Alkoholismus, Alkohol und Glutamat

Alkoholismus, Alkohol und Glutamat

Suchtkrankheiten – Alkohol

Spielt der Neurotransmitter Glutamat eine Rolle bei Alkoholismus und Rückfall in die Sucht?

16.02.2018 Eine im Fachblatt Journal of Alcohol and Alcoholism publizierte Studie der Indiana Universität untersuchte die neurochemischen Veränderungen im Zusammenhang mit Alkoholabhängigkeit und zeigte, dass der Neurotransmitter Glutamat eine Rolle beim Alkohol-Craving (Verlangen) spielt.

Hohes Rückfall-Risiko

Neunzig Prozent aller Versuche, Alkoholabhängigkeit oder Alkoholmissbrauch zu therapieren führen innerhalb von vier Jahren zu einem Rückfall. Auslöser für diese Rückfälle sind in erster Linie visuelle, akustische und situative Stimuli, die mit früheren Trinkerfahrungen verbunden sind.

chemische Strukturformel l-glutamat
Bild: L-Glutaminsäure / Glutamat im Körper

Frühere Studien haben herausgefunden, dass die mit Suchtmitteln wie Kokain oder Alkohol in Verbindung gebrachten visuellen und auditiven Reize den Glutamatspiegel im Gehirn beeinflussen, wenn man von diesen Substanzen abhängig ist. Diese Bilder und Töne werden als “Hinweise” bezeichnet, weil sie ein Verlangen nach der zuvor missbrauchten Substanz auslösen.

Glutamat im Gehirn

Glutamat ist das eigentliche Arbeitspferd aller Transmitter im Gehirn, sagt Studienautor George Rebec. Dopamin ist der bekanntere Neurotransmitter, dessen Mangel zu Depressionen, Angstzuständen, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen und Parkinson-Krankheit beiträgt, aber er macht weniger als 5 Prozent aller synaptischen Aktivitäten aus.

Glutamat macht dagegen etwa 50 Prozent dieser Aktivität aus und ist besonders an den Belohnungs-Motivationsnetzwerken beteiligt, die integraler Bestandteil der Sucht sind.

Glutamatspiegel

Um die neue Studie durchzuführen, scannten die Neurowissenschaftler die Gluatamat-Konzentrationen von 35 Probanden (17 mit Alkoholismus und 18 ohne Alkoholprobleme) mit Hilfe von Magnetresonanzspektroskopie.

Die Studie fand eine Abnahme des Neurotransmitters im Gehirn von Menschen mit Alkoholmissbrauch, nachdem ihnen mit dem Trinken in Verbindung stehende ‘Hinweise’ gezeigt wurden – wie z. B. ein Foto von Alkohol in einem Glas – verglichen mit dem Glutamat-Niveau, während sie neutrale Fotos betrachteten.

Teilnehmer ohne Alkoholprobleme zeigten keine Veränderung der Glutamatwerte, wenn diese Bilder betrachteten.

Wissenschaftler können jetzt sicher die Glutamatwerte im Gehirn bestimmen, wenn sie neue Behandlungsmethoden gegen Alkoholismus und andere Formen der Sucht entwickeln, schließen die Forscher.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Indiana Universität; Journal of Alcohol and Alcoholism – DOI: 10.1093/alcalc/agx119; Feb. 2018

Weitere News aus der Forschung