Gewalt und Alkohol

Gewalttätigkeit / Gewalt und Alkohol

Suchtkrankheiten – Alkoholismus

Gewalttätigkeiten aufgrund von Unterdrückung von Ärger und Aggression?

Die Verbindung zwischen Trunkenheit und Aggression ist überall in der Geschichte gut dokumentiert. Wir sind alle vertraut mit Alkohol, der eine Rolle in Episoden von häuslicher Gewalt und Gewalttätigkeit im Allgemeinen spielt.

Eine interessante neue Studie zeigt, dass Alkohol bzw. Trunkenheit das Risiko für Gewalttätigkeit erhöht, aber nur bei Personen mit einer starken Neigung, Ärger und Wut zu unterdrücken. Die Studie wurde in der Zeitschrift Addiction herausgegeben.

Die zwei Autoren Thor Norström und Hilde Pape wandten einen Ansatz an, der das Risiko für irrtümliche Schlüssen über Ursache und Wirkung reduzierte.

Alkohol erhöht Gewaltbereichtschaft bei bestimmten Menschen

Sie schreiben, ihre Studie unterstütze das Belegmaterial dafür, dass Alkoholkonsum tatsächlich physische Aggression und Gewalt erhöhen kann.

Die Autoren zogen diesen Schluss, dass nur ein kleiner Bruchteil aller Alkoholgelage Gewalttätigkeit beinhalten. Und ob berauschte Aggression auftritt, scheint von der Neigung der Trinker abzuhängen, ärgerliche Gefühle, Wut und Aggressionen zu unterdrücken, wenn sie nüchtern sind, sagen sie.

Die Studie basiert auf selbstberichteten Daten einer allgemeinen Bevölkerungsumfrage bei jungen Menschen in Norwegen. Fast 3.000 Personen wurden zweimal – zuerst im Alter von 16-17 Jahre und wieder im Alter von 21-22 – befragt.

Die Teilnehmer wurden in drei gleichgroße Gruppen in Bezug auf Unterdrückung von Ärger/Aggression eingeteilt.

Je mehr Alkohol, desto gewalttätiger

Bei Personen, die berichteten, dass sie eine hohe Neigung hätten, Gefühle von Ärger zu unterdrücken, gab es bei einer 10-prozentigen Zunahme beim Trinken von Alkohol eine 5-prozentige Zunahme der Gewalttätigkeit.

Die Forscher beobachteten keine solche Verbindung bei jenen Befragten, die ihre Gefühle der Verärgerung nicht ständig unterdrückten.

Zusätzliche Studien sind nötig, um diese Hypothese zu bestätigen, schließen die Psychologen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Wiley-Blackwell, Juni 2010

Warum Alkohol einige Menschen gewalttätig macht

08.12.2018 Stärkere Alkoholtrinker werden viel häufiger in Gewalt verwickelt, wenn sie ein hohes Maß an negativen Kindheitserfahrungen erlitten haben laut einer in BMJ Open veröffentlichten Studie.

Negative Kindheitserlebnisse und Menge des Alkoholkonsums

Der Zusammenhang zwischen negativen Kindheitserfahrungen (wie Kindesmisshandlung, Kindesmissbrauch, Vernachlässigung, Zeuge von häuslicher Gewalt etc.), Alkohol und Gewalt ist besonders ausgeprägt bei jungen Männern (18-29 Jahre), wobei 62 Prozent derjenigen mit einem hohen Anteil an negativen Kindheitserlebnissen und die stärkere Trinker sind in den letzten 12 Monaten jemanden geschlagen haben. Im Vergleich dazu waren es 13,5 Prozent bei stärkeren Trinkern ohne negative Kindheitserlebnissen (NKE).

Die Studie von Mark A. Bellis und Kollegen von Public Health Wales und der Bangor Universität mit 12.669 Erwachsenen aus ganz England und Wales hat folgende Befunde zur Verbindung zwischen Alkohol und Gewalt.

Die Verbindung bei Gewalttätern

alkoholisierter mann
Bild: Michal Jarmoluk

  • 1,3 Prozent der Männer ohne Kindheitstraumata, die mäßige Trinker oder Alkoholabstinenzler waren, hatten in den letzten 12 Monaten gegenüber jemanden Gewalt angewendet. Bei denjenigen ohne NKE, die stärker tranken, stieg dieser Wert auf 3,6 Prozent. Allerdings stieg der Wert auf 28,3 Prozent bei Personen, die sowohl stärkere Trinker waren als auch als Kind hohe NKE-Werte (vier oder mehr NKE-Typen) erlebt hatten.
  • Die Kombination von Kindheitspsychotrauma und stärkerem Alkoholkonsum erhöhte das Risiko für neuere Gewalttaten bei Personen jeden Alters (bis 69 Jahre). Der Effekt war jedoch besonders ausgeprägt bei jungen Männern im Alter von 18-29 Jahren, wobei mehr als sechs von zehn (62 Prozent) der Teilnehmer, die stärker tranken und einen hohen Anteil an negative Kindheitserlebnissen hatten, in den letzten 12 Monaten Gewalt ausgeübt hatten.
  • Bei den Frauen war der entsprechende Wert niedriger, aber immer noch beträchtlich. Etwa jede vierte (24,1 Prozent) Frau im Alter von 18-29 Jahren, die stärker trank und einen hohen Anteil an Kindheitstraumata hatte, war in den vorangegangenen 12 Monaten gegenüber anderen gewalttätig geworden.
  • Insgesamt berichteten 8,6 Prozent der Männer in dieser nationalen Stichprobe über hohe NKE-Werte in der Vergangenheit und über die Hälfte der Männer mit hohen NKE-Werten berichtete auch über einen höheren Alkoholkonsum. Infolgedessen berichtete jeder 20. aller untersuchten Männer über die gewalttätigste Kombination aus einer Vorgeschichte mit hohen NKE und einem stärkeren Alkoholkonsum.

Die Verbindung bei Gewaltopfern

  1. Bei Frauen ohne Vorgeschichte von negativen Kindheitserfahrungen, die mäßige Trinker oder Abstinenzler waren, waren in den letzten 12 Monaten weniger als ein Prozent (0,8 Prozent) von Gewalttaten betroffen, aber dieser Anteil stieg auf 13 Prozent bei Frauen mit hohem NKE-Anteil und höherem Alkoholkonsum.
  2. Bei Männern war dieser Unterschied noch ausgeprägter und stieg von 1,9 Prozent (keine Kindheitstraumata und geringer oder kein Alkoholkonsum) auf 32 Prozent (hoher NKE-Wert und stärkerer Alkoholkonsum).

© PSYLEX.de – Quellenangabe: BMJ Open – DOI: 10.1136/bmjopen-2017-020591

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