08.01.2021 In einem Beitrag für die Fachzeitschrift „Journal of Experimental Psychology: Applied“ hat ein Forschungsteam die Ergebnisse einer Untersuchung zum Abstandsverhalten der Menschen unter Corona-Bedingungen beschrieben. Danach motiviert die Angst vor einer eigenen Erkrankung am stärksten dazu, auf Distanz zu bleiben.
Hauptautoren der Studie sind drei Psychologie-Studentinnen (Anna Neumer, Vita Bogdanic, Theresa Schweizer) eines internationalen Forschungs-Masterprogramms, das die Leuphana gemeinsam mit den Universitäten Maastricht und Valencia anbietet. Professor Dr. David Loschelder von der Leuphana Universität Lüneburg hat sie betreut.
Bis ein flächendeckender Impfschutz erreicht ist oder ein wirksames Medikament entwickelt werden konnte, ist die Einhaltung eines sicheren physischen Abstands zwischen Menschen von größter Bedeutung, um die Ausbreitung von Sars-CoV-2 und Covid-19 zu verringern. In vielen Situationen ist aber zu beobachten, dass das Abstandsgebot nicht konsequent befolgt wird. Die Autoren des Beitrags wollten in einer Studie herausfinden, was Menschen am besten zur Einhaltung der nötigen Distanz motiviert. Dafür entwickelten sie ein Online- und ein Feldexperiment, mit denen sie Reaktionen auf unterschiedliche Anreize untersuchten.
Für das Feldexperiment beobachteten die Forscher das Verhalten von 268 Supermarktkunden. Dafür präparierten sie die Einkaufwagen mit vier verschiedenen Hinweisen, stellten ihnen während des Einkaufs an ausgewählten Orten im Geschäft andere Personen in den Weg und beobachteten ihre Reaktionen. Die Hinweise lauteten: (1) „Es könnte für Sie tödlich sein…“ , (2) „Es könnte für Ihre Mitmenschen tödlich sein…“, (3) „Es dient Ihrer eigenen Gesundheit…“ und (4) „Es dient der Gesundheit Ihrer Mitmenschen…“. Ergänzt wurden die Sätze immer um die Aufforderung: „… Halten Sie Abstand (mindestens 1,5 Meter).“
Die Auswertung der Experimente zeigt eindeutig, dass der Hinweis auf den möglichen Verlust der eigenen Gesundheit der größte Motivator ist, wenn es darum geht, die Menschen dazu zu bringen, einen ausreichenden Abstand zu halten. Überrascht haben die Forscher bei ihrer Auswertung Anzeichen dafür, dass Hinweise auf die Gesundheit von Mitmenschen offenbar eher dazu führen können, dass Menschen sogar weniger Abstand halten, als solche, die keinerlei Beeinflussung ihres Verhaltens unterliegen.
Das Fazit der Forscher: „Menschen mit entsprechenden Anstößen dazu zu bewegen, einen sicheren physischen Abstand einzuhalten, könnte eine wirksame und kostengünstige Maßnahme sein, um Millionen von Menschen weltweit während der gegenwärtigen Covid-19-Pandemie und möglicherweise während künftiger Gesundheitskrisen zu schützen“, ist Professor Loschelder überzeugt.
Quellenangabe: Leuphana Universität Lüneburg
Ähnliche Artikel / News / Themen
- News aus der Forschung zu Corona und die Psyche