Erhöht das Stadtleben das Psychose-Risiko?

Psychose: Stadtleben, Stadt

Psychische Störungen

Das Stadtleben: Erhöhtes Psychose-Risiko für Jugendliche?

23.05.2017 Leben in der Stadt kann laut einer im Fachblatt Schizophrenia Bulletin publizierten Studie der Universitäten King’s College London und Duke deutlich die Anfälligkeit von Jugendlichen für psychotische Erfahrungen erhöhen.

Britische Jugendliche in großen Städten in England und Wales zeigten ein über 40 Prozent erhöhtes Risiko für psychotische Erfahrungen (z.B. Hören von Stimmen; extreme Paranoia) gegenüber Jugendlichen, die ländlich aufwuchsen.

Wohngegend und Kriminalität

Wohngegend und Kriminalität waren starke Faktoren. Unter Jugendlichen, die in besonders benachteiligten Vierteln aufwuchsen und Opfer eines gewalttätigen Verbrechens wurden, berichteten 62 Prozent über psychotische Erfahrungen.

Diese hohe Rate der psychotischen Erfahrungen war fast dreimal so hoch wie bei Jugendlichen, die in besseren Wohngegenden lebten, und die keine Gewaltverbrechen (21 Prozent) erlebt hatten.

Psychotische Erfahrungen bei Kindern

Bisherige Forschungsarbeiten des Teams belegten bereits ausgeprägtere Psychose-Symptome bei Kindern, die in Städten lebten, aber diese neue Studie ist die erste, die die Auswirkungen des Stadtlebens auf psychotische Erfahrungen während der Adoleszenz untersuchte, schreiben die Forscher um Jo Newbury vom Institut für Psychiatrie, Psychologie & Neurowissenschaft am King’s College London.

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Bild: Gerd Altmann

Die Psychologen und Psychiater interviewten mehr als 2.000 britische 18-Jährige zu psychotischen Erfahrungen seit dem 12. Lebensjahr. Die Autoren bemerken, dass sie nur auf der Suche nach subklinischen Psychose-Erfahrungen waren, statt nach Belegen für eine diagnostische, klinische Störung zu suchen.

Die Erlebnisse der Jugendlichen wurden als psychotisch erachtet, wenn sie über mindestens eine von dreizehn potenziellen Anzeichen berichteten; darunter zum Beispiel, dass sie Stimmen hörten, die andere nicht hörten, dass sie glaubten, sie würden beobachtet oder ihr Essen wäre vergiftet worden.

Nachbarschaftliche soziale Faktoren wie Vertrauen, Unterstützung und Zusammenarbeit zwischen Nachbarn und Anzeichen für Bedrohungen wie Überfälle, Angriffe und Vandalismus wurden durch Befragungen der 5.000 direkten Nachbarn der Teilnehmer gemessen.

Schließlich wurde die persönliche Viktimisierung durch Gewaltverbrechen über Interviews mit den Teilnehmern selbst beurteilt.

Jugendliche, die in städtischen Wohngegenden aufgewachsen waren, berichteten signifikant eher über psychotische Erfahrungen – im Vergleich zu den ländlich aufgewachsenen Heranwachsenden.

Dieser Zusammenhang blieb auch deutlich, nachdem die Forscher eine Reihe weiterer Faktoren berücksichtigt hatten, einschließlich des familiären sozioökonomischen Status, psychiatrischer Erkrankungen in der Familie und des jugendlichen Cannabiskonsums.

Vertrauen, Unterstützung, Bedrohungspotential

Unter denjenigen, die in den größten, am dichtesten besiedelten Städten lebten, berichteten 34 Prozent über psychotische Erfahrungen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren, verglichen mit 24 Prozent der Jugendlichen in ländlichen Gebieten.

Fast die Hälfte des Zusammenhangs zwischen Stadtleben und psychotischen Erfahrungen wurde durch widrige und bedrohliche soziale Merkmale der städtischen Wohngegenden erklärt, darunter mangelndes Vertrauen und fehlende Unterstützung zwischen Nachbarn und ein hohes Bedrohungspotential in der Nachbarschaft.

Reaktion auf den Stress

Die Autoren der Studie legen eine Reihe von Gründen nahe, warum das Leben in einer Stadt das Risiko für psychotische Erfahrungen vergrößern könnte, einschließlich einer erhöhten biologischen Reaktion auf Stress, die wiederum die Aktivität von Dopamin im Gehirn stören kann.

Überschüssiges Dopamin ist die beste biologische Erklärung, die Forscher derzeit für psychotische Erkrankungen wie Schizophrenie haben.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: King’s College London, Duke University, Schizophrenia Bulletin – doi:10.1093/schbul/sbx060; Mai 2017

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