Depression: Negative Gedanken und Grübeln

Zu viel Nachdenken kann kontraproduktiv sein

Es ist nicht unüblich für viele Leute, über ein Problem von verschiedenen Standpunkten aus nachzudenken. Aber, Grübeln oder Brüten kann unproduktiv oder abträglich sein, gute Entscheidungen für das Leben zu treffen.

Unproduktives Wiederkäuen, also Grübeln, ist ein verbreitetes Symptom für Depression und kann wütend machen oder lähmen. In der Tat grübeln Personen, die unter Depressionen leiden, oft über ihre Depressivität. Dieses grübelnde Denken kann passiv oder fehlverhaltend sein (z.B. sich ängstigen) oder aktiv und lösungsorientiert (z.B. coping, zurechtkommend).

In einer neuen Studie versuchten Forscher der Stanford Universität zu bestimmen, welche Arten des Grübelns im Gehirn von depressiven Menschen sich vorfinden lassen.

Die Befunde sind in der Zeitschrift Biological Psychiatry herausgegeben worden.

Die Wissenschaftler entdeckten, dass zwei deutliche und konkurrierende Neuronennetze für die verschiedenen Arten des Grübelns verantwortlich sind.

Das Standardmodus-Netz (DMN) unterstützt passive, selbstbezogene Gedanken, während das Aufgabenpositivnetz (TPN – task positive network) aktives Denken unterstützt, das erforderlich ist, um Probleme zu lösen, sagt Studienautor J. Paul Hamilton, Ph.D.

Mit Hilfe der brain-imaging-Technik fanden Hamilton und seine Kollegen, dass bei depressiven Patienten wachsende Niveaus der Aktivität im DMN, ähnlich dem des TPN, verbunden ist mit höheren Leveln von fehlerhaftem, depressiven Grübeln und niedrigeren Leveln von anpassungsfähigen reflektierenden Grübeln.

Diese Befunde zeigen, dass DMN und TPN bei Depression interagieren, um depressionsgebundenes Denken hervorzuheben, mit stärkerem DMN Einfluss verbunden damit, sich mehr Sorgen zu machen und weniger effektivem Coping und schwerwiegenderen Depressionen.

„Es macht Sinn, dass unproduktives Grübeln DMN im Gehirn beschäftigt, da diese Systeme dem Gehirn ermöglichen ‚zu faulenzen‘, wenn Menschen nicht auf bestimmte Aufgaben ausgerichtet sind „kommentierte Dr. John Krystal Herausgeber der Biological Psychiatry.

„Besseres Verstehen der Faktoren, die den Schalter zwischen diesen Funktionsarten kontrollieren, wird vielleicht bessere Einblicke in Depression und seine Behandlung liefern können.“
Quelle: Biological Psychiatry, September 2011

Depressive können nicht aufhören schlechte Zeiten zu durchleben

Eine neue Studie sagt, dass depressive Personen unter ihrer Unfähigkeit leiden, sich von negativen Gedanken zu befreien, weil sie ihre Aufmerksamkeit nicht auf andere Dinge richten können – sie grübeln eher.

Die Studie erscheint in der Zeitschrift Psychological Science.

„Sie stecken grundsätzlich in Denkweisen fest, in denen sie immer und immer noch einmal durchleben, was ihnen passierte“, sagte Studienmitautor Jutta Joormann von der Universität von Miami in einer Pressemitteilung der Association for Psychological Science. „Obwohl sie denken, ‚Oh es ist nicht hilfreich, ich sollte damit aufhören über dieses nachzudenken, ich sollte mit meinem Leben weitermachen‘ können sie nicht aufhören, zu grübeln.“

Die Studienautoren gaben Tests, die dafür entworfen sind, geistige Flexibilität einzuschätzen, an 26 depressive Menschen und 27, die nie depressiv waren.

Die Teilnehmer sahen sich je eine Sekunde Wörter auf einem Bildschirm an und wurden dann aufgefordert, sich an sie vorwärts oder rückwärts zu erinnern. Dann wurden sie darum gebeten, sich einzelne Wörter anzusehen, und zu sagen, wo sie sich in der Originalreihenfolge befanden.

Die depressiven Teilnehmer hatten größere Probleme mit der Aufgabe, besonders wenn die Wörter negative Bedeutungen hatten, wie „Tod“ oder „Traurigkeit“.

„Die Reihenfolge der Wörter stecken in ihrem Arbeitsgedächtnis fest, besonders wenn die Wörter negativ sind,“ sagte Joormann.

Jene, die am schlechtesten abschnitten, tendierten auch dazu, über ihre Probleme zu grübeln.
Quelle: Psychological Science, Juli 2011

Depressives Grübeln aufgrund übermäßiger Gehirnvernetzung

05.09.2014 Eine Untersuchung der Gehirne junger Erwachsener mit einer Depression in der Vergangenheit zeigte übermäßig verschaltete emotionale und kognitive Netzwerke (Hyperkonnektivität), die zu einer verringerten kognitiven Kontrolle und negatives Grübeln führen können.

Forscher der Universität Illinois, Chicago (UIC) glauben, dass die Entdeckung Klinikern bei der Weiterentwicklung von Behandlungsmethoden helfen könnte, die die Entwicklung von chronischer Depression im Erwachsenenalter verhindern könnten.

Die Wissenschaftler untersuchten mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) die Gehirnkonnektivität von jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 23 während sie sich in einem ausgeruhtem Zustand befanden.

Es wurden 30 junge Erwachsene (nicht medikamentös behandelt), die zuvor eine Depression erfahren hatten, mit 23 gesunden Kontrollteilnehmern verglichen.

Hyperkonnektivität und Grübeln

Die Forscher fanden viele Regionen, die eine Hyperkonnektivität aufwiesen oder „etwas zuviel miteinander sprachen bei jenen, die schon mal eine Depression hatten“, sagte Studienautorin Rachel Jacobs.

Diese hyperkonnektiven Gehirnnetze sind mit dem Grübeln verbunden, bei dem die Betroffenen ein Problem wieder und wieder durchkäuen, ohne zu einer Lösung zu gelangen.

„Grübeln ist kein gesunder Weg zur Verarbeitung von Emotionen„, sagte Scott Langenecker, außerordentlicher Professor für Psychiatrie und Psychologie an der UIC und Koautor. „Grübeln ist ein Risikofaktor für Depression und auch für ein erneutes Auftreten.“

Kognitive Kontrolle und Grübeln

Die Forscher sahen sich auch die kognitive Kontrolle (die Fähigkeit sich in Denkprozesse oder Verhalten ‚einzuklinken‘ und sich zu lösen) an, die eine Vorhersagevariable für die Reaktion auf eine Behandlung und auch für den Rückfall der Krankheit ist.

„Kognitive Kontrolle und Grübeln sind miteinander verknüpft. Wenn das Grübeln ansteigt, sinkt die kognitive Kontrolle“, sagte Langenecker.

Die Forscher folgten diesen jungen Erwachsenen, um zu sehen, ob die Hyperkonnektivität ein erneutes Auftreten der Erkrankung vorhersagt.

„Psychosoziale und medikamentöse Behandlungen können bei Depression hilfreich sein“, sagte Jacobs, „aber innerhalb zweier Jahre der Genesung hat die Hälfte dieser jungen Leute einen Rückfall.“

Der Übergang ins Erwachsenenalter, während das Gehirn fast ausgereift ist, ist eine kritische Zeitspanne für Interventionen.

„Wenn wir den jungen Menschen helfen können, wie man sich von fehlangepassten Strategien wie Grübeln befreit, kann sie dies vor der Entwicklung einer chronischen Depression schützen und ihnen helfen, als Erwachsene wohlauf zu bleiben“, sagte Jacobs.

„Wir denken, dass Depression das Ergebnis einer Entwicklung ist“, sagte Langenecker, „und nicht das Ende eines vorprogrammierten Weges“.

„Wenn wir diesen Hoch-Risiko-Patienten Prävention und Behandlung anbieten können, wären wir vielleicht in der Lage, Depressionen zu verhindern, die Anzahl depressiver Episoden und/oder den Schweregrad zu reduzieren.“

© PSYLEX.de – Quelle: PLoS One / University of Illinois at Chicago, August 2014

Neuronale Prozesse beim depressiven Grübeln

Depressives Grübeln, wenn das Gehirn nichts zu tun hat – Oder warum werden Menschen mit Depression von negativen Gedanken geplagt? Eine neue Analyse erforschte die neuronalen Prozesse.

Depressive Menschen haben oftmals Gedanken, in denen sie sich selbst Schuld zuweisen, beschämende oder selbstzerstörerische Gedanken. Diese Gedanken lenken nicht nur von anderen Aktivitäten ab, sondern vermögen auch nicht die zugrundeliegenden Lebensprobleme zu lösen. Auch sind die Vorstellungen, Ideen dieser grüblerischen Gedanken häufig ziemlich verzerrt und ziehen oft Verzweiflung und Leiden nach sich.

Die Grübel-Neigung bei Depression ist bereits gut charakterisiert worden. Jedoch zeigt eine neue Studie von Dr. J. Paul Hamilton und Kollegen von der Stanford University, welche Prozesse im Gehirn diese Symptome veranlassen.

Subgenualer präfrontaler Cortex und Bewusstseinsnetzwerk

Ihre Arbeit betont das Zusammenspiel einer bei Depression involvierten Gehirnregion, dem subgenualen präfrontalen Cortex (sgPFC) und ein bei der Reflextion (Nachdenken) aktives Netzwerk, manchmal das Default Mode Network (DMN, im Deutschen etwa: Bewusstseinsnetzwerk oder Ruhezustandsnetzwerk oder auch Standardnetzwerk) genannt.

Das DMN wird aktiviert, wenn die aufgabenorientierten Schaltkreise des Gehirns nicht beschäftig sind – d.h. während selbstreferentiellen (selbstbezogenen) Gedankengängen.

Durch Reanalyse mehrerer Studien zeigen Hamilton und Kollegen, dass depressives Grübeln wahrscheinlicher während einer Depression auftritt, wenn das ‚Feuern‘ des sgPFC (depressive Stimmung signalisierend) koordinierter mit dem Feuern des Standardnetzwerks einhergeht.

Sie legen nahe, dass die beobachtete erhöhte Konnektivität (Verbindung) eine funktionale Integration von sgPFC und DMN-Prozessen bei Depression widerspiegelt, die wiederum das Grübeln fördert.

Verzerrung der Selbstreflexion

Die Studie zeigt, dass Depression einen natürlichen Prozess verzerrt. Der subgenuale präfrontale Cortex hilft normalerweise, die vom Standardmodus unterstützten reflektierenden Prozesse auszurichten, so dass wir wichtige Probleme bei der Entwicklung von Strategien zu deren Lösung berücksichtigen können, kommentierte Dr. John Krystal Herausgeber bei Biological Psychiatry.

Jedoch scheint bei der Depression, der subgenuale präfrontale Cortex Amok zu laufen und die normale Selbstreflexion, auf fehlangepasste Weise zu ‚entführen‘. Dies kann ein Grund sein, warum elektrische Stimulation des sgPFC bei einigen Patienten mit schwerwiegenden oder behandlungsresistenten Depressionssymptomen hilfreich ist, sagte er.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Stanford University, Biological Psychiatry; August 2015

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