Evolutionspsychologie (Evolutionäre Psychologie)

Evolutionspsychologie (Evolutionäre Psychologie)

Definition: Die Evolutionspsychologie ist ein theoretischer Ansatz in den Sozial- und Naturwissenschaften, die die psychologische Struktur aus einer modernen evolutionären Perspektive untersucht. Sie versucht festzustellen, welche menschlichen psychologischen Merkmale zur Anpassung entwickelt wurden – das heißt, Produkte aus natürlicher oder sexueller Selektion in der menschlichen Evolution sind.

Unsere Krankheitssymptome aus evolutionspsychologischer Sicht

08.01.2016 Warum wir uns bei Infektionen krank fühlen. Unsere Krankheitssymptome aus evolutionspsychologischer Sicht: Wozu sind die Symptome unserer Krankheit gut? Welchen Sinn haben sie? Auf diese Weise sagt uns die Evolution, dass wir zu Hause bleiben – uns isolieren sollen.

Eine neue Studie legt nahe, dass unsere – auf den Erhalt der Art ausgerichteten – Gene hinter unseren Krankheitssymptomen (wie z.B. Schmerzen, Fieber, Lust- und Appetitlosigkeit) stecken.

Evolutionäre Anpassung

Wenn Sie Fieber haben, Ihre Nase verstopft ist und sich Ihre Schmerzen vom Kopf bis über die Zehen ausbreiten, fordert Ihr Körper Sie auf, zu Hause im Bett zu bleiben. Sich krank zu fühlen, ist eine evolutionäre Anpassung laut einer neuen Studie des Weizmann Institute of Science.

Wir neigen zur der Annahme, dass die Infektion die Krankheitssymptome verursacht; glauben, dass der mikrobielle Angriff sich direkt auf unser Wohl auswirkt. In Wahrheit sind viele Systeme unseres Körpers mit dem Kranksein verbunden: das Immunsystem, die endokrinen Systeme und auch unser Nervensystem.

Ähnliches Krankheitsverhalten bei Tieren

Auch ist das menschliche Krankheitsverhalten ähnlich bei Tieren vorzufinden. Jeder, der ein Haustier hat, weiß, dass Tiere sich anders verhalten, wenn sie krank sind. Man denke nur an den Hund, der sich bei Krankheit oder nahem Tod unters Bett zurückzieht.

Ein sehr extremes „Krankheitsverhalten“ ist bei sozialen Insekten wie Bienen zu finden, die den Bienenkorb normalerweise verlassen, um woanders zu sterben, wenn sie krank sind. Mit anderen Worten scheint sich dieses Verhalten über einen sehr großen Zeitraum durch die Evolution entwickelt und erhalten zu haben.

Funktion der Symptome

Die die Krankheit begleitenden Symptome scheinen das eigene Überleben und die Reproduktion negativ zu beeinflussen. Also warum kommt es zu diesem Phänomen?

Symptome, sagen die Wissenschaftler in der Zeitschrift PLoS Biology, sind keine Anpassung, die auf dem individuellen Niveau funktionieren. Evolution passiert eher auf der Ebene des „egoistischen Gens“, sagen sie.

Das egoistische Gen

Obwohl der einzelne Organismus die Krankheit möglicherweise nicht überlebt, wird seine soziale Isolation von seinem Umfeld wahrscheinlich die Infektionsrate in der Gruppe senken.

Vom Standpunkt des Individuums erscheint dieses Verhalten sehr altruistisch, sagt Dr. Keren Shakhar vom Fachbereich für Psychologie des College of Management Academic Studies, aber aus der Perspektive des Gens haben sich die Chancen verbessert, weitergegeben zu werden.

In ihrem Artikel gehen die Wissenschaftler eine Liste häufiger Symptome durch, und jedes scheint die Hypothese zu unterstützen.

Beispiele

  • Z.B.: Appetitverlust hindert die Krankheit daran, sich über gemeinsam konsumierte Lebensmittel oder Wasserressourcen auszubreiten.
  • Erschöpfung und Schwäche können die Beweglichkeit des infizierten Individuums verringern und reduzieren den Radius möglicher Infektionen.
  • Zusammen mit diesen Symptomen können Kranke auch depressiv werden und das Interesse an sozialen und sexuellen Kontakten verlieren, und so weiter die Möglichkeiten eingrenzen, Krankheitserreger weiterzugeben.
  • Das darunter leidende persönliche gepflegte Äußere und die Veränderungen in der Körpersprache sagen: Ich bin krank! Kommt mir nicht zu nahe!

Soziale Isolation

„Wir wissen, dass Isolation der effizienteste Weg ist, eine übertragbare Krankheit von der Ausbreitung abzuhalten“, sagt Prof. Guy Shakhar vom Fachbereich für Immunologie.

„Das Problem ist heute – nehmen wir z.B. die Grippe, dass viele nicht realisieren, wie tödlich sie sein kann. Also handeln sie gegen ihre natürlichen Instinkte, nehmen eine Tablette gegen Schmerz und Fieber, und gehen zur Arbeit. Dort ist die Wahrscheinlichkeit viel höher, andere zu infizieren.“

Diese Hypothese wollen die Wissenschaftler auf verschiedene Weisen noch testen, aber sie raten: Wenn man sich krank fühlt, ist dies ein Zeichen, zu Hause zu bleiben. Millionen Jahre der Evolution können nicht falschliegen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Weizmann-Institut für Wissenschaften, PLoS Biology; Jan. 2016