Veitstanz

Veitstanz

Psychologie-Lexikon – Neurologische Erkrankungen

Definition

Definition: Mit dem Veitstanz ist die Krankheit Chorea Huntington oder
die Tanzwut, ein Erscheinung im Mittelalter gemeint.
Man unterscheidet zwischen kleinem und großem Veitstanz.

Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867:
Veitstanz: „Eine in jener Zeit sehr übliche Verwünschungsformel. Bei Agricola a.a.O. heisst es darüber: >Ynn Deutschen landen sind der plagen vil gewesen, als do der Teuffel die leutte besessen hat vnd aussgerichtet was er gewolt hat …. Vnd eben daselbs wurden etliche leutte geplagt, dass sie tantzen musten offt tag an eynander, offt zwen tag, drey tag vnd nacht.«

Der Sanct-Veitstanz ist eine Krankheit, deren Entstehung früher dem Teufel zugeschrieben wurde, und die in Krämpfen der willkürlichen Muskeln besteht, die sich unter Fortdauer des vollen Bewusstseins durch unwillkürliche Bewegung des Rumpfes, Kopfes und Gesichts kundgibt. Man unterscheidet kleinen und großen Veitstanz. Bei dem letztern können sich die krampfhaften Zuckungen, das Hüpfen, Tanzen, Herumlaufen im Kreise, bis zu einer Art Geisteskrankheit steigern, deren Ausgang Blödsinn oder Fallsucht sein kann. Die Krankheit kommt in den ältern Schriften unter verschiedenen Namen, als Sanct-Veltiensplag, Sanct-Veltens Siechtag, Sanct-Valentin’s Siechtag Veltenstanz, Sanct- Veltes Krisem, Fallentübel, Sanct-Verden bluot, vor.

Nach A. Stöber (Frommann, VI, 3) kommen bei einzelnen Einsiedlern und Mönchen schon im 5. Jahrhundert Spuren von Sanct-Veitstanz vor. Allgemeiner zeigte sich die Plage zu Erfurt im Jahre 1237, wo am 15. Juni plötzlich tausend Knaben und Mädchen so von der Tanzwuth ergriffen wurden, dass sie vier Stunden weit von der Stadt unaufhaltsam forttanzten und den folgenden Tag von den Aeltern auf Wagen zurückgebracht werden mussten. Bechstein, Thüringer Sagenschatz, III, 131.)“