Glutamat könnte vielleicht Selbstmorde verhindern

06.01.2013 Forscher haben den ersten Beleg gefunden, dass eine Chemikalie im Gehirn, genannt Glutamat bzw. Glutaminsäure, mit Suizid-Verhalten verbunden ist, was neue Hoffnung geben könnte, Menschen davon abzuhalten, sich das Leben zu nehmen.

L-Glutaminsäure
L-Glutaminsäure / Glutamat im Körper

Glutamat ist eine Aminosäure, die Signale zwischen Nervenzellen sendet, und wurde schon längere Zeit verdächtigt eine chemische Ursache für Depression zu sein. „Die Befunde sind wichtig, weil sie einen Mechanismus der Krankheit bei Patienten aufzeigt“, sagte Lena Brundin, außerordentliche Professorin der experimentellen Psychiatrie des College für Humanmedizin, Michigan State University.

„Seit etwa 40 Jahren hat man sich nun auf Serotonin, einen anderen Neurotransmitter, konzentriert. Die Schlussfolgerung aus unserem Papier ist, dass wir etwas von diesem Interesse auf Glutamat richten müssen“.

Brundin und Kollegen prüften die Glutamataktivität durch Messen der Chinolinsäure, welche Glutamat mehr Signale an nahe Zellen senden läßt, in der Rückenmarkflüssigkeit von 100 Patienten in Schweden.

Etwa zwei Drittel der Teilnehmer wurden in ein Krankenhaus eingewiesen, nachdem sie einen Selbstmordversuch unternohmen hatten; der Rest war gesund. Sie fanden heraus, das Menschen, die Suizid versuchten, mehr als doppelt so viel Chinolinsäure in ihrer Rückenmarkflüssigkeit als gesunde Leute hatten, was eine gesteigerte Glutamataktivität hinsichtlich der Signalübermittlung zwischen den Nervenzellen anzeigte.

Jene, die am stärksten den Wunsch äußerten sich zu töten, hatten auch die höchsten Level der Chinolinsäure.
Die Ergebnisse zeigten auch einen verminderten Chinolinsäure Level unter denjenigen Patienten, die nach sechs Monaten zurückkamen, nachdem sie ihr Suizidverhalten beendeten hatten.

Die Befunde erklären, warum frühere Forschungen auf Entzündungen im Gehirn als Risikofaktor für Selbstmord gedeutet haben. Der Körper produziert Chinolinsäure als Teil der Immunreaktion, durch die Entzündungen entstehen.

Brundin sagte, dass Anti-Glutamat-Medikamente immer noch in der Entwicklung stecken, aber sie könnten bald ein vielversprechendes Werkzeug sein, um Suizid zu verhindern. In der Tat haben neue klinische Studien gezeigt, dass das Betäubungsmittel Ketamin – welches die Signale des Glutamats hemmt – äußerst wirksam bei der Bekämpfung von Depressionen sind, obwohl ihre Nebenwirkungen sie daran hindern, heutzutage weit angewendet zu werden.

Neuropsychopharmacology Dez. 2012

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