Tod / Sterben von Angehörigen – Familienkonflikte

Tod / Sterben von Angehörigen – Familienkonflikte

Psychosoziale Probleme – Beziehungsprobleme

Studie: Familiäre Konflikte sind häufig bei Trauerfällen bzw. während des Sterbens von Angehörigen

19.07.2020 Ein sterbender geliebter Mensch sollte Familien zusammenbringen, reißt sie aber oft auseinander – eine schwierige Dynamik, die besser wahrgenommen und abgefangen werden muss, sagte eine Trauerforscherin der University of Alberta.

Konflikte kommen häufig vor, wenn Familien während des Sterbeprozesses zusammenkommen, und sie schmerzen alle Beteiligten, zeigen die psychologischen Befunde der Studienautorin Donna Wilson.

Familienkonflikte können leicht wieder aufflammen, sagt Wilson im Fachblatt Health Communication, die dies während ihrer Jahre als Krankenschwester am Krankenbett miterlebte. Sie hat Familienmitglieder gesehen, die sich am Sterbebett ihrer Mutter oder sogar mit dem sterbenden Menschen stritten, und das ist schädlich, weil Familienbande in dieser Zeit so wichtig sind.

Wilsons Durchsicht von 18 wissenschaftlichen Studien ergab, dass zu verschiedenen Zeitpunkten im Sterbeprozess mit Familienkonflikten gerechnet werden muss, z.B. wenn große Entscheidungen über die Verlegung eines geliebten Menschen in ein Hospiz oder aus dem Krankenhaus oder über den Abbruch der lebenserhaltenden Maßnahmen getroffen werden müssen.

Prävalenz – Auftreten


Bild: pixabay

Einige der US-Studien zeigten, dass 57 Prozent der Familien von Konflikten berichteten, während ein Angehöriger im Sterben lag, und 35 Prozent stritten, während sich der Tod näherte.

Eine japanische Studie ergab, dass 42 Prozent der Familien in der Phase des Lebensendes mindestens einen Streit hatten. In Kanada sei das nicht anders, bemerkte Wilson; eine Studie, an der sie gerade arbeitet, weist darauf hin, dass 100 Prozent der Familien wahrscheinlich regelmäßige Konflikte erleben würden.

Schädliche / toxische Auswirkungen

Die 18 Studien, die alle in den Industrieländern durchgeführt wurden, ergaben, dass innerfamiliäre Konflikte oft vorhanden sind; und mit einer Reihe von schädlichen Auswirkungen für die sterbende Person, die Familie als Ganzes oder einzelne Familienmitglieder und andere Personen und Organisationen verbunden sind.

Familienkonflikte fordern auf verschiedene Weise ihren Tribut, sagen die Forscher. Frustration kann dazu führen, dass ein der sterbenden Person nahestehender Mensch völlig wegbleibt.

Die Pfleger können dann unter den zusätzlichen Belastungen leiden, und Familien können sich langfristig entfremden, schreiben sie.

Faktoren / Ursachen

Die identifizierten Faktoren, die zu Familienkonflikten beitragen oder diese begünstigen, konnten in drei Kategorien eingeteilt werden:

  1. familiäre Meinungsverschiedenheiten über Heilbehandlung und/oder Pflege am Lebensende und Entscheidungen,
  2. frühere Familienkonflikte und andere familiendynamische Aspekte und
  3. der Sterbeprozess selbst.

Die durch diese Bestandsaufnahme identifizierten Erkenntnisse sind zwar relativ gering, sollten aber für die Planung künftiger Forschungsarbeiten und für die Sensibilisierung für innerfamiliäre Konflikte am Lebensende nützlich sein, z.B. um soziale Dienste und Palliativprogramme oder -dienste zu verbessern, schließen die Studienautoren.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Health Communication (2020). DOI: 10.1080/10410236.2020.1775448

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