Die abgestumpfte Psyche des Schlachters / Fleischers – Die Psyche von Fleischessern und Fleischverarbeitern
- Wie der Umgang mit Fleisch von anderen Lebewesen die Psyche von Schlachtern / Metzgern und Fleischverkäufern abstumpft
- Die Psyche von Fleischessern
Wie der Umgang mit Fleisch von anderen Lebewesen die Psyche von Schlachtern / Metzgern und Fleischverkäufern abstumpft
12.05.2020 Eine im Fachblatt Emotion veröffentlichte psychologische Studie zeigt, dass Metzger (Schlachter und Fleischer in fleischverarbeitenden Betrieben) und Fleischverkäufer/innen innerhalb der ersten zwei Jahre desensibilisieren (abstumpfen), in denen sie im Rahmen ihrer Arbeit mit Fleisch umgehen.
Die Studie unter der Leitung von Dr. Jared Piazza von der Universität Lancaster untersuchte die Auswirkungen des Schlachtbetriebs und Fleischverkaufs auf die Psyche und befragte dazu 56 Personen in Lancashire mit kommerzieller Erfahrung im Umgang mit Fleisch und eine weitere Gruppe von 103 Personen ohne solche Erfahrungen.
Gewöhnung und Dissoziation in Berufen der Fleischverarbeitung
Bild: Orlando Seppip, Roland Josch
Der Psychologe sagt: Der Gedanke an die tierische Herkunft von Fleisch und den Qualen, der Tieren für die Fleischproduktion zugefügt wird, kann für viele Menschen psychisch belastend sein.
Vermutlich erfordert der ständige Umgang mit Fleisch, dass sich die Menschen an ihre Umwelt gewöhnen. Schließlich wäre es für die Aufgabe der Fleischzubereitung wohl störend, wenn Metzger und Fleischverkäufer ständig an die geschlachteten Tiere denken würden.
Den Teilnehmern wurden Bilder von Fleisch dreier Tiere – Kühe, Schafe, Fische – präsentiert, die in ihrem Grad der Tierähnlichkeit experimentell manipuliert wurden, vom Bild des gesamten Schlachtkörpers bis zum gegarten Tierprodukt.
Für jedes Bild bewerteten die Teilnehmer die Bilder nach Werten des Ekels, der Empathie für das Tier und dem Ausmaß, in dem die Bilder sie an Tiere erinnerten. Weiter gefasste Überzeugungen und Einstellungen zu Fleisch und Tieren wurden ebenfalls erfasst.
Abgestumpfheit und Verlust an Empathie
Die Stichprobe von Fleischverkäufern und Schlachtern drückte bei der Beurteilung von Fleischprodukten im Vergleich zu Personen, denen solche direkten Erfahrungen mit der Fleischproduktion fehlten, weniger Gefühle von Abscheu und eine geringere Empathie (Einfühlungsvermögen) für die geschlachteten Tiere aus.
Auch dachten Metzger und Fleischverkäufer beim Betrachten von Fleisch weniger an die Tiere und rechtfertigten den Verzehr von Fleisch eher mit den herkömmlichen / bekannten Argumenten, dass Fleisch:
- notwendig für die Gesundheit sei;
- Fleischkonsum natürlich aufgrund unserer Fähigkeit, Fleisch zu verdauen und der Geschichte der Jagd sei;
- normal sei, da Fleischkonsum weit verbreitet ist
- angenehm sei, weil Fleisch lecker schmecke.
Darüber hinaus zeigten die psychologischen Befunde:
Je länger die Teilnehmer in der Fleischindustrie gearbeitet hatten, desto abgestumpfter waren sie, desto weniger Abscheu und Empathie fühlten sie dem Fleisch und den betroffenen Tieren gegenüber, und diese Reduktion der Empathie und des Ekels war innerhalb der ersten zwei Jahre der Arbeit zu beobachten.
Dies deutet darauf hin, dass die psychologische Anpassung an Fleisch über relativ kurze Zeiträume erfolgen kann, schreiben die Wissenschaftler.
Die Psychologen vermuten drei Gründe für dieses geringere Maß an Abscheu und Empathie und die Abgestumpftheit der Psyche in diesen Berufszweigen:
- Wiederholter Umgang mit Fleisch kann die Gewöhnung / Abgestumpfheit fördern, z.B. durch das Ausblenden von Gedanken an die Herkunft des Fleisches (psychische Dissoziation), also an die Tiere.
- Die Vorteile eines Arbeitsplatzes könnten die Arbeit mit Tierprodukten zu einer positiven Erfahrung machen
- Ihre Überzeugungen können sich dahingehend ändern, dass sie der Fleischproduktion positiv gegenüberstehen, z.B. dass Schlachter und Fleischverkäufer glauben, die Tiere würden vor der Schlachtung ‚human‘ behandelt werden.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Emotion – https://doi.org/10.1037/emo0000738
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