Zeitumstellung (Psyche, Psychologie)
Biologische, Kognitive Psychologie
News aus der Forschung zu den psychischen bzw. psychologischen Auswirkungen der Zeitumstellungen.
Gibt es mehr oder weniger Gewalt durch die Zeitumstellung?
27.10.2017 Im Herbst endet die Sommerzeit und die Uhren werden wieder umgestellt. Das heißt, wir können in dieser Nacht eine Stunde länger schlafen und kehren zur Standardzeit zurück. Bei der Umstellung zur Sommerzeit wird uns diese Stunde genommen.
Eingeführt wurde die Zeitumstellung erstmals im Ersten Weltkrieg, um die energieintensiven „Materialschlachten“ zu unterstützen; nach dem Krieg wurde sie wieder abgeschafft, um dann aber wieder im Zweiten Weltkrieg erneut eingesetzt zu werden.
Schlafentzug
Viel ist über die langfristigen psychischen Effekte des Schlafentzuges untersucht worden. So verband beispielsweise die Arbeit von Adrian Raine, Professor für Kriminologie, Psychiatrie und Psychologie an der Richard-Perry-Universität, die Tagesschläfrigkeit im Alter von 15 Jahren mit Gewalt im Alter von 24 Jahren.
Bild: Gerd Altmann
Die Kriminologie-Doktorandin Rebecca Umbach von der Universität Pennsylvania untersuchte in einer aktuellen im Fachblatt Journal of Experimental Criminology publizierten psychologischen Studie, was unmittelbar nach dem Schlafverlust kurzfristig passiert.
3% weniger Gewaltattacken nach Umstellung auf Sommerzeit
Im Frühling, am Tag nach der Zeitumstellung auf die Sommerzeit, gibt es mehr Verkehrsunfälle, mehr Börsenverluste, mehr Unfälle am Arbeitsplatz, schlechtere Testresultate und höhere Suizidraten, sagte Koautor Greg Ridgeway.
Die Befunde ihrer aktuellen Studie zeigen jedoch noch etwas anderes: Am Tag nach dem Beginn der Sommerzeit sank die Gesamtrate für Gewaltattacken um rund 3 Prozent.
Schlafprobleme wurden bisher mit erhöhtem antisozialen und kriminellen Verhalten in Verbindung gebracht, so dass die Wissenschaftler überrascht waren, dass ein verlängerter Schlaf im Zusammenhang mit mehr Gewalttaten erschien. Diese Diskrepanz ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, vermuten sie, dass 40 bis 60 Minuten Schlafentzug in einer Nacht nicht das Gleiche ist wie Monate oder gar Jahre schlechter Schlaf.
3% mehr Gewaltangriffe nach Umstellung auf Winterzeit
Die Forscher untersuchten auch die Auswirkungen der Umstellung auf ‚Winterzeit‘ – also, wenn wir eine Stunde länger schlafen können. Sie stellten fest, dass etwa 3 Prozent weniger Gewaltvorfälle registriert wurden – ein Spiegelbild der Entwicklung im Frühling; auch wenn die Daten nicht so robust waren.
Umbach vermutet, dass es sich dabei um interne psychologische Verzerrungen handeln könnte – internale Bias.
Wenn ich nicht viel schlafe, werde ich launisch und wütend, sagte sie. Man erwartet jedenfalls, dass man so reagieren würde. Die Absicht ist es, sich aggressiver zu verhalten, aber das Handeln spiegelt das nicht wider, weil man zu müde ist. Man ist zu lethargisch und müde, um zu handeln.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Pennsylvania; Journal of Experimental Criminology – DOI: 10.1007/s11292-017-9299-x; Okt. 2017
Forschung, News
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