Depression bei Kindern

Depression bei Vorschulkindern kann Jahrzehnt andauern

25.08.2014 Eine neue Forschungsstudie hat entdeckt, dass eine Depression in der frühen Kindheit das Risiko für Depressivität in den formenden Schuljahren erhöht.

Hoher Risikofaktor

Forscher der Washington Universität berichteten in The American Journal of Psychiatry, dass depressive Vorschulkinder ein 2,5-mal so hohes Risiko hatten, auch in Grund- und weiterführenden Schulen unter der Erkrankung zu leiden.

Frühere Studien haben gezeigt, dass Depression bei Vorschulkindern oft durch die Depressivität der Mutter beeinflusst wird.

“Es sind die alten schlechten Nachrichten über Depression; es ist eine chronische und wiederkehrende Störung, “sagte Kinderpsychiaterin Joan L. Luby.

“Aber die guten Nachrichten sind: wenn wir früh die Depression identifizieren können, haben wir vielleicht auch die Möglichkeit sie wirksamer zu behandeln und die potentielle Richtung der Krankheit zu ändern, so dass sie weniger wahrscheinlich chronisch und wiederkehrend wird.”

Die Studie

Die Forscher folgten 246 Kindern vom 3-5 Lebensjahr bis zum Alter von neun bis zwölf; die Kinder und ihre Erziehungsberechtigten nahmen an bis zu sechs jährlichen und vier halbjährlichen Untersuchungen teil.

Kindergarten von Johann Sperl
Kindergarten von Johann Sperl

Unter Zuhilfenahme einer Checkliste und eines diagnostischen Interviews wurden Traurigkeit, Gereiztheit, Schuldgefühle, Schlaf, Appetit und reduzierte Lust an Aktivitäten und Spiel der Kinder erfasst.

Auch wurden die Interaktionen der Erziehungsberechtigten beurteilt, da eine frühere Forschungsstudie des Teams gezeigt hatte, dass ein Mangel an elterlicher Fürsorge ein wichtiger Risikofaktor für das erneute Auftreten der Depression ist.

Die Studie sollte die Kinder beim Aufwachsen beobachten, und sie auf Depression und andere psychiatrische Erkrankungen beurteilen. Wurde jedoch festgestellt, dass Kinder ernsthaft depressiv wurden oder Anzeichen für selbstschädigendes Verhalten zeigten, oder wenn ihre Erziehungsberechtigten um Hilfe baten, wurden Gesundheitsdienste eingeschaltet.

Gegenwärtig gibt es keine erprobten Behandlungen/Therapien für Depression, die sich in den Vorschuljahren zeigt. Selbst bei depressiven Erwachsenen sind die derzeit verfügbaren Behandlungensmethoden und Medikamente nur bei jedem 2. wirksam.

Die Befunde

Am Anfang der Studie wurden 74 der Kinder mit Depression diagnostiziert.

Als die Forscher sechs Jahre später dieselbe Gruppe beurteilten, stellten sie fest, dass 79 Kinder den vollen Kriterien für klinische Depression basierend auf dem diagnostischen und statistischen Handbuch für psychische Störungen, Fünfte Auflage (DSM-V) entsprachen.

Mehr als 51% der – ursprünglich in der Vorschule mit Depression diagnostizierten – 74 Kinder waren auch in der Schule depressiv. Nur 24 Prozent der 172 Kinder, die nicht als Vorschulkinder depressiv waren, entwickelten in den späteren Schulen eine Depression.

Lubys Gruppe stellte auch fest, dass Schulkinder ein hohes Risiko für Depression hätten, wenn ihre Mütter depressiv wären.

Und sie bemerkten, dass Kinder mit einer diagnostizierten Verhaltensstörung in der Vorschule, ein erhöhtes Depressionsrisiko im schulpflichtigem Alter und frühem Jugendalter hatten, doch dieses Risiko nahm mit einer guten mütterlichen Unterstützung ab.

Aber weder eine depressive Mutter noch eine Verhaltensstörung in der Vorschule erhöhte das Risiko für eine spätere Depression so sehr wie eine Diagnose einer Depression in den Vorschuljahren.

“Die Vorschuldepression war die stärkste Vorhersagevariable für eine spätere Depression im schulpflichtigem Alter und übertraf sämtliche anderen Risikofaktoren”, erklärte Luby.

“Diese Kinder scheinen auf einem Weg hin zu einer Depression zu sein, die von anderen psychosozialen Variablen unabhängig ist.”

Depressivität bei Vorschulkindern

Luby sagte, dass ihre Befunde Ärzten und Wissenschaftlern widersprechen, die behaupten, dass Kinder im Alter von drei oder vier nicht klinisch depressiv sein könnten. Sie befürwortet, bei den regelmäßigen medizinischen Untersuchungen für Vorschulkinder Depressionsscreeningverfahren einzubeziehen, aber sie sagt auch, dass ein solches Monitoring wohl nicht so bald eingesetzt werden wird.

“Der Grund, warum es noch nicht zu gravierenden Schritten gekommen ist: Wir haben noch keine erprobten, wirkungsvollen Behandlungsmethoden für depressive Vorschulkinder”, erklärte sie.

“Kinderärzte wollen normalerweise nicht auf eine Erkrankung untersuchen, wenn sie dann die Patienten an niemanden überweisen können, der in der Lage wäre zu helfen.”

Luby testet jetzt potentielle Eltern-Kind-Psychotherapien, die für Vorschulkinder mit Depression vielversprechend scheinen, aber noch ist deren Wirksamkeit nicht sicher.

Ihr Team folgt weiterhin den Kindern dieser Studie durch die Pubertät, um festzustellen, ob die Vorschuldepression ein Risikofaktor für Depression während des jungen Erwachsenenalters bleibt.

© PSYLEX.de – Quelle: Washington University, St. Louis / The American Journal of Psychiatry, August 2014

Pupillen-Reaktion sagt Depressionsrisiko bei Kindern vorher

Wie stark sich die Pupille eines Kindes beim Betrachten von emotionalen Bildern weitet steht im Zusammenhang mit dem Risiko für eine Depression über die nächsten zwei Jahre laut einer Studie der Binghamton Universität.

Pupillometrie zur Diagnose

Laut Psychologie-Professor Brandon Gibb legen die neuen Befunde nahe, dass diese physiologische Reaktion auf traurige Stimuli – gemessen mit Hilfe von Pupillometrie – als ein potentieller Biomarker für das Depressionsrisiko bei Kindern von depressiven Müttern dienen könnte.

Pupillometrie ist ein preisgünstiges Werkzeug, das leicht in klinischen Einrichtungen bei Kindern depressiver Mütter benutzt werden kann, um diejenigen mit dem höchsten Risiko für die Entwicklung einer Depression herauszufinden.

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Bild: Pezibear (pixabay); Symbolfoto

“Wir denken, dass diese Forschungsarbeit schließlich zu generellen Screenings in den Praxen von Kinderärzten führen könnte, um zukünftige Depressionsrisiken bei Kindern zu beurteilen”, sagte Gibb.

Pupillen-Dilatation

Gibb untersuchte Kinder, deren Mütter eine klinische Depression in ihrer Krankengeschichte hatten. Er maß die Pupillen-Dilatation (Weitung) bei den Kindern, während sie sich verärgerte, fröhliche und traurige Gesichter anschauten. In den folgenden zwei Jahren wurden Nachtests gemacht, um die depressiven Symptome der Kinder zu messen.

Kinder, deren Pupillen sich relativ weit beim Betrachten von traurigen Gesichtern weiteten, zeigten im Verlaufe der folgenden zwei Jahre ein höheres Depressionsniveau und auch eine kürzere Zeit bis zum Beginn einer klinischen depressiven Episode.

Diese Befunde waren speziell auf die Pupillenreaktionen der Kinder auf traurige Gesichter beschränkt und wurden nicht bei den Reaktionen der Pupillen auf verärgerte oder fröhliche Gesichter beobachtet.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Binghamton Universität, Journal of Abnormal Psychology; Juni 2015

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