische Dosis eine Woche später einnahmen.

Um die Veränderungen in der Hirnaktivität zu erfassen, führten 19 der Probanden vor und nach der Behandlung fMRT-Scans durch. Ihnen wurden Bilder von menschlichen Gesichtern gezeigt, die entweder froh, ängstlich oder neutral waren, wobei das fMRT ihre Reaktionen als Veränderungen des Blutflusses in verschiedenen Regionen des Gehirns festhielt.

Zugang zur eigenen Emotionalität

Nach der Behandlung berichteten die Patienten, dass sie sich wieder in Kontakt mit ihren Emotionen fühlten und sich akzeptierten, wobei ein Patient die Erfahrung als „emotionalen Ausbruch“ bezeichnete.

Die Ergebnisse der Scans demonstrierten, dass die Patienten nach der Behandlung mit Psilocybin, insbesondere in der Amygdala, eine stärkere Reaktion auf emotionale Gesichter (froh und ängstlich) zeigten.

Die Autoren betonen, dass die Ergebnisse interessant sind, jedoch sind Follow-up-Studien erforderlich, um die direkte Verbundenheit der Effekte mit dem Medikament zu bestätigen, und dass andere Faktoren, wie z.B. die psychologische Unterstützung während der Studie oder das Stoppen der SSRI, nicht daran beteiligt sind.

Mystische Erfahrung

In einer zweiten in der Zeitschrift Frontiers in Pharmacology veröffentlichten Studie benutzten Roseman und Kollegen Fragebögen, um die Gefühle der Patienten über die Qualität ihrer Erfahrungen mit dem Psilocybin zu erfassen und wie diese mit ihren depressiven Veränderungen zusammenhiengen.

Eine der Dimensionen der Erfahrung, die die Forscher untersuchten, wurde als „mystische Erfahrung“ bezeichnet, die alle Gefühle von Einheit, Verlust von Grenzen des Selbst und die zeitliche und räumliche Transzendierung während der Behandlung einschließt.

Sie fanden heraus, dass, je stärker ein Patient diese Erfahrung bewertete, desto größer war dessen Abnahme der depressiven Symptome Wochen nach der Behandlung, was darauf hindeutet, dass das mystische Element ihrer psychedelischen Erfahrung ihnen bei der langfristigen Bewahrung der psychischen Gesundheit helfen kann.

© arznei-news.de – Quellenangabe: Imperial College London; Neuropharmacology – DOI: 10.1016/j.neuropharm.2017.12.041; Frontiers in Pharmacology – DOI: 10.3389/fphar.2017.00974; Jan. 2018

FDA gewährt dem Psilocybin-Programm des Usona-Instituts Breakthrough Therapy Status für die Behandlung von klinischen Depressionen

25.11.2019 Das Usona Institute hat von der US Food and Drug Administration (FDA) Breakthrough Therapy Designation für Psilocybin zur Behandlung von klinischen Depressionen erhalten.

Breakthrough Therapie Status

Der Breakthrough Therapie Status unterstreicht das organisatorische Engagement der FDA für die Förderung eines effizienten Entwicklungsprogramms für Psilocybin bei schweren depressiven Störungen.

Der neue Status folgt auf den jüngsten Start der klinischen Phase-2-Studie PSIL201 von Usona, an der rund 80 Teilnehmer an sieben Studienzentren in den USA teilnehmen werden. Für zwei der sieben Studienstandorte werden derzeit Patienten gesucht, während die anderen voraussichtlich im ersten Quartal 2020 aktiv werden.

Die Ergebnisse früherer Studien zeigen deutlich das bemerkenswerte Potenzial von Psilocybin als Therapie bei Patienten mit Depression, das Usona nun in eigenen klinischen Studien bestätigen will.

Was wirklich bahnbrechend ist, ist die konsequente Anerkennung der FDA, dass klinische Depressionen generell, nicht nur die viel kleinere Population mit behandlungsresistenten Depressionen einen ungedeckten medizinischen Bedarf darstellen, und dass die verfügbaren Daten darauf hindeuten, dass Psilocybin eine wesentliche klinische Verbesserung gegenüber bestehenden Therapien bieten kann, sagt Charles Raison, Director of Clinical and Translational Research bei Usona.

Angesichts der Komplexität von Psilocybin und der Tatsache, dass Usona neue Wege beschreitet, werden diese Wechselwirkungen sicherstellen, dass Usona und die FDA sich darauf einstellen, das Entwicklungsprogramm mit akzeptablen Best Practices anzugehen, schreibt er.

Psilocybin bietet potenziell ein neuartiges Paradigma, bei dem eine schnell wirkende Substanz tiefgreifende Veränderungen im Bewusstsein bewirkt und eine langfristige Remission depressiver Symptome ermöglichen könnte, schließt der Forschungsleiter.

Usona Institute

Das Usona Institute ist eine gemeinnützige medizinische Forschungseinrichtung, die präklinische und klinische Forschung durchführt und unterstützt, um das Verständnis der therapeutischen Wirkungen von Psilocybin und anderen bewusstseinserweiternden Medikamenten zu fördern.

Der Schwerpunkt liegt auf der Linderung von Depressionen und Ängsten bei Menschen, bei denen die derzeitigen medizinischen Behandlungen nicht ausreichen, um Erleichterung und eine bessere Lebensqualität zu bieten..
© arznei-news.de – Quellenangabe: BUSINESS WIRE, Usona Institute

Psilocybin erweist sich bei der Behandlung schwerer depressiver Störungen als vielversprechend

05.11.2020 Psilocybin kann – im Rahmen einer unterstützenden Psychotherapie – bei der Behandlung von klinischer Depression wirksam sein laut einer in JAMA Psychiatry veröffentlichten Studie.

Dr. Alan K. Davis von der Johns Hopkins School of Medicine in Baltimore und Kollegen untersuchten die Wirkung der Psilocybin-Therapie bei Patienten mit schweren Depressionen. Teilnahmeberechtigt waren Erwachsene im Alter von 21 bis 75 Jahren mit der Diagnose klinischer Depression.

27 Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip entweder einer Gruppe zugeteilt, die unmittelbar zwei Psilocybin-Sitzungen erhielt, oder einer Gruppe mit verzögerter Behandlungsbedingung (acht Wochen Verzögerung; 15 bzw. 12 Teilnehmer).

Die Forscher fanden heraus, dass die mittleren Werte beim GRID-Hamilton-Depressions-Rating nach der 1. und 4. Woche in der Gruppe mit unmittelbarer Behandlung statistisch signifikant niedriger waren als die Werte zu den vergleichbaren Zeitpunkten der Wochen 5 und 8 in der Gruppe mit verzögerter Behandlung (8,0 bzw. 8,5 gegenüber 23,8 bzw. 23,5).

In den Wochen 5 und 8 waren die Effektstärken groß. Vom Ausgangspunkt bis zum Tag 1 nach der ersten Sitzung dokumentierte das Quick Inventory of Depressive Symptomatology-Self Rated eine rasche Abnahme des mittleren Depressionsscores (16,7 gegenüber 6,3), der bis zur vierten Woche der Nachbeobachtung statistisch signifikant verringert blieb (6,0).

Diese Daten erweitern die Ergebnisse früherer Studien, an denen Patienten mit Krebs und Depressionen sowie Patienten mit behandlungsresistenten Depressionen teilgenommen haben, wobei sie nahelegen, dass Psilocybin in der viel grösseren Population der Patienten mit klinischer Depression wirksam sein kann, schreiben die Autoren.
© arznei-news.de – Quellenangabe: JAMA Psychiatry – 2020. doi:10.1001/jamapsychiatry.2020.3285.

Psilocybin zeigte sich in kleiner Studie mit depressiven Patienten mindestens so gut wirksam wie das Antidepressivum Escitalopram

15.04.2021 Psilocybin, der Wirkstoff in den sogenannten Magic Mushrooms (Zauberpilzen), könnte in einer therapeutischen Umgebung mindestens so wirksam sein wie das oft eingesetzte Antidepressivum Escitalopram.

Dies ist das Ergebnis einer Studie, die von Forschern des Centre for Psychedelic Research am Imperial College London durchgeführt wurde.

In der bisher aussagekräftigsten Studie, die das therapeutische Potenzial einer „psychedelischen“ Substanz untersuchte, verglichen die Forscher zwei Psilocybin-Therapiesitzungen mit einer sechswöchigen Behandlung mit einem der wichtigsten Antidepressiva (einem selektiven Serotonin-Aufnahmehemmer namens Escitalopram) bei 59 Personen mit mittelschwerer bis schwerer Depression.

Die im New England Journal of Medicine veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass die Depressionswerte zwar in beiden Gruppen verringert wurden, die Verringerung in der Psilocybin-Gruppe jedoch schneller und in größerem Ausmaß eintrat.

Die Forscher weisen jedoch darauf hin, dass der Hauptvergleich zwischen Psilocybin und dem Antidepressivum statistisch nicht signifikant war. Sie fügen hinzu, dass größere Studien mit mehr Patienten über einen längeren Zeitraum erforderlich sind, um zu zeigen, ob Psilocybin genauso gut oder effektiver als ein etabliertes Antidepressivum wirken kann.

Studie

Bei den Psilocybin-Dosierungen erhielten die Probanden eine orale Dosis des Medikaments in einer speziellen klinischen Umgebung, während sie eine kuratierte Musik-Playlist hörten und von einem psychologischen Betreuungsteam, zu dem auch zugelassene Psychiater gehörten, durch ihre Erfahrungen geführt wurden. Alle Probanden der Studie erhielten das gleiche Maß an psychologischer Unterstützung.

Die mit Psilocybin behandelten Probanden – von den Entwicklern COMPASS Pathways PLC „COMP360“ genannt – zeigten deutliche Verbesserungen bei einer Reihe von subjektiven Messwerten, einschließlich ihrer Fähigkeit, Freude zu empfinden und Emotionen auszudrücken, eine stärkere Verringerung von Ängsten und Suizidgedanken sowie ein gesteigertes Wohlbefinden.

Dr. Robin Carhart-Harris, Leiter des Zentrums für psychedelische Forschung am Imperial College, der die Studie entworfen und geleitet hat, sagte: Diese Ergebnisse, die zwei Dosen der Psilocybin-Therapie mit 43 Tagesdosen eines der am besten wirkenden SSRI-Antidepressiva vergleichen, helfen dabei, das Versprechen von Psilocybin als potenzielle Behandlung für psychische Erkrankungen zu kontextualisieren. Die Remissionsraten waren in der Psilocybin-Gruppe doppelt so hoch wie in der Escitalopram-Gruppe.

Dosierung

Während der Studie erhielten 59 Freiwillige mit mittelschwerer bis schwerer Depression entweder eine hohe Dosis Psilocybin und ein Placebo oder eine sehr niedrige Dosis Psilocybin und Escitalopram.

Im Psilocybin-Arm der Studie erhielten 30 Personen eine erste Dosis Psilocybin (25 mg) zu Beginn der Studie, gefolgt von einer zweiten Dosis (25 mg) drei Wochen später. Sie erhielten sechs Wochen lang täglich Placebokapseln zur Einnahme: eine pro Tag nach der ersten Dosis, die nach der zweiten Dosis auf zwei pro Tag erhöht wurde.

Im Escitalopram-Arm der Studie erhielten 29 Personen 1mg Psilocybin bei den Dosierungssitzungen – eine Dosis, die so niedrig ist, dass sie als nicht aktiv eingestuft wird und wahrscheinlich keine Wirkung hat. Außerdem erhielten sie sechs Wochen lang täglich Escitalopram: eine 10mg-Kapsel pro Tag nach der ersten Einnahme, die nach der zweiten Einnahme auf zwei pro Tag erhöht wurde (20mg pro Tag) – die maximale Dosis für diesen SSRI.

Symptomlinderung, Remission

Alle Teilnehmer wurden anhand von standardisierten Skalen zum Schweregrad depressiver Symptome beurteilt. Die wichtigste Messgröße, der QIDS-SR-16, wurde verwendet, um depressive Symptome auf einer kontinuierlichen Skala von 0-27 zu messen, wobei höhere Punktzahlen eine stärkere Depression anzeigen. Zu Beginn der Studie lag der Mittelwert in der Psilocybin-Gruppe bei 14,5. Aber nach sechs Wochen verringerten sich die Werte um durchschnittlich 8,0 Punkte.

Ein Ansprechen, d. h. eine Verringerung der Depressionswerte um mindestens 50 % gegenüber dem Ausgangswert, wurde bei 70 % der Personen in der Psilocybin-Gruppe festgestellt, verglichen mit 48 % in der Escitalopram-Gruppe. Darüber hinaus wurde in der Psilocybin-Gruppe bei 57 % der Patienten eine Remission der Symptome festgestellt, in der sechsten Woche mit einem Wert von 0 bis 5 bewertet, während es in der Escitalopram-Gruppe nur 28 % waren.

Nebenwirkungen

Die Psilocybin-Gruppe berichtete über weniger Fälle von Mundtrockenheit, Angstzuständen, Schläfrigkeit und sexuellen Funktionsstörungen als die Escitalopram-Gruppe und eine ähnliche Rate an unerwünschten Ereignissen insgesamt. Kopfschmerzen, die einen Tag nach der Einnahme auftraten, waren die häufigste Nebenwirkung von Psilocybin.

Warnung

Die Studienautoren um Robin Carhart-Harris warnen, dass, obwohl die ersten Ergebnisse ermutigend sind, Patienten mit Depressionen nicht versuchen sollten, sich selbst mit Psilocybin zu behandeln, da das Team einen speziellen klinischen und therapeutischen Kontext für die Erfahrung mit der Droge und eine regulierte Dosis, die unter Laborbedingungen entwickelt wurde, zur Verfügung stellte. Sie betonen, dass die Einnahme von Magic Mushrooms oder Psilocybin ohne diese sorgfältigen Sicherheitsvorkehrungen möglicherweise keine positiven Auswirkungen hat.
© arznei-news.de – Quellenangabe: New England Journal of Medicine (2021). DOI: 10.1056/NEJMoa2032994.

Beiträge zu “Psilocybin gegen Depression”

  1. Ich hatte mir mal Mushrooms besorgt.
    Leider lagerte ich sie nicht im Kühlschrank. Es roch schon säuerlich. Aber dass das nicht normal ist, wusste ich nicht.

    Ich nahm etwas und merkte nichts. Dann nahm ich alles – keine Ahnung, wie viel mg.
    Nun ja, dann bekam ich Panik vor meinem Mut. Ich erinnerte mich an Foreneinträge, bei denen Leute einen negativen Trip hatten. Ob ich sonst Panik bekommen hätte, ist unklar.
    Ich weiß noch, dass ich mich übergeben musste. Glücklicherweise las ich, dass das Ganze nur 1-2h andauern könne (Fehlinfo). Ich wartete ja immer noch auf eine Wirkung… So beruhigte ich mich nach 2h dann auch wieder.

    Wie würde ich das beschreiben? Diese Panik: Ich kam mir vor, wie auf einer Kinderrutschbahn. Als sei ich etwas los gerutscht und würde nun die Kraft beider Arme am Rand benutzen, das Rutschen zu verhindern, lol.
    Ich verweigerte mich also mit allen psychischen Kräften dem Trip.

    Ich schwor mir, so was nie wieder zu probieren. Aber Artikel über Studien machen mich neugierig.
    1-2 Jahre ohne Depris – das wäre schön, lol.

    Schade, dass das alles illegal und schwer zu bekommen ist. Und auch ärztlich nicht angeboten wird. Wie soll ein Depressiver es schaffen, sich für so etwas „anzumelden“ und durch ganz DE zu reisen?

    Ich würde es – mit zeitl. Abstand – gerne noch mal probieren. Aber natürlich mit Kühlschrank-Lagerung und winzigen Dosen. Diese dann vorsichtig steigern.
    Nichtsdestotrotz – man liest von Horror-Trips. Und alle sind froh, nicht alleine gewesen zu sein.

    Ich war und bin leider alleine.

Welche Erfahrung haben Sie mit diesem Medikament gemacht, oder haben Sie eine Frage dazu?

Hat das Medikament geholfen (Dosierung, Dauer der Anwendung)? Was hat sich verbessert / verschlechtert? Welche Nebenwirkungen haben Sie bemerkt?


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