Marihuana- / Cannabis-Abhängigkeit, Sucht

Marihuana- / Cannabis-Abhängigkeit, Sucht

Suchtkrankheiten und Abhängigkeit

Cannabissucht: Infos und News aus Forschung und Wissenschaft. Folgen, Wirkungen, Krankheiten bei (fortgesetzten) Marihuanakonsum.

Die Gefahr einer Cannabis-Abhängigkeit ist real

09.09.2014 Viele glauben, dass Marihuana/Cannabis nicht suchterzeugend ist, aber eine neue Studie präsentiert Befunde gegen diese Annahme.

“Immer mehr Menschen sind in der Lage, sich Cannabis legal zu beschaffen und zu konsumieren – sei es für medizinische Zwecke oder zur Entspannung; jedoch nehmen auch viele die Droge als nicht suchterzeugend bzw. schädlich wahr”, sagt Koautor John Kelly, Psychiater vom Massachusetts General Hospital’s Center for Addiction Medicine.

Marihuana rauchen
Bild: PDPics (pixabay)

Aber es entsteht sowohl eine physische als auch eine psychische Abhängigkeit in ähnlicher Weise wie bei anderen Drogen, zusammen mit eigenen charakteristischen Entzugserscheinungen. “Der deutlichste Hinweis auf eine Sucht ist das psychologische Verlangen nach mehr, sagte er, hervorgerufen durch die physische neurobiologische Veränderung im Gehirn, da es sich an die Präsenz der Droge gewöhnt.

“Frühere Forschungsstudien haben gezeigt, dass Cannabiskonsum bedeutende Folgen haben kann und wir wissen, dass es die zweithäufigste von Jugendlichen missbrauchte Droge ist (nach Alkohol).

In der neuen Studie folgte Kellys Team 127 Teenagern im Alter zwischen 14 und 19, die wegen Drogenmissbrauch in einer ambulanten Entzugsklinik behandelt worden waren. Marihuana war bei 90 Jugendlichen die am häufigsten verwendete Substanz.

Kriterien für Marihuanaabhängigkeit

Von diesen 90 Teenagern entsprachen 76 (84%) den Kriterien für Marihuanaabhängigkeit, einschließlich Toleranzentwicklung und erfolglosen Versuchen, die Dosis zu reduzieren oder gänzlich mit der Droge aufzuhören. Etwa zwei Fünftel der 90 Patienten bemerkten Entzugssymptome beim Versuch aufzuhören – ein weiteres Zeichen für Drogensucht.

Die Jugendlichen mit Entzugserscheinungen erfuhren häufiger negative Folgen wie Probleme in der Schule oder im Job, oder finanzielle oder Beziehungsprobleme, sagte Kellys Team.

Die Entzugserscheinungen entwickelnden Teenager trafen eher die Richtlinien einer Marihuanaabhängigkeit und zeigten auch eher Stimmungsstörungen, laut der vor kurzem in Journal of Addiction Medicine erschienenen Studie.

Sucht erkennen und akzeptieren

Menschen, die erkennen und akzeptieren, dass sie ein Drogenmissbrauchsproblem bei ihrem Marihuanakonsum haben, machen auch eher Fortschritte, wenn sie versuchen, eine Abstinenz zu erreichen, bemerkten die Forscher.

Es ist wichtig, die Suchtgefahr, Risiken und Schäden zu verstehen, die mit dem Konsum von Cannabis-Produkten verbunden sind, sagte Kelly. “Man weiß: Diese Risiken zu kennen, verringert die Wahrscheinlichkeit für jemanden, mit Drogen anzufangen. Und ein besseres Verständnis für die Rolle, die die Substanzen bei den Problemen der Patienten spielen, kann auch dabei helfen, sich zukünftig bei der Einnahme einzuschränken.”

“Der allgemeine Trend bei den Einstellungen der Menschen ist leider, die Risiken zu leicht zu nehmen und das Suchtpotential von Cannabis nicht zu erkennen”, fügte er hinzu.

© PSYLEX.de – Quelle: Massachusetts General Hospital’s Center for Addiction Medicine / Journal of Addiction Medicine, August 2014

Der Punkt, ab dem die Abhängigkeit einsetzt?

Chronischer Marihuana-Konsum verändert Belohnungssystem im Gehirn

07.06.2016 Chronischer Marihuana-Gebrauch stört die natürlichen Belohnungsprozesse des Gehirns laut einer im Fachblatt Human Brain Mapping veröffentlichten Studie der Universität Texas, Dallas.

Die Forscher konnten zum ersten Mal mit Hilfe von funktioneller Magnetresonanztomographie demonstrieren, dass langfristige Marihuana-Benutzer mehr Gehirnaktivität im mesocorticolimbischen Belohnungssystem zeigen, wenn ihnen Cannabis-assozierte Reize präsentiert wurden – im Vergleich zu natürlichen Belohnungsreizen.

Marker für Sucht

Das natürliche Belohnungssystem des Gehirns wird durch Marihuana gestört, wodurch es für starke Konsumenten so anziehend wird. Tatsächlich könnten diese Gehirnveränderungen einen Marker darstellen, der den Übergang vom Marihuana-Konsum zu Erholungszwecken zum problematischen Gebrauch bzw. zur Sucht markiert, sagte Studienautorin Dr. Francesca Filbey.

Die Forscher untersuchten 59 erwachsene Marihuana-Benutzer und 70 Teilnehmer, die es nicht konsumierten. Die Teilnehmer schauten sich verschiedene Fotos mit Marihuana-Signalen an – wie Pfeifen, Bongs, Joints oder Blunts, oder verschiedene bevorzugte Früchte wie Bananen, Äpfel, Trauben oder Orangen und schätzten ihr Verlangen ein, Marihuana rauchen zu wollen.

Die Wissenschaftler erfassten auch Selbstberichte der Studienteilnehmern, um mit dem Marihuana-Gebrauch verbundene Probleme zu messen. Durchschnittlich hatten die Marihuana-Teilnehmer die Droge seit 12 Jahren eingenommen.

Störung des Belohnungssystems

Es zeigte sich, dass die Marihuana-Reize – im Vergleich zu den Früchten – eine verstärkte Reaktion in den Gehirnregionen auslösten, die mit Belohnung in Verbindung stehen – wie orbitofrontaler Kortex, Striatum, Gyrus cinguli anterior, Precuneus und das ventrale Tegmentum.

Die Befunde ergaben, dass diese Störung des Belohnungssystems mit der Anzahl der Probleme – wie Familienprobleme – zusammenhing, die die Teilnehmer wegen ihres Marihuana-Konsums hatten, sagte Filbey. Der fortgesetzte Marihuana-Gebrauch trotz dieser Probleme ist ein Hinweis auf Marihuana-Abhängigkeit, schloss sie.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Texas, Human Brain Mapping – DOI: 10.1002/hbm.23250; Juni 2016

Starkes Cannabis erhöht die Gefahr abhängig zu werden

26.10.2016 Neue auf dem diesjährigen Meeting der International Early Psychosis Association in Mailand präsentierte Daten zeigen, dass hochpotentes Cannabis das Risiko für eine Abhängigkeit erhöht.

Statistik

Schätzungen zufolge konsumieren etwa derzeit 182 Millionen Menschen weltweit Marihuana jedes Jahr – eine Zahl, die sich womöglich aufgrund der Legalisierung des Nutzens zu Erholungszwecken und / oder medizinischen Zwecken erhöhen könnte. Ungefähr 9 % der Marihuana-Konsumenten, werden abhängig davon.

Wird man süchtig nach dieser Droge, ist man meist nicht mehr in der Lage den Konsum einzuschränken oder trotz anhaltender negativer Erfahrungen – aufgrund des Konsums – damit aufzuhören.

Faktoren

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Einige Menschen sind anfälliger für die schädlichen Effekte von Marihuana als andere.

Mehrere Faktoren können das Gefahren für eine Sucht vergrößern: z.B. jüngeres Alter, männliches Geschlecht, wenn Tabak mit Marihuana gemischt wird.

Stärke / Potenz

Ein weiterer möglicher Faktor ist die Stärke des Cannabis.

Die Cannabispflanze produziert mehr als 100 verschiedene Chemikalien, und die beiden ergiebigsten (delta-9-tetrahydrocannabinol oder ‘THC’ und Cannabidiol bzw. ‘CBD’) können entgegengesetzte Auswirkungen auf Gehirn und Verhalten verursachen.

Hochpotentes Marihuana

Im letzten Jahrzehnt wurde der illegale Cannabis-Markt beherrscht durch hochpotentes Marihuana, das einen hohen Anteil an THC und kein Cannabidiol enthält. Das kann erklären, warum sich die Zahl der Personen fortlaufend erhöht hat, die Suchttherapien aufgrund von Cannabisproblemen aufsuchen, sagten die Forscher.

Dr. Tom Freeman vom University College London präsentierte neue Daten von mehr als 400 jungen Marihuana-Konsumenten im Vereinigten Königreich. Die Teilnehmer waren im Alter von 16 bis 23 Jahren (70 % waren männlich).

Doppelt so hohes Risiko für Sucht

43 % derjenigen, die hochpotentes Cannabis bevorzugten, waren abhängig – verglichen mit 22 % derjenigen, die kein hochpotentes Marihuana konsumierten.

Starkes Cannabis war mit einem doppelt so hohem Risiko für eine Cannabis-Abhängigkeit verbunden (Odds Ratio 2,2) nachdem Störfaktoren wie Alter, Geschlecht, Konsum von Marihuana plus Tabak, Biomarker für Marihuana-Exposition (THC Metaboliten im Urin, THC und CBD im Haar), und THC und CBD-Gehalt im Cannabis berücksichtigt worden waren.

Freeman schließt, dass das Suchtrisiko am besten durch Aufhören oder Reduzieren verringert wird. Ist dies nicht möglich, sollte man auf niederpotentes Cannabis wechseln.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University College London, International Early Psychosis Association; Okt. 2016

Auswirkung von Legalisation auf das Auftreten von Cannabisabhängigkeit

14.11.2019 Cannabissucht bzw. Abhängigkeit hat unter Jugendlichen und Erwachsenen (=26 Jahre) nach der Verabschiedung der Legalisierung in einigen Staaten der USA von Marihuna-Produkten zugenommen laut einer in JAMA Psychiatry veröffentlichten Studie.

Magdalena Cerdá von der New York University School of Medicine und Kollegen nutzten Daten aus der National Survey on Drug Use and Health von 2008 bis 2016 mit Teilnehmern in den Altersgruppen von 12 bis 17 Jahren, 18 bis 25 Jahren und 26 Jahren und älter, um die Zusammenhänge zwischen der Legalisierung der Droge und Veränderungen im Marihuanakonsum, Häufigkeit des Gebrauchs und Cannabisabhängigkeit zu untersuchen.

Die Forscher fanden heraus, dass die Cannabisabhängigkeit im Jahr nach der Legalisation von 2,18 auf 2,72 Prozent bei den Befragten im Alter von 12 bis 17 Jahren angestiegen war, was ein um 25 Prozent höherer Anstieg war als bei der gleichen Altersgruppe in den Staaten ohne Legalisation (Odds Ratio 1,25).

Die Cannabisabhängigkeitsrate stieg von 22,80 auf 27,20 Prozent unter den Marihuanakonsumenten in dieser Altersgruppe (Odds Ratio 1,27).

Unter den Befragten im Alter von 26 Jahren oder älter gab es einen Anstieg

  • des Marihuanakonsums von 5,65 auf 7,10 Prozent im Monat nach der Gesetzesänderung (Quotenverhältnis 1,24),
  • der Konsumhäufigkeit von 2,13 auf 2,62 Prozent (Quotenverhältnis 1,28) und
  • die Häufigkeit von Cannabissucht im drauffolgenden Jahr stieg von 0,90 auf 1,23 Prozent (Quotenverhältnis 1,36).

Unter den Marihuanakonsumenten in dieser Altersgruppe stieg die Häufigkeit des Cannabiskonsums im Monat danach und der Abhängigkeit im Jahr nach der Legalisation nicht an.

Bei den Befragten im Alter von 18 bis 25 Jahren wurden keine Zusammenhänge festgestellt.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: JAMA Psychiatry. Published online November 13, 2019. doi:https://doi.org/10.1001/jamapsychiatry.2019.3254

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