Psychische Störungen, Krankheiten

Psychische Störungen, Krankheiten, Erkrankungen

Psychiatrische Krankheiten – Störungsbilder – Krankheitsbilder – Erkrankungen

Definition der psychischen Störung

Psychische Störungen zu definieren ist schwierig, da die Definitionen selbst wieder Fragen aufwerfen und die Definitionen abhängig davon sind, in welchem Kontext (Gesellschaft, Kultur etc.) sie aufgestellt wurden.

Ich habe einige Definitionen bzw. Anschauungen mal zusammengestelllt:

Hippokratis

Hippokratis glaubte, dass gestörtes Verhalten Resultat eines inneren Ungleichgewichts der vier inneren Säfte (gelbe Galle, schwarze Galle, Blut, Schleim) sei.

Aretaeus

Aber schon der Arzt Aretaeus (50-130) sah, dass dieser Glaube wohl etwas zu eingeschränkt sei, und entwickelte die Theorie: Emotionale Probleme sind sehr wohl in der Lage gestörtes Verhalten verursachen zu können.

Galen

Und der Arzt Galen (130-200) unterschied systematisch emotionale (Sorgen, Angst, Liebeskummer) und medizinische (Trunksucht, Kopfverletzungen) Ursachen.

Im Mittelalter waren viele der Überzeugung, dass viele psychische Störungen nur durch Dämonen hervorgerufen sein können.

Der deutsche Arzt Johann Weyer (1515-1588) schließlich begründete die moderne Psychopathologie. Seine Aussage: Der Geist kann genau so von Krankheiten befallen werden wie der Körper.

Philippe Pinel (1745-1826) kettete die “Irren” in den Krankenhäusern los: Die Patienten sind kranke Menschen, und psychische Störungen sind mit Unterstützung und Freundlichkeit zu behandeln, statt mit Schlägen und Bestrafungen. Psychische Störungen sind Ausdruck dafür, dass psychische Funktionen unter einer übermäßigen psychischen Last zusammengebrochen sind.

Der Psychiater Thomas Szasz

Der Psychiater Thomas Szasz hält den Begriff der Geisteskrankheit (oder die psychische Krankheit, psychische Störung) für einen Mythos. Nach ihm wird der “Geisteskranke” von der Gesellschaft dazu “gestempelt”. Die “Abweichungen” stellen für ihn einfach nur Lebensprobleme da, die der Gesellschaft aber dienen, solche jene (die die Ordnung der Gesellschaft bedrohen) zu kontrollieren oder sogar “wegzusperren”.

Liste psychischer Krankheiten:

Im folgenden finden Sie eine Liste zu den psychischen Krankheiten (bzw. Störungen, mentale Krankheiten), die auf dieser Webpräsenz zu finden sind. Die Liste bzw. der Überblick erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Weitere Störungen bzw. Probleme psychischer Natur sind unter Psychische Probleme zu finden.

Angststörungen

Einen Überblick und weitere Infos unter: Angststörung

Depressionen

Überblick und weitere Infos unter: Depression

Entwicklungsstörungen

Essstörungen

Überblick und weitere Infos unter: Essstörungen

Impulskontrollverluststörungen

Überblick und weitere Infos unter: Verlust Impulskontrolle

Schizophrene Störungen / Psychose

Störungen der Persönlichkeit

Weitere

Psychosomatik / Somatoforme Störungen

Körperliche Beschwerden, die sich nicht (hinreichend) auf eine organische Erkrankung zurückführen lassen: Somatoforme Störungen bzw. bei der eine psychische Ursache angenommen wird: Psychosomatik bzw. psychosomatische Medizin.

Symptome/Syndrome psychischer Erkrankungen

Eine Liste einiger Störungen, Syndrome und Symptome psychischer Störungen, für die es bis jetzt oben keine weiteren Unterpunkte gibt bzw. so viele, dass hier nur die Krankheit selbst steht. Weitere Infos zu den spezifischen Krankheiten, wie: Ursachen, Symptome, Epidemiologie etc., finden Sie unter der jeweiligen Störung.

Weitere psychische Symptome in der Symptomliste

Weitere psychische Probleme sind hier zu finden.

Schlimme Kindheit, psychische Erkrankungen lassen einen früher biologisch altern

21.01.2015 Nöte in der Kindheit und psychische Krankheiten zeigen eine Verbindung mit Veränderungen auf der Zellebene, die mit verstärkten Alterungsprozessen im Zusammenhang stehen.

Kindheitstraumata und psychiatrische Bedingungen können zu einem beschleunigten Altern führen, sagt Forscherin Audrey Tyrka vom Butler Hospital in der Zeitschrift Biological Psychiatry.

Die Wissenschaftler teilten 299 Erwachsene in verschiedene Gruppen basierend auf deren Erfahrungen in der Kinheit und Vorhandensein von psychischen Störungen wie Depression, Angststörungen oder Substanzmissbrauch ein.

Analyse von mtDNA und Telomere

Die DNS der Teilnehmer wurde analysiert, um die Telomerlängen und Veränderungen der mitochondrialen DNS (mtDNA) zu untersuchen. Eine Verkürzung der Telomere und ein höherer Gehalt an mtDNA können das zelluläre Altern messen.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Traumata in der Kindheit und psychische Erkrankungen jeweils mit kürzeren Telomeren und einer höheren mtDNA Dichte verbunden sind, sagten die Forscher.

Auswirkungen

Diese Auswirkungen wurden festgestellt bei Erwachsenen mit klinischer Depression, depressiven und Angststörungen, sowie bei denjenigen, die mit einem Verlust eines Elternteils oder Misshandlungen in der Kindheit fertigwerden müssen. Personen mit einer Substanzmissbrauchsstörung zeigten ebenfalls ein erhöhtes Vorkommen von mtDNA.

“Die Veränderungen zu identifizieren, die auf der Zellebene aufgrund dieser psychosozialen Faktoren auftreten, erlaubt uns, die Ursachen für diese schlechten Gesundheitsbedingungen und möglicherweise den generellen Alterungsprozess zu verstehen”, sagt Tyrka.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Audrey R. Tyrka, Stephanie H. Parade, Lawrence H. Price, Hung-Teh Kao, Barbara Porton, Noah S. Philip, Emma S. Welch, Linda L. Carpenter. Alterations of Mitochondrial DNA Copy Number and Telomere Length with Early Adversity and Psychopathology. Biological Psychiatry, 2015; DOI: 10.1016/j.biopsych.2014.12.025; Jan. 2015

Mitgefühl von Ärzten für psychisch Erkrankte sinkt bei biologischen Erklärungen

02.12.2014 Wenn Kliniker und Psychiater über die biologischen Ursachen einer psychischen Störung informiert werden, zeigen sie weniger Einfühlungsvermögen (Empathie) für den Patienten, zeigt eine neue in Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichte Studie.

Nach herkömmlicher Auffassung müssten biologische Erklärungen für psychiatrische Symptome die Zuweisung der Verantwortung des Patienten für sein Verhalten reduzieren und die Schuld Genen und Gehirnzellen angelastet werden. Dies wiederum sollte das Empathie steigern. Aber das passiert nicht.

Biologische versus psychosoziale Ursachen

In einer Reihe von Studien lasen US-Kliniker Beschreibungen von Patienten, deren Symptome durch genetische und neurobiologische oder durch Kindheitserlebnisse und stressende Lebensumstände erklärt wurden. Unter anderem wurden die Kliniker gefragt, wie viel Empathie sie für die Person hätten – ein sehr wichtiges Element jeder Therapie.

Die Kliniker drückten durchgehend weniger Einfühlungsvermögen und Mitgefühl mit den Patienten aus, wenn seine oder ihre Symptome durch biologische Faktoren erklärt wurden, fanden die Forscher.

“Biologische Erklärungen sind wie ein zweischneidiges Schwert”, sagte der leitende Autor Matthew Lebowitz von der Yale Universität. “Die Patienten scheinen dadurch eher weniger ‘Schuld’ an ihren Erkrankungen zu haben, aber die Überbetonung biologischer Ursachen für die Erklärung psychopathologischer Bedingungen kann zur Entmenschlichung führen, wenn Menschen auf bloße biologische Mechanismen reduziert werden.”

Psychiaterin
Bild: George Hodan (publicdomainpictures)

Weitere Nachteile der biologischen Sichtweise

Die Kliniker betrachteten Psychotherapie auch als weniger wirkungsvoll, wenn sie eher biologische Erklärungen für eine Krankheit erhielten statt psychosoziale. Dies ist problematisch, weil viele Studien zeigen, dass bestimmte Psychotherapieformen wichtige und wirkungsvolle Behandlungen für viele psychische Störungen sind, bemerken die Autoren.

Es gibt weitere Nachteile biologischer Ursachenerklärungen: Laut einer im letzten Jahr präsentierten Forschung der Autoren tendieren depressive Personen dazu, hinsichtlich ihrer Prognose umso pessimistischer zu sein, je mehr sie ihre Symptome auf biologische Ursachen zurückführen.

Die Forscher betonten, dass biologische Faktoren nur ein Puzzlestück im komplexen Rätsel sind, das psychische Störungen darstellen.

“Wir sagen sicher nicht, dass die biologischen Faktoren von psychischen Erkrankungen ignoriert werden sollten. Es ist jedoch entscheidend, Biologie als etwas zu verstehen, das Teil jeder menschlichen Erfahrung ist, und nicht als etwas, das psychische Kranke von allen anderen trennt”, sagte Woo-kyoung Ahn Professorin für Psychologie und Koautorin der Studie.

© PSYLEX.de – Quellen: Proceedings of the National Academy of Sciences, Yale Universität; November 2014

Das Selbstwertgefühl: Kern vieler psychischer Störungen

12.12.2014 Eine neue Forschungsstudie legt nahe, dass Reichtum, Macht oder deren Nichtvorhandensein der Schlüssel zu psychischen Erkrankungen bzw. Störungen sein könnte.

Forscher von der Universität von Kalifornien-Berkeley haben herausgefunden, dass überhöhte oder geringe Selbstwertgefühle in Verbindung stehen mit psychischen Problemen wie bipolarer Störung, narzisstischer Persönlichkeitsstörung, Angststörung und Depression, und weitere Belege dafür liefern, dass die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich schlecht für die Gesundheit sein kann.

Macht

Selbstwertgefühl
Bild: John Hain (pixabay)

“Wir stellten fest, dass es wichtig ist, einige Dinge herauszufinden:

  • die Motivation zur Erlangung von Macht,
  • die Vorstellung, wieviel Macht man erreicht hat,
  • prosoziale und aggressive Strategien, um die eigene Macht auszuweiten, und
  • mit der Erlangung von Macht verbundene Emotionen“,

sagte Studienleiterin Sheri Johnson in der Zeitschrift Psychology and Psychotherapy: Theory, Research and Practice.

Für die Studie untersuchten die Forscher Daten von 612 jungen Männern und Frauen, die

  • ihren sozialen Status,
  • Neigung zu manischen, depressiven oder ängstlichen Symptomen,
  • ihre Motivation, Macht zu erlangen,
  • ihre Akzeptanz von Autoritäten und
  • ihren Grad an Stolz

(u.a.) einschätzten.

Stolz

In der Studie wurden die Teilnehmer hinsichtlich zweier verschiedener Formen von Stolz eingeschätzt:

  1. “authentischer Stolz”, der auf bestimmten Erfolgen basierte und mit einem positiven Sozialverhalten und gesundem Selbstbewusstsein verbunden war, und
  2. “anmaßender Stolz”, der durch übertriebene Zuversicht gekennzeichnet ist und mit Aggression, Feindseligkeit und schwacher sozialer Kompetenz in Verbindung steht.

“Für Depression oder Angst anfällige Personen berichteten, nur wenig Stolz auf ihre Leistungen und nur ein geringes Machtgefühl zu empfinden”, sagte Johnson. “In Kontrast dazu berichteten manisch anfällige Personen über ein hohes Maß an Stolz und eine Betonung des Strebens nach Macht ohne Rücksicht auf zwischenmenschliche Kosten.”

Verhaltenssystem Dominanz vs. Submission

Die Wissenschaftler sahen sich insbesondere an, wie die Studienteilnehmer in das “Dominanz-Verhaltenssystem” (bzw. Verhaltenssystem von Dominanz und Submission) passten. Dies ist ein Konstrukt, durch das Menschen und andere Säugetiere ihre Position in der sozialen Hierarchie feststellen und dementsprechend reagieren, um Zusammenarbeit zu fördern, und Konflikten und Aggressionen aus dem Weg zu gehen. Das Konzept beruht auf dem evolutionären Prinzip, durch das dominierende Säugetiere leichteren Zugang zu Ressourcen erlangen, aus Gründen des Reproduktionserfolgs und des Überlebens der Art.

Sie schlossen, dass der wahrgenommene soziale Status – oder dessen fehlen – den Kern vieler psychischer Erkrankungen darstellt. Die Befunde liefern starke Argumente dafür, Persönlichkeitseigenschaften wie “rücksichtslosen Ehrgeiz”, “Unbehagen mit Autoritäten” und “überheblichen Stolz” zu erfassen, um Psychopathologien zu verstehen.

Auswirkungen auf die Gesundheit

Studien haben festgestellt, dass Gefühle von Macht- und Hilflosigkeit das Immunsystem schwächen, einen für physische und psychische Gebrechen anfälliger machen. Umgekehrt ist ein aufgeblasenes Machtgefühl mit den Verhaltensmustern von Menschen mit bipolarer Störung und narzisstischer Persönlichkeitsstörung verbunden, was sowohl persönlich als auch gesellschaftlich zerstörend wirken kann.

Jüngere Studien konnten zeigen, dass Menschen, die in den entwickelten Ländern mit den größten Einkommensunterschieden leben, dreimal wahrscheinlicher Depression oder Angststörungen entwickeln, als Personen, die in Ländern leben, in denen eine solch große Ungleichheit nicht herrscht.

In einem Test zur Messung von Hypomanie (einer manischen Stimmungsstörung), wurde festgestellt, wie stark die Teilnehmer konform (oder auch nicht) gingen mit Aussagen wie “ich habe oft Stimmungen, in denen ich mich so kraftvoll und optimistisch fühle, dass ich meine, ich könnte fast jeden besiegen (übertreffen) bei allem (allen Aufgaben)” oder “ich hätte lieber ein normal erfolgreiches Leben, als einen spektakulären Fehlschlag zu erleben.”

Insgesamt zeigten die Ergebnisse eine starke Korrelation (Zusammenhang) zwischen den Hochs und Tiefs wahrgenommener Macht und den affektiven Störungen (Stimmungsstörungen).

“Dies ist die erste Studie, die das Dominanz-Verhaltenssystem über Psychopathologien erfasst”, sagte Johnson. “Die Befunde zeigen, wie wichtig die Berücksichtigung von Dominanz ist, um die Anfälligkeit für psychische Störungen zu berücksichtigen.”

© PSYLEX.de – Quellen: Universität von Kalifornien-Berkeley / Psychology and Psychotherapy: Theory, Research and Practice; Dezember 2014

Ursachen / Risikofaktoren

An dieser Stelle finden Sie einen Überblick über neue Ergebnisse, Studien aus Forschung und Wissenschaft zu den Ursachen von psychischen Störungen bzw. Krankheiten. Forschungsartikel allgemein zu psychischen Erkrankungen finden Sie unter News und Forschung zur psychischen Erkrankung.

Was denken Sie darüber? Oder haben Sie Erfahrungen damit gemacht?

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