Ekel, Abscheu – Motivation, Kommunikation

Ekel, Abscheu – Motivation, Kommunikation

Emotionspsychologie

Ekel, Abscheu kommuniziert eher eine moralische als eine eigennützige Motivation

03.01.2017 Eine neue Forschungsarbeit von Psychologen der Universität Kent hat zum ersten Mal zeigen können, dass der Ausdruck von Ekel oder Wut von den Motiven abhängt, die man sich bemüht mitzuteilen.

Schützende Funktion – Krankheitsprävention

Frühere Studien wiesen darauf hin, dass das Gefühl des Ekels ursprünglich entwickelt wurde, um vor ansteckenden Krankheiten zu schützen; Menschen essen normalerweise kein faulendes Fleisch, auf dem Maden kriechen, weil sie sich vom Aussehen angewidert fühlen.

Mann ekelt sich
Bild: Charles Darwin: ‚The Expression
of the Emotions in Man and Animals‘

Aber Ekel ist auch mit Unmoral verknüpft, und die Forscher vom Fachbereich der Psychologie wollten untersuchen, warum sich der ursprüngliche Zweck der Krankheitsprävention auf diesen Bereich ausgedehnt hat.

Eine prominente Antwort ist, dass Menschen sich von unmoralischen Taten angewidert fühlen, die zu Gefühlen der Kontamination oder Unreinheit führen, aber diese Ansicht ist schwierig mit der Beobachtung zu vereinen, dass man sich auch von Taten wie Diebstahl, Mobbing, Lügen oder Betrug angewidert oder angeekelt fühlt.

Kommunikative Funktion

Die Psychologen Tom Kupfer und Prof. Roger Giner-Sorolla nehmen dagegen an, dass die Rolle des Abscheus in der Moral nicht gänzlich dadurch erklärt wird, was Menschen fühlen, wenn sie Ekel als Reaktion auf ein unmoralisches Verhalten ausdrücken, sondern auch dadurch, was sie versuchen mitzuteilen.

In zwei Experimenten sollten Studienteilnehmer überlegen, in welchen Szenarien, eine Person entweder Wut, Verärgerung oder Ekel ausdrücke. Sie wurden dann danach befragt, was wohl die Person motivierte, die das jeweilige Gefühl zeigte.

Unterschiedliche Signale

Jemandem, der Abscheu ausdrückt, wurden eher die Motivationen Unvoreingenommenheit, Moral und Sorge zugeschrieben, während einer Person, die sich wütend bei denselben amoralischen Taten zeigte, mit größerer Wahrscheinlichkeit Eigennutz zugeschrieben wurde, sagten die Forscher im Fachblatt Social Psychological and Personality Science.

Der Ausdruck des Ekels signalisiert einem Beobachter deshalb anderere Informationen als das Zeigen von Wut, Verärgerung. Vielleicht – so die Psychologen – drücken Menschen eher Ekel als Wut aus, wenn sie zeigen wollen, dass sie durch moralische Sorgen motiviert sind.

Zwei weitere Experimente bestätigten dies: Die Teilnehmer selbst zeigten eher Abscheu, wenn sie demonstrieren wollten, dass ihre Verurteilung einer Tat moralisch motiviert wurde. Wut drückten sie dagegen aus, wenn sie protestieren wollten, dass die Tat ihren eigenen Interessen schadete.

Die Ergebnisse legen nahe, dass Ekel nicht nur ein Ausdruck eines inneren Gefühls, wie Brechreiz oder Verunreinigung ist, sondern auch ein Signal der eigenen moralischen Position verkündet, schlossen die Sozialpsychologen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Kent, Social Psychological and Personality Science; Dez. 2016

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