ADHS und die Darmflora

ADHS: Darmflora, Darmbakterien

Psychologie-Lexikon – Hyperkinetische Störungen

Wird ADHS durch Darmbakterien beeinflusst?

25.09.2017 Zum ersten Mal haben Forscher des Universitätsklinikums Radboud, des Donders Institute und NIZO eine mögliche Verbindung zwischen der Darmflora – d.h. der Aktivität bestimmter Darmbakterien – und der menschlichen Gehirnaktivität gefunden.

Bei Menschen mit ADHS fanden die Forscher mehr Bakterien, die über Dopamin die Belohnungszentren des Gehirns beeinflussen.

Der Darm spricht mit dem Gehirn

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Bild: pixabay

Das Interesse an der sogenannten „Darm-Hirn-Achse“ ist heutzutage groß, da sich diese beiden Organe gegenseitig beeinflussen können, schreibt Studienautor Tom Ederveen. Über diese Achse kann das Mikrobiom das Gehirn beeinflussen und umgekehrt.

Dies war der motivierende Faktor für ihre Forschung, so die Wissenschaftler, in der sie zum ersten Mal das Mikrobiom im Stuhl vieler ADHS-Patienten und gesunder Kontrollpersonen umfassend untersucht haben.

Belohnungszentren im Gehirn

Die Teilnehmer der Studie erhielten eine spezifische Aufgabe, mit der bestimmt werden kann, wie die Belohnungssysteme des Gehirns ausgelöst werden. Diese Unterschiede wurden durch Gehirnscans überwacht.

Aus früheren Forschungen ist bekannt, dass der Belohnungsprozess in hohem Maße vom Neurotransmitter Dopamin im Gehirn abhängig ist, und dieser Belohnungseffekt kann durch einen Hirnscan sichtbar gemacht werden.

Außerdem ist bekannt, dass die Belohnungszentren bei ADHS-Patienten durch diese Aufgabe im Allgemeinen weniger stark aktiviert werden als bei Probanden ohne ADHS-Diagnose, sagte Studienautorin Esther Aarts.

Mehr Bifidobakterien in der Darmflora

Die von den Studienautoren Sacha van Hijum und Alejandro Arias Vasques geleitete Forschung zeigt, dass die Darmflora von Menschen mit ADHS mehr Bakterien (Bifidobakterien) enthalten, die eine Substanz (Phenylalanin) produzieren, die in Dopamin umgewandelt werden kann, als Menschen ohne ADHS.

Und die Hirnscans zeigten, dass die Teilnehmer mit oder ohne ADHS-Diagnose, die mehr von diesen Bakterien in ihrem Darm haben, weniger Aktivität in den Belohnungsregionen des Gehirns zeigen: ein wesentliches Merkmal von Menschen mit ADHS.

Die Neurowissenschaftler legen daher nahe, dass dieses bakterielle Nebenprodukt über die Blutbahn ins Gehirn gelangt und dort, wenn es in Dopamin umgewandelt wird, die Gehirnfunktion beeinflusst.

Um festzustellen, ob tatsächlich ein Kausalzusammenhang besteht, muss dieses Phänomen im Rahmen neuer, größerer Studien weiter untersucht werden, schließen die Forscher im Fachblatt PLOS ONE.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Radboud; PLOS ONE – DOI: 10.1371/journal.pone.0183509; Sept. 2017

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