Echokammer-Effekt (Psychologie)

Echokammer-Effekt (Psychologie)

Psychologie-Lexikon

Definition

In den Nachrichtenmedien ist der psychologische Begriff Echokammer-Effekt analog zu einer akustischen Echokammer zu sehen, in dem Geräusche in einem leeren Raum nachhallen.

Eine Echokammer ist eine metaphorische Beschreibung einer Situation, in der Überzeugungen durch Kommunikation und Wiederholung innerhalb eines geschlossenen Systems vertieft oder gefestigt werden.

Durch den Besuch einer Echokammer können Menschen Informationen finden, die ihre bestehenden Ansichten verstärken. Dies soll die politische und soziale Polarisierung und den Extremismus verstärken.

Ein weiterer aufkommender Begriff für diesen widerhallenden und homogenisierenden Effekt im Internet innerhalb sozialer Gemeinschaften ist der kulturelle Tribalismus.

Social Media und Internet sind nicht Ursache politischer Polarisierung

21.05.2018 Das Argument gegen (echo chambers) Echokammern ist gut dokumentiert: Mit Hilfe von Social-Media-Algorithmen entscheiden wir uns zunehmend dafür, in sicheren Räumen (Filterblasen – filter bubble oder Informationsblasen) mit Menschen zu interagieren, die wie wir denken und handeln – und den Bekehrten effektiv unsere Meinung zu predigen.

Verzerrung der Weltsicht

Dadurch verzerrt dieses Verhalten unsere Weltsicht und damit unsere Kompromissfähigkeit, was wiederum die politische Polarisierung begünstigt.

Neue psychologische Forschungsergebnisse der Oxford Universität deuten jedoch darauf hin, dass die sozialen Medien und das Internet nicht die Wurzel der heutigen fragmentierten Gesellschaft sind, und Echokammern möglicherweise nicht die Bedrohung, die als solche empfunden werden.

Nutzung mehrerer Medienkanäle

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Bild: splitshire

Tatsächlich nutzen die meisten Menschen mehrere Medienkanäle und Social Media Plattformen, so dass höchstens ein kleiner Teil der Bevölkerung von echo chambers beeinflusst wird.

Während das Internet natürlich die Heimat der sozialen Medien ist, ist es auch ein Knotenpunkt für andere Medien. Dazu gehören Online-Nachrichten-Websites und Links zu Print-Zeitungen und -Zeitschriften sowie Offline-Medien wie TV- und Radio-Plattformen, schreiben die Psychologen.

Viele unserer Gespräche mit Freunden und Familie finden auch online über unsere Social Media- und E-Mail-Plattformen statt.

Wahl der Medien – Interaktion mit Echokammern

Anhand einer Zufallsstichprobe erwachsener Internetnutzer in Großbritannien untersuchten Forscher des Oxford Internet Institute und der Universität Ottawa die Wahl der Medien der Teilnehmer und wie sehr sie ihre Interaktion mit Echokammern beeinflusst haben, anhand von sechs Schlüsselvariablen: Geschlecht, Einkommen, ethnische Zugehörigkeit, Alter, Breite der Mediennutzung und politisches Interesse.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Breite des Multimedia-Angebots nicht nur die Nutzung und Entwicklung von Echokammern begünstigt, sondern es den Menschen auch erleichtert, diese zu vermeiden.

Internet ermöglicht Erweiterung des Horizonts

Studienautor Dr. Grant Blank sagte: Was auch immer die Ursachen der politischen Polarisierung heute sind, es sind nicht die sozialen Medien oder das Internet. Wenn überhaupt, dann nutzen die meisten Menschen das Internet, um ihren Medienhorizont zu erweitern.

Die Forscher fanden Belege dafür, dass Menschen aktiv suchen, um die online gelesenen Informationen auf vielfältige Weise zu bestätigen. Sie tun dies hauptsächlich durch die Benutzung von Suchmaschinen, um Offline-Medien zu finden und politische Informationen zu validieren.

Beeinflussung der eigenen Meinung

Dabei stoßen sie oft auf Meinungen, die sich von ihren eigenen unterscheiden, und als Folge davon – ob sie passiv über den Inhalt gestolpert sind oder aus eigener Initiative nach Antworten suchen, während sie ihre “Tatsachen” doppelt überprüfen – haben einige ihre eigene Meinung zu bestimmten Themen geändert.

Die Studie zeigt, dass die Befragten durchschnittlich vier verschiedene Medienquellen nutzten und auf drei verschiedenen Social-Media-Plattformen Accounts hatten.

Je mehr Medien die Menschen nutzten, desto eher meiden sie Echokammern bzw. Filterblasen.

Politisches Interesse und der Echokammer-Effekt

Während Alter, Einkommen, ethnische Zugehörigkeit und Geschlecht die Wahrscheinlichkeit, sich in einer Echokammer zu befinden, nicht deutlich beeinflussten, war das politische Interesse signifikant verbunden.

Diejenigen, die ein starkes politisches Interesse hatten, waren höchstwahrscheinlich Meinungsführer, an die sich andere wegen politischer Informationen wandten.

Politische Medienjunkies

Im Vergleich zu den weniger politisch veranlagten Personen waren diese Leute Medienjunkies, die politische Inhalte konsumierten, wo immer sie diese finden konnten, und als Folge dieser Vielfalt befanden sie sich weniger wahrscheinlich in einem Echoraum, schreiben die Psychologen

Dr. Elizabeth Dubois sagte, dass sich die meisten Menschen nicht in einer politischen Echokammer befinden. Gefährdet sind Menschen, die nur auf ein einziges Medium für politische Nachrichten angewiesen sind und kein politisches Interesse haben: etwa 8 % der Bevölkerung.

Wegen ihres fehlenden politischen Engagements sind ihre Meinungen jedoch weniger prägend und ihr Effekt bzw. Einfluss auf andere ist wahrscheinlich vergleichsweise gering.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Oxford – DOI: 10.1080/1369118X.2018.1428656

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