Exekutivfunktionen des Gehirns verbunden mit Risiken für Herzinfarkt, Schlaganfall
28.08.2015 Menschen, die schlecht bei einem Test der Exekutivfunktionen – die höheren mentalen bzw. kognitiven Prozesse, die z.B. beim Problemlösen, logischem Denken und Planen zum Einsatz kommen – abschneiden, haben ein höhere Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall, sagt eine in der Zeitschrift Neurology veröffentlichte Studie.
Herz- und Hirnfunktionen eng miteinander verbunden
Diese Ergebnisse zeigen, dass Herz- und Hirnfunktionen enger miteinander verbunden sind, als zuvor angenommen, sagte Studienautor Behnam Sabayan von der Leiden Universität, Niederlande.
Bild: Gerd Altmann
„Während diese Ergebnisse keine unmittelbaren klinischen Auswirkungen haben mögen, betonen sie doch die Wichtigkeit der Beurteilung der kognitiven Funktionen als Teil der Auswertung zukünftiger kardiovaskulärer Risiken.“
Die Studie untersuchte 3.926 Personen in einem durchschnittlichen Alter von 75 Jahren mit und ohne Herzinfarkt oder Schlanfall in ihrer Krankengeschichte. Alle Teilnehmer hatten entweder eine Herzkrankheit oder ein erhöhtes Risiko für eine Herzerkrankung durch hohen Blutdruck, Diabetes oder Rauchen. Keiner der Teilnehmer hatte Demenz.
Höhere kognitive Prozesse
Vier Tests wurden eingesetzt, um die höheren mentalen bzw. kognitiven Prozesse der Teilnehmer – die der Selbstregulation und zielgerichteten Handlungssteuerung dienen – am Anfang der Studie zu messen. Auf Grundlage der Ergebnisse wurden die Teilnehmer in Gruppen mit „niedrigen“, „mittleren“ und „hohen“ Punktzahlen eingeteilt.
Herzinfarkte und Schlaganfälle
Die Forscher folgten dann den Teilnehmern im Schnitt für drei Jahre, um zu sehen, wer Herzinfarkte oder Schlaganfälle entwickelte. Während dieser Zeit gab es 375 Herzinfarkte und 155 Schlaganfälle, was einer Rate von 31 Herzinfarkten pro 1.000 Personen pro Jahr (Durchschnitt für jedes Jahr der dreijährigen Studienperiode) und 12 Schlaganfällen pro 1.000 Personen pro Jahr entspricht.
Teilnehmer, die am schlechtesten beim Test der Exekutivfunktionen abschnitten, hatten ein um 85% erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt im Vergleich zu denen, die die höchsten Punktzahlen erreichten.
Insgesamt hatten 176 Personen der 1.309 Teilnehmer mit niedrigen Punktewerten Herzinfarkte, verglichen mit 93 Personen der 1.308 Teilnehmer, die am besten abschnitten. Dies heißt: Bei einer Rate von 44 Herzinfarkten pro 1.000 Personen pro Jahr in der Gruppe mit niedrigen Punktezahlen verdoppelte sich deren Risiko im Vergleich zu den 22 Herzinfarkten pro 1.000 Personen pro Jahr in der Gruppe mit den hohen Punktewerten.
Teilnehmer mit niedrigen Punkten hatten auch ein 51 Prozent höheres Risiko für einen Schlaganfall. Es gab 69 Schlaganfälle bei denen mit wenigen Punkten verglichen mit 48 Schlägen unter jenen mit hohen Punktewerten.
Maß für die Gehirngesundheit
Die Leistung bei Denk- und Gedächtnistests sind ein Maß für die Gehirngesundheit. Niedrigere Punktestände zeigen ein schlechter funktionierendes Gehirn an. Schlechtere Gehirnfunktionen, insbesondere der Exekutivfunktionen – können Erkrankungen der vaskulären Versorgung des Gehirns widerspiegeln, was wiederum ein höheres Risiko für Schlaganfälle vorhersagt, sagte Sabayan.
„Und, da Blutgefäßerkrankungen im Gehirn eng verbunden mit Blutgefäßerkrankungen im Herzen sind, zeigen niedrigere Testergebnisse auch ein größeres Risiko für Herzinfarkte an. Wir bestätigen aber, dass, obwohl die Ergebnisse statistisch bedeutsam sind, die Risiken eher klein waren.“
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Leiden Universität, Neurology, American Academy of Neurology; August 2015
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