Midas-Effekt (Psychologie)

Midas-Effekt (Psychologie)

Psychologie-Lexikon

Sind die ‘Kuschelnerven’ verantwortlich für den Midas-Effekt?

29.05.2018 Eine im Fachblatt Scientific Reports veröffentlichte psychologische Studie untersuchte, ob die “Kuschelnerven” – sogenannte C-taktile Fasern in unserer Haut – verantwortlich für ein großzügigeres Verhalten bei körperlicher Berührung (Midas-Effekt) sind.

Frühere Forschungsarbeiten zeigten, dass sich Probanden in Experimenten nach körperlichen Berührungen großzügiger verhielten.

CT-Nerven, Kuschelnerven, CT-Fasern

Lisa Rosenberger und Uta Sailer vom Fachbereich Psychologie der Universität Wien untersuchten nun in Experimenten, ob die vor einiger Zeit entdeckten C-taktilen Fasern (auch ‘CT-Nerven’, ‘Kuschelnerven’ oder ‘CT-Fasern’ genannt) in der Haut (und die auf sanfte, gleitende Bewegungen ansprechen) Ursache für diese Verhaltensänderung sein könnten.

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Bild: Gaertringen (pixabay)

Die CT-Nerven nehmen angenehme Berührungen wahr und übertragen sie in die Emotionszentren des Gehirns.

In einer Reihe von Experimenten wurden Personen in verschiedenen Settings gestreichelt, und beobachtet, ob die CT-Fasern stärker oder weniger stark aktiviert wurden. Zugleich wurde erfasst, wie großzügig sich die Probanden verhielten.

Tatsächlich hatte keine der die CT-Nerven aktivierenden Berührungen eine ‘Midas-Effekt’ ähnliche Auswirkung auf die Studienteilnehmer.

Weder bei starker noch weniger stark aktivierten Kuschelnerven legten die Probanden ein großzügigeres Verhalten an den Tag.

Kein Zusammenhang

“In unserem Laborversuch konnten wir überhaupt keinen Midas-Effekt beobachtet, was im krassen Gegensatz zu den dokumentierten Effekten in vielen Feldstudien steht”, sagt Rosenberger vom Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden.

Die Psychologinnen vermuten die Ursache dieses Effektes deshalb eher darin, dass schon die reine Aufgabenausführung großzügiger machen könnte. Vielleicht weist man dem Verhalten der berührenden Person – also der größeren körperlichen Nähe, die die berührende Person durch ihre Berührung schafft – eine psychologische Intimität zu und interpretiert das “Verhalten der Person – bewusst oder unbewusst – als Ausdruck von Sympathie”.

Die Kuschelnerven dürften aber wohl keine wichtige Rolle beim Midas-Effekt spielen, schließen die Psychologinnen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Wien; Scientific Reports – DOI: 10.1038/s41598-018-25601-7

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