Kindesmisshandlung, Kindheitstrauma und Drogen

Kindheitstraumata / Kindesmissbrauch beeinflussen das Gehirn und erhöhen das Risiko für Drogenkonsum / Drogensucht in der Jugend

24.01.2019 Eine in Development and Psychopathology veröffentlichte Studie ergab, dass traumatische Erfahrungen in der Kindheit – sogenannte Kindheitstraumata – wie häusliche Gewalt, Missbrauch und elterliche Inhaftierung die Gehirnfunktion der betroffenen Kinder beeinflussen und das Risiko für Drogenkonsum und Drogensucht in der Adoleszenz erhöhen können.

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Bild: lisa runnels

Nicole Fava von der Universität Florida International und Kollegen untersuchten 465 Kinder, die im Alter von 3-5 Jahren Kindesmisshandlungen bzw. Vernachlässigung erlitten haben und folgten ihnen durch die frühe Adoleszenz (Jugend).

Warum später vermehrt Drogen konsumiert werden

Die Forscher waren daran interessiert zu verstehen, warum Menschen, die in der frühen Kindheit solchen Widrigkeiten ausgesetzt sind, später im Leben eher Drogen missbrauchten.

Sie fanden heraus, dass die negativen Erfahrungen in der Kindheit die Funktion der Gehirnregionen im Zusammenhang mit der Impulskontrolle stören können.

Beeinträchtigte Impulsregulation

Die Probleme der Kinder, ihre Impulse zu regulieren, führen zu einem erhöhten abweichenden Verhalten, wie Diebstahl und Aggression in der frühen Adoleszenz, was wiederum den Alkohol-, Zigaretten- und Drogenkonsum in der späten Adoleszenz erhöht.

Das Verständnis früher Vorläufer für spätere Verhaltensprobleme und den Konsum von Drogen kann wichtige Informationen für die Entwicklung effektiverer Präventivmaßnahmen liefern, sagte Fava.

Wenn wir die Erfahrungen verstehen, die das Verhalten einer Person prägen, können wir die Grundursache anstelle der Symptome ansprechen, um zu einer nachhaltigen Gesundheit und einem psychischen Wohlbefinden beizutragen, schreibt die Forscher.

In der Studie sahen 88 Prozent der Teilnehmer, wie ihre Eltern sich gegenseitig schlugen, 62 Prozent der Familien hatten nicht genug Geld für die Bezahlung der Rechnungen und 55 Prozent wurden körperlich bestraft oder missbraucht.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Development and Psychopathology – DOI: 10.1017/S0954579418001025

Kindesmisshandlung und späterer gefährlicher Konsum von Alkohol, Cannabis und illegalen Drogen

30.11.2020 Neue Forschungsergebnisse des Prevention Research Center of the Pacific Institute for Research and Evaluation deuten darauf hin, dass negative Erfahrungen in der Kindheit, die oft als Kindesmisshandlung bezeichnet werden, mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit des Konsums von legalen und illegalen Drogen bei Patienten der städtischen Notaufnahme (ED) verbunden sind.

Zur Untersuchung der Frage nutzten die Forscher um Carol B. Cunradi eine Querschnittserhebung mit 1.037 verheirateten oder in Partnerschaft lebenden ED-Patienten in einem öffentlichen Sicherheitsnetz-Krankenhaus, in der Informationen über riskanten Konsum von Alkohol, Cannabis und illegalen Drogen gesammelt wurden.

Da es sich um ein Sicherheitsnetz-Krankenhaus handelt, haben die meisten Patienten, die medizinische Versorgung suchen, einen niedrigen sozioökonomischen Status, und die meisten sind Afroamerikaner oder Hispanoamerikaner.

Negative Erfahrungen bzw. Misshandlungen in der Kindheit wurden erfasst über:

  • Exposition gegenüber einem psychisch kranken Menschen im häuslichen Umfeld
  • Alkoholismus der Eltern/Erziehungsberechtigten
  • sexueller Missbrauch
  • körperliche Misshandlung
  • psychologischer Missbrauch
  • Gewalt gegen die Mutter des Betroffenen

Die im American Journal of Drug and Alcohol Abuse veröffentlichten Ergebnisse zeigten, dass 53% der Männer und 60% der Frauen über mindestens eine negative Erfahrung in der Kindheit berichteten. Darüber hinaus zeigte sich:

  • Frauen, deren Mütter Opfer von häuslicher Gewalt wurden, berichteten eher über einen gefährlichen Alkoholkonsum,
  • Frauen mit multiplen negativen Erfahrungen in der Kindheit konsumierten mit höherer Wahrscheinlichkeit später Cannabis,
  • Frauen mit mehreren negativen Kindheitserlebnissen konsumierten häufiger illegale Drogen.

Einzelne oder mehrere negative Kindheitserlebnisse waren bei Männern dagegen nicht mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für einen gefährlichen Drogenkonsum verbunden.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: American Journal of Drug and Alcohol Abuse – doi.org/10.1080/00952990.2020.1823989

 

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