Liebeskummer im Gehirn

Liebeskummer im Gehirn

Psychische Probleme – Beziehungsprobleme

Der Placebo-Effekt kann auch Liebeskummer heilen

25.04.2017 Liebeskummer aufgrund einer kürzlichen Trennung? Allein der Glaube, dass man etwas für sich tut, um über die Trennung hinwegzukommen, kann die Region im Gehirn beeinflussen, die mit der Emotionsregulation verbunden ist, und die Wahrnehmung des Schmerzes lindern.

Die Schmerzen nach der Trennung

Die im Journal of Neuroscience veröffentlichte Studie der Universität Colorado ist die erste, die den Placebo-Einfluss auf den emotionalen Schmerz bei Liebeskummer untersuchte.

Wenn die Liebesbeziehung zerbricht, kann dies zu emotional ausgesprochen negativen Erfahrungen und psychologischen Problemen führen, schreibt Studienautor Leonie Koban. Er bemerkt, dass solch ein psychologischer Schmerz mit einem 20-fach erhöhtem Risiko für die Entwicklung einer Depression im folgenden Jahr verbunden ist.

Die Psychologen baten 40 Freiwillige, die in den vorherigen sechs Monaten ein “unerwünschtes Ende” ihrer Liebesbeziehung erfahren hatten, sich ein Foto von ihrem/r Ex und ein Foto eines gleichgeschlechtlichen Freundes oder Freundin anzuschauen, während ihr Gehirn gescannt wurde.

Aktivierung ähnlicher Gehirnregionen wie bei körperlichem Schmerz

Während sie im fMRT-Scanner lagen, sollten sich die Probanden das Bild ihres vorherigen Liebespartners anschauen und sich die Trennung in Erinnerung rufen. Dann wurde ihnen das Bild des gleichgeschlechtlichen Freundes/Freundin gezeigt. Außerdem wurde ihnen auch ein körperlicher Schmerz zugefügt (Hitzereiz am linken Unterarm).

depressive frau
Bild: George Hodan

Während diese Stimuli sich abwechselnd wiederholten, sollten die Teilnehmer angeben, wie sie sich fühlten: von 1 (sehr schlecht) bis 5 (sehr gut). Währenddessen zeichnete der fMRT-Scanner die Gehirnaktivität auf.

Obwohl die während der körperlichen und emotionalen Schmerzen aktivierten Gehirnregionen nicht identisch waren, wurden doch sehr ähnliche Bereiche aktiviert.

Der Schmerz bei Liebeskummer ist real

Diese Entdeckung allein übermittelt eine wichtige Nachricht an den Liebeskranken, sagte Studienautor Tor Wager, Professor der Psychologie und Neurowissenschaften: Der Schmerz bei Liebeskummer ist echt – neurochemisch real.

Den liebeskranken Teilnehmern wurde dann ein Nasenspray gegeben. Der einen Hälfte wurde gesagt, dass es sich um ein stark wirksames Schmerzmittel gegen emotionale Schmerzen und Kummer handelt; der anderen Hälfte wurde gesagt, es wäre eine simple Kochsalzlösung.

Zurück im Hirnscanner wurde den Teilnehmern wieder das Bild des ehemaligen Liebespartners gezeigt, und so emotionaler Schmerz hervorgerufen.

Weniger Schmerzen durch Placebo

Die Placebo-Gruppe empfand weniger körperlichen Schmerz und fühlte sich auch emotional besser, doch ihr Gehirn reagierte anders auf das Bild vom Ex.

Die Aktivität im dorsolateralen präfrontalen Cortex des Gehirns – eine Region, die an der Emotionsregulation beteiligt ist – erhöhte sich stark.

Das periaquäduktale Grau

Nach der Verabreichung des Placebos konnte auch – als sich die Teilnehmer besser fühlten – eine Erhöhung der Aktivität in einem Bereich des Mittelhirns – genannt das periaquäduktale Grau (PAG – Substantia grisea periaquaeductalis) oder auch zentrales Höhlengrau (Substantia grisea centralis) beobachtet werden.

Das PAG spielt eine Schlüsselrolle bei der Modulation schmerzstillender Gehirnchemikalien (Opioide) und Wohlfühl-Neurotransmittern wie Dopamin.

Opioide und Dopamin

Obwohl die Studie nicht spezifisch darauf schaute, ob das Placebo die Freisetzung solcher Chemikalien veranlasste, vermuten die Psychologen, dass genau dies geschieht.

Die gegenwärtige Ansicht ist, dass bei positiven Erwartungen die Aktivität im präfrontalen Kortex beeinflusst wird, was wiederum die Systeme im Mittelhirn beeinflusst, und zu einer Aktivierung von neurochemischen Opioid- oder Dopaminreaktionen führt, sagte Wager.

Placeboeffekt

Frühere Studien haben gezeigt, dass die Placebo-Wirkung nicht nur Depressionen lindern, sondern tatsächlich auch die Wirksamkeit von Antidepressiva verstärken kann.

Allein die Tatsache, dass man etwas für sich selbst tut und sich mit etwas beschäftigt, was einem Hoffnung gibt, kann schon einen Einfluss haben, sagte der Psychologe.

Die Befunde helfen zu erklären, was sich im Gehirn bei emotionalen Schmerzen wie Liebeskummer abspielt, und kann auch den Menschen helfen, besser mit einer Trennung klarzukommen, indem diese die Macht der Erwartung zu ihren Gunsten nutzen.

Zusammengefasst: Wenn wir etwas in dem Glauben tun, dass es uns hilft, uns besser zu fühlen, dann wird es auch wahrscheinlich dazu führen, dass wir uns besser fühlen werden, schloss Wager.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Colorado, Journal of Neuroscience – DOI: https://doi.org/10.1523/JNEUROSCI.2658-16.2017; April 2017

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