Der Suizid (Selbstmord)

Der Suizid / Selbstmord

Psychische Erkrankung – Selbsttötung – Freitod

Suizidales Verhalten kommt in der gesamten überlieferten Geschichte der Menschheit vor. Das Alte Testament berichtet über den Suizid des König Sauls, geschichtliche Aufzeichnungen über die Selbsttötung bei den alten Chinesen, Griechen und Römer sind bekannt. Und in heutigen Zeiten liefern die Massenmedien Schlagzeilen über die spektakulären Selbstmorde bspw. von Marilyn Monroe, Ernest Hemingway oder Kurt Cobain, oder die Massensuizide in Sekten.

Definition

Der Suizid wird nicht als psychische Erkrankung definiert, doch scheint er bei vielen psychischen Störungen (aber auch körperlichen Krankheiten / Leiden) der vermeintlich letzte Ausweg. Die Psychiatrie selbst geht auch von einer psychischen Störung aus, die behandlungsbedürftig ist.

Der Begriff Suizid (oder Selbstmord) wird angewandt, wenn es sich bei dem Tod eines Menschen um einen bewußten Akt der Selbsttötung handelt(e).

Definition nach Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888-1890

Selbstmord (Suicidium), die mit bewußter Absicht vollbrachte gewaltsame Zerstörung des eignen Lebens. Die Beweggründe zum Selbstmord sind meist unsittlicher Art. Sehr viele Selbstmorde sind insofern schon lange vorbereitet, als das ganze Vorleben mit ihnen einen Abschluß findet.

Insbesondere sind es geschlechtliche Unsittlichkeit und Trunksucht, welche oft auf ein gewaltsames Lebensende hinsteuern. Doch spielen neben Leidenschaften und Lastern auch Kummer und Sorge über unverschuldetes Mißgeschick eine nicht geringe Rolle. Dazu kommt der Einfluss von körperlichen und Geisteskrankheiten, welche übermächtig auf den Menschen einwirken und ihn zur Selbsttötung führen.

Zurechnungsfähigkeit

Da aber eine Feststellung der Zurechnungsfähigkeit des Selbstmörders regelmäßig nicht möglich ist, so erscheint auch eine Ahndung des Selbstmordes durch unehrliches Begräbnis und eine Bestrafung des Versuchs eines solchen als unstatthaft. Doch gilt letzterer Grundsatz in England und Nordamerika nicht, und in Ungarn wird auch die Beihilfe zum Selbstmord bestraft.

Eine scharfe statistische Gruppierung vorgekommener Fälle nach den Beweggründen zum Selbstmord ist geradezu unmöglich. Die hierüber vorliegenden Zahlen sind nur als mehr oder weniger fehlerhafte Näherungswerte zu betrachten. Aber auch eine statistische Erfassung der Gesamtheit aller Selbstmorde ist mit Schwierigkeiten verknüpft, weil natürlicher Tod, Ermordung und Verunglückung vom Selbstmord nicht immer zu unterscheiden sind. Immerhin aber bilden die wirklich verzeichneten Fälle des akuten Selbstmordes, da gerade bei diesen die Fehlerzahlverhältnismäßig klein ist, ein hinreichendes Material für wissenschaftliche Untersuchungen.

Psychologische Beratung der Familie nach der Selbsttötung

Nach dem Suizid

Wenn ein geliebter Mensch Selbstmord begeht, erfahren Verwandte und Gatten eine Kaskade von Emotionen einschließlich Kummer, Schuld und Depression. Vorherige Studien zeigen, dass einige der Hinterbliebenen besonders schwere Kummerreaktionen zeigen können, und dass psychologische Beratung bei der Behandlung des komplexen Kummers nützlich sein könnte.

Holländische Forscher entdeckten, dass ein Kummer-Beratungsprogramm für Familien, in denen jemand Suizid begangen hat, nicht unbedingt Kummer oder Depression reduziert, aber nahen Verwandten und Ehegatten dabei helfen kann, sich selbst die Schuld zuzuweisen.

Die Studie ist im British Medical Journal herausgegeben worden.

Symptome des Kummers

Laut Hintergrundinformationen im Artikel entwickeln bis zu 15 Prozent der betroffenen Menschen komplexen Kummer, charakterisiert durch Symptome wie:

  • Empfinden von Sinnlosigkeit,
  • Sehnsucht,
  • Unglaube und
  • Bitterkeit bezogen auf den Tod.

Mögliche Folgen

Manchmal entstehen auch langfristige psychiatrische Krankheiten und suizidale Gedanken.

Die Studie untersuchte 122 Verwandte 1. Grades und Gatten von 70 Menschen, die Suizid zwischen September 1999 und Januar 2002 begangen hatten. Neununddreißig Familien (68 Teilnehmer) erhielten vier Sitzungen mit einem geübten psychologischem Berater, während 31 Familien (54 Teilnehmer) die übliche Fürsorge erhielten. Die Beratungssitzungen fanden drei bis sechs Monate nach der Selbsttötung statt.

Wirksamkeit von psychologischer Beratung

Der Kummer / die Trauer wurde dreizehn Monate nach dem Ereignis gemessen, und die Präsenz von Depression, suizidalen Gedanken und die Annahme am Selbstmord schuld zu sein, wurden untersucht.

Suizidale Gedanken, Depression und Schuldgefühle verkomplizierten den Kummer.

Jedoch – nach Berücksichtigung mehrerer Faktoren – sahen die Forscher nach den psychologischen Beratungen, dass sich die Schuldgefühle verringerten, und es zu weniger maladaptiven Kummerreaktionen kam – verglichen mit der Kontrollgruppe.

Quelle: British Medical Journal – 2007

Ist Suizid eine tragische Variante evolutionär angepasster Verhaltensweisen?

15.01.2016 Was haben Knallkrebse, Nacktmulle, Ameisen, Honigbienen und Menschen gemeinsam? Sie teilen alle ein ähnliches Kolonie-artiges organisatorisches System, das Biologen als Eusozialität bezeichnen.

Eusoziales Verhalten

Eusoziale Arten sind bei Erhaltung und Verbreitung der Art bemerkenswert erfolgreich und gedeihen prächtig durch den kooperativen Einsatz auf Kolonieebene.

Ein bei allen eusozialen Arten zu beobachtendes kooperatives Verhalten ist die Selbstaufopferung von Individuen, um die Kolonie zu verteidigen. Zum Beispiel kann eine eusoziale Biene den Angriff eines Raubtiers durch einen Stich stoppen, stirbt aber dabei. Diese gleiche selbstaufopfernde Tendenz kann auch bei Menschen über Kulturen und Zeitperioden beobachtet werden – z.B. bei kämpfenden Truppenteilen, Ersthelfern (z.B. Feuerwehrleute) und Eltern.

Unnötige Selbstaufopferung?


Bild: Unsplash

In einer in der Zeitschrift Psychological Review veröffentlichten Studie sagen Joiner und Kollegen: Wenn Personen fälschlicherweise annehmen, dass ihr eigener Tod wertvoller ist als ihr Leben, kann das Resultat unnötigerweise tödlich sein. Insbesondere schlagen die Wissenschaftler einen Rahmen vor, in dem Suizid eine tragische Variante darstellt, was normalerweise als eine adaptive (angepasste) Neigung zur Selbstopferung unter Menschen dient.

Belege dafür zeigen sich in zahlreichen Parallelen eusozialer selbstaufopfernder Verhaltensweisen unter Menschen und Tieren. Ein Beispiel: Insekten sind oft sehr aufgeregt, bevor sie sich opfern, um ihre Kolonie zu verteidigen. Ebenso zeigen sich extreme Übererregung und Schlafprobleme normalerweise unmittelbar vor dem Suizid bei Menschen.

Joiner et al. erklären, dass diese Parallelen im Verhalten auf die Möglichkeit hinweisen, dass solch eine Selbsttötung ein bedauerlicher Schritt fort vom adaptiven aufopfernden Verhalten sei.

Fehlberechnung und Entmystifizierung

Also wann machen Individuen diesen tragischen Schritt? Wenn sie glauben, dass andere Menschen oder die Gesellschaft ohne sie besser dran sind. Sie berechnen den Wert ihres Leben falsch und schließen, dass ihr Tod wertvoller sein wird, sagen die Wissenschaftler.

Diese Fehleinschätzung kann in Verbindung mit einer Neigung zur Selbstaufopferung dann zum Tod der Person durch Selbstmord führen. Dies stellt eine verheerende Variante dessen dar, was andernfalls eine adaptive Tendenz wäre.

Obwohl Forschungsstudien diese Annahme erst noch testen müssen, sind diese Ideen ein wichtiger Schritt bei der Entmystifizierung des Phänomens Suizid und auch für die Entwicklung von Präventionsmaßnahmen; denn sie könnten letztlich dazu führen, Personen mit einem akutem Suizidrisiko zu identifizieren und ihnen durch die Entwicklung neuer klinischer Interventionen helfen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Psychological Review; Nov. 2015

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