Schädel-Hirn-Trauma und Demenz

Deutliche Verbindung zwischen Schädel-Hirn-Traumata und der Entwicklung von Demenz

31.01.2018 Traumatische Hirnverletzungen (Schädel-Hirn-Traumata) erhöhen das Risiko einer Demenzdiagnose für mehr als 30 Jahre nach einem Trauma; das Risiko einer Demenz nimmt mit der Zeit allerdings auch ab laut einer in PLOS Medicine veröffentlichten Studie.

Die Forscher Anna und Peter Nordström von der Umeå Universität erfassten alle Demenzdiagnosen und Schädel-Hirn-Traumata aus schwedischen landesweiten Datenbanken von 1964 bis 2012.

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Bild: Glitzy queen00 (Wikipedia)

In einer retrospektiven Kohorte wurden 164.334 Personen mit Schädel-Hirn-Trauma (SHT) mit Kontrollteilnehmern verglichen, die kein SHT hatten. In einer Fallkontrollkohorte wurden 136.233 Personen, bei denen bei der Nachsorge Demenz diagnostiziert wurde, mit Kontrollteilnehmern verglichen, die keine Demenz entwickelten. Und in einer dritten Teilnehmergruppe untersuchten die Forscher 46.970 Geschwisterpaare, wobei eine Person ein SHT hatte.

Demenzrisiko um 400 – 600% erhöht

Im ersten Jahr nach dem SHT war das Demenzrisiko um das 4- bis 6-fache erhöht, stellten die Forscher fest. Danach nahm das Risiko rasch ab, war aber auch noch mehr als 30 Jahre nach dem Schädel-Hirn-Trauma immer noch deutlich höher.

Insgesamt war das Risiko einer Demenzdiagnose während einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 15 Jahren um rund 80 Prozent erhöht.

Das Demenzrisiko war bei Personen mit einem schweren SHT oder mehreren SHT höher und bei Männern und Frauen ähnlich.

Da die Entwicklung von Demenz ein Risikofaktor für Unfälle sein kann, die zu SHT führen, ist es wahrscheinlich, dass in einigen Fällen der Beginn der Demenz dem Schädel-Hirn-Trauma vorausging, so dass die Forscher davor warnen, kausale Rückschlüsse zu ziehen.

Die Ergebnisse dieser Studie legen nahe, dass es ein zeit- und dosisabhängiges Risiko gibt, mehr als 30 Jahre nach einem Schädel-Hirn-Trauma an Demenz zu erkranken, so die Autoren. „Unserer Kenntnis nach wurde über keine frühere prospektive Studie mit ähnlicher Leistung und Nachbeobachtungszeit berichtet“.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Umeå Universität; PLOS Medicine – doi.org/10.1371/journal.pmed.1002496; Jan. 2018

Studie bestätigt Zusammenhang zwischen Schädel-Hirn-Verletzung und Demenzerkrankung

11.04.2018 Das Risiko einer Demenz, einschließlich Alzheimer, war bei Menschen, die eine traumatische Hirnverletzung (Schädel-Hirn-Traum genannt; SHT) erlitten hatten, signifikant höher als bei Menschen ohne SHT laut einer der bislang größten Studien zu dieser Verbindung.

Auftretenshäufigkeiten

Von den fast 2,8 Millionen beobachteten Personen hatten 4,7 Prozent mindestens eine SHT-Diagnose. Unter den ersten SHT-Diagnosen waren 85 Prozent als leicht und 15 Prozent als schwer oder Schädelbruch charakterisiert worden.

Von 1999 bis 2013 entwickelten 4,5 Prozent der Patienten über 50 Jahre eine Demenz. Davon hatten 5,3 Prozent mindestens eine traumatische Hirnverletzung während des Beobachtungszeitraums, der 1977 begann. Das Durchschnittsalter bei der Erstdiagnose einer Demenzerkrankung betrug 80,7 Jahre.

Männer und Frauen

Bei Männern und Frauen mit SHT-Vorgeschichte hatten Männer eine etwas höhere Demenzrate (30 Prozent vs. 19 Prozent).

Zusammenhänge

Jesse Fann von der Universität Washington und Kollegen stellten fest, dass das Gesamtrisiko einer Demenz bei Personen mit einem SHT in der Krankengeschichte 24 Prozent höher war als bei Personen ohne zuvoriges Schädel-Hirn-Trauma, nachdem andere Risikofaktoren für die Krankheit berücksichtigt worden waren.

Ein einzelnes schweres SHT erhöhte das Risiko um 35 Prozent; ein einzelnes „leichtes“ SHT oder eine Gehirnerschütterung erhöhte das Risiko um 17 Prozent, schreiben die Studienautoren im Fachblatt The Lancet Psychiatry.

Die Studie ergab, dass das Demenzrisiko bei zwei oder drei SHT um 33 Prozent, bei vier SHT um 61 Prozent und bei fünf oder mehr Schädel-Hirn-Traumata um 183 Prozent gestiegen ist.

Fann sagte, dass bei einer traumatischen Gehirnverletzung in den 20er Jahren, das Risiko einer Demenz in den 50ern um 60 Prozent stieg.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: The Lancet Psychiatry – DOI: https://doi.org/10.1016/S2215-0366(18)30065-8

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