Schizophrenie: Eine Autoimmunerkrankung?

Schizophrenie: Eine Autoimmunerkrankung?

Schizophrene Störungen

Autoimmunkrankheit? Gen-Studie gibt Antwort

20.07.2016 Daten aus der bislang größten genetischen Studie zur Schizophrenie werfen ein neues Licht auf die Rolle des Immunsystems.

Es ist vermutet worden, dass die Krankheit eine Autoimmunerkrankung wie Multiple Sklerose, rheumatische Arthritis oder Morbus Crohn ist, bei der es zu einem fehltgesteuerten Verhalten des Immunsystems kommt und so der Körper angegriffen wird.

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Bild: Julia Cdrd

Das internationale Forscherteam under der Leitung von Dr. Jennie Pouget von der Universität Toronto und Dr. Jo Knight von der Universität Lancaster haben aber starke Belege dafür gefunden, dass Schizophrenie sich von diesen Erkrankungen unterscheidet und keine Autoimmunkrankheit ist.

Keine ‘klassische’ Autoimmunstörung

Sie prüften die Annahme, dass genetische Varianten die Immunfunktionen beeinflussen, und zur Krankheit beitragen, aber sie fanden, dass das Muster bei Schizophrenie nicht zu dem der klassischen Autoimmunstörungen passt.

Unter 108 Regionen des Genoms, die zuvor mit Schizophrenie verbunden wurden, fanden sie nur sechs, die sowohl auf das Immunsystem als auch das Gehirn wirken.

Immunsystem beteiligt?

Jennie Pouget sagte: “Das bedeutet nicht, dass das Immunsystem überhaupt nicht beteiligt ist, aber es wäre auf eine völlig andere Weise involviert.”

Schizophrene Patienten zeigen Hinweise auf Immunkrankheiten wie frühere Infektionen und Entzündungen, was die Annahme stützt, dass Immunstörungen eine Rolle bei der Störung des Gehirns spielen könnten.

Es ist jedoch überhaupt noch nicht klar, ob diese Immunstörungen Ursache oder Folge der Krankheit sind, und sie selbst könnten durch eine Kombination aus genetischen und Umweltrisikofaktoren verursacht worden sein.

Umweltrisikofaktoren

Jo Knight sagte im Fachblatt Schizophrenia Bulletin, dass die Krankheit auch unter dem Einfluss der Umgebung steht.

Zum Beispiel wissen wir, dass Schizophrenie wahrscheinlicher ist, wenn jemand eine schwere Infektion hatte, die zu einer Hospitalisation führte, sagte er.

Das bedeutet, dass die Beteiligung des Immunsystems umweltbedingt wäre, wie die Exposition gegenüber einem Virus beim Fetus in der Gebärmutter.

Die Wissenschaftler schließen, dass Schizophrenie keine Autoimmunerkrankung zu sein scheint, und dass die Krankheit durch Umweltrisikofaktoren verursacht werden könnte, die das Immunsystem aktivieren, wie Infektionen oder Stress – doch weitere Forschungsarbeiten sind erforderlich.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Toronto, Universität Lancaster, Schizophrenia Bulletin – DOI: 10.1093/schbul/sbw059; Juli 2016

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