- Symptome
- Kriterien
- Folgen
- Behandlung, Therapie
- Das Gehirn
- Schuldgefühle nach den Essattacken
- Bulimisches Verhalten kann schon im Kindesalter auftreten
- Erfahrungen, Erfahrungsberichte
- Weitere News-/Forschungsartikel
Hauptmerkmale
Hauptmerkmal der Patienten mit Bulimie (Bulimia Nervosa, Bulimarexie oder auch Ess-Brech-Sucht genannt) ist die hohe Aufnahme von Kalorien durch Ess- ‚Fressanfälle‘ (als Kontrollverlust wahrgenommen), die mit Erbrechen, Laxantienabusus oder/und anhaltenden Diäten rückgängig gemacht werden soll.
Bulimische Patienten sind in der Regel normalgewichtig.
Menschen mit Bulimie können zwischen zwei und 40 Fressattacken in der Woche haben. Meistens finden diese heimlich statt, und die Betroffenen schlingen sehr schnell, fast ohne zu kauen, große Mengen an Nahrungsmittel hinunter. Meist Süßes, mit hohem Kaloriengehalt und von weicher Konsistenz. Es werden mindestens 1500 oft sogar mehr als 3000 Kalorien aufgenommen, wobei die Betroffenen kaum etwas „schmecken“.
Essattacken
Menschen mit Bulimie haben Episoden, in denen sie große Mengen an Nahrung essen. Danach erfolgen die Versuche es wieder loszuwerden bzw. das zuviel Gegessene zu kompensieren: durch Erbrechen oder Abführen (Abführmittel verwendend), Fasten, oder übertrieben Sport zu treiben.
Verzerrte Körperwahrnehmung und Angst vor Gewichtszunahme
Im Gegensatz zu Anorexie sind Bulimiker oft normalgewichtig. Aber sie haben dieselbe verzerrte Körperwahrnehmung und intensive Furcht davor, Gewicht zuzulegen. Sie sehen sich als fett und versuchen verzweifelt Gewicht zu verlieren. Weil sie sich oft ihrer schämen und angeekelt fühlen, sind Bulimiker oft sehr gut darin, ihr bulimisches Verhalten zu verstecken.
Folgende Punkte sind häufige Zeichen und Symptome von Bulimie:
Symptome / Anzeichen
Russel-Zeichen auf dem Ring- und Mittelfinger.
- Hinweise auf Bingeeating, inklusive dem Verschwinden großer Mengen an Nahrung in kurzer Zeit oder Auffinden vieler leerer Nahrungsverpackungen oder Behälter.
- Hinweise auf Erbrechen, z.B. Aufsuchen des WCs nach dem Essen, Geräusche des Erbrechens oder Geruch nach Erbrochenem, oder Abführmittel oder harntreibende Mittel.
- Auslassen von Mahlzeiten oder Vermeiden vor Anderen zu essen, oder Essen von sehr kleinen Portionen.
- übertrieben Sport treiben.
- Sackartige Kleidung tragen, um den Körper zu verstecken.
- Darüber klagen, „fett“ zu sein.
- Zahnfleisch, Mundwasser oder Minze übertrieben benutzen.
- Konstantes Halten einer Diät.
- Zurückbleibende Narben an der Hand durch wiederholt herbeigeführtes übergeben (sogenannte Russel-Zeichen).
Langfristige Gesundheitsprobleme
Wenn die Ess-Brech-Sucht nicht behandelt wird, kann es zu langfristigen Gesundheitsproblemen kommen, wie z.B.: anormale Herzrhythmen, Refluxösophagitis und Nierenprobleme. Jedoch kann Bulimie erfolgreich durch kognitive Verhaltenstherapie behandelt werden.
Kognitive Verhaltenstherapie und Antidepressiva
Es werden auch oft Antidepressiva eingesetzt. Dabei sollte allerdings beachtet werden, dass Antidepressiva nicht die Ursachen ändern können und deshalb nicht so sinnvoll sind wie eine kognitive Verhaltenstherapie.
Es ist wichtig Hilfe aufzusuchen, wenn Sie denken, dass jemand, der Ihnen wichtig ist, Bulimia nervosa hat.
DSM IV Kriterien
- Wiederholte Episoden von Fressattacken.
- Wiederholte Anwendung von unangemessenen Maßnahmen, die der Gewichtszunahme entgegensteuern sollen.
- Die „Fressattacken“ und das unangemessene gegensteuernde Verhalten treten drei Monate lang im Durchschnitt mindestens zweimal pro Woche vor.
- Figur und Körpergewicht haben einen übermäßigen Einfluss auf die Selbstbewertung.
Schuldgefühle, Depression und Angst nach den Essattacken
Nach der Eressattacke empfindet der Bulimiker Schuldgefühle, Depression und Angst (ertappt zu werden). Dann setzt das kompensatorische Verhalten ein: vor allem das Erbrechen. Doch die Hälfte der Kalorien sind schon aufgenommen, bloß das Erbrechen stört den Körper und es gibt kein Gefühl der Sättigung (und es tritt zeitweise durch die „Entleerung“ Linderung auf), woraus weitere Fressattacken resultieren. –> Teufelskreis.
Abführmittel und Entwässerungsmittel haben ebenfalls nicht den erwünschten Effekt angesichts der Freßattacken.
Die Übergänge zwischen Patienten mit Anorexie und denen mit Bulimie sind fließend.
Bulimisches Verhalten kann schon im Kindesalter auftreten
30.10.2014 Kinder mit einem problematischen (bulimischen) Essverhalten können zugrundeliegende psychische Probleme haben, laut einer kürzlich veröffentlichten Studie.
Forscher der Universität Montreal stellten fest, dass ein restriktives Verhalten schon vor der Pubertät erscheinen kann. Ihre Befunde werfen Fragen auf, wie Essstörungen sich entwickeln und diagnostiziert werden.
„Viele Forscher glauben, dass Bulimie erst im Jugendalter auftritt, aber unsere Studien zeigen: diese Essstörung kann schon früher auftauchen“, sagte die klinische Psychologin Dominique Meilleur. „Es ist möglich, dass sie gegenwärtig unterdiagnostiziert ist aufgrund fehlender Sensibilisierung und Diagnostik.“
Für die Studie untersuchten Meilleur und ihre Kollegen die psychologischen, soziodemographischen und physiologischen Merkmale von mehr als 200 Acht- bis Zwölfjährigen mit Essproblemen. Kinder mit körperlichen Erkrankungen, die essensbezogene Probleme verursachen können (wie Diabetes oder Mukoviszidose), wurden von der Studie ausgeschlossen.
Bild: Andrzej Kwasniewski (pixabay – Symbolfoto)
Sie stellten fest, dass die Kinder oft unter anderen Problemen litten:
- insbesondere Angststörungen, Stimmungsproblemen und Aufmerksamkeitsdefiziten.
- Mehr als 15,5 Prozent der an der Studie beteiligten Kinder brachten sich gelegentlich dazu, sich zu übergeben und
- 13,3% zeigten ein bulimisches Verhalten.
„Diese Ergebnisse sind besorgniserregend, aber sie könnten Klinikern helfen, eine frühere Diagnose zu erreichen, wenn sie diese Aspekte untersuchen könnten“, sagte Meilleur.
- 52 Prozent der Kinder in der Studie waren aufgrund ihres Essverhaltens mindestens einmal ins Krankenhaus eingewiesen und 48% in der ambulanten Notfallhilfe behandelt worden.
- Die Ergebnisse dieser Studie zeigten, dass 22,7 Prozent der Kinder aufgrund ihrer Erscheinung verspottet oder beleidigt worden waren und deshalb ihr Verhalten veränderten.
„Viele Faktoren sind mit der Entwicklung und der Aufrechterhaltung von Essstörungen verbunden“, erklärt Meilleur. „Für einige Kinder kann Mobbing eine Änderung des Essverhaltens initiieren oder verstärken.“
Die Befunde wurden auf der Eating Disorders Association of Canada Konferenz in Vancouver Okt. 2014 präsentiert.
© PSYLEX.de – Quelle: Universität Montreal / Eating Disorders Association of Canada, Oktober 2014
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