Skalen psychischer Gesundheit – SPG

1.3.2 Ergebnisse zu den Skalen psychischer Gesundheit

Die SPG wurden mit dem Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI) und den Gießen-Test-Skalen (GT), die in Deutschland wohl die bekanntesten Persönlichkeitstests sind, getestet (Tönnies, Plöhn & Krippendorf, 1996). Es ergaben sich folgende Zusammenhänge bzw. Interkorrelationen mit den Persönlichkeitsmerkmalen der beiden anderen Tests:

Mit dem FPI-R: Den stärksten Zusammenhang gab es mit .62 zwischen SPG 3 Lebensbejahung und FPI-Skala 1 Lebenszufriedenheit. Zwischen SPG 1 Autonomie und FPI 4 Gehemmtheit betrug der Zusammenhang -.53, zwischen FPI N (Emotionalität) und SPG 1 -.54, zwischen SPG 2 Willensstärke und FPI 4 betrug er -.51. Es gibt noch geringere Interkorrelationen bei SPG 1 und SPG 2 mit FPI 1, bei SPG 2 mit FPI 3 Leistungsorientierung und mit FPI E Extraversion, zwischen SPG 6 Soziale Integration und FPI 2 Soziale Orientierung. SPG 4 Natürlichkeit und SPG 5 Selbstreflexion korrelieren mit keiner der Skalen des FPI deutlich. Und es gibt auch keinen deutlichen Zusammenhang der FPI Skalen 5-10 Erregbarkeit, Aggressivität, Beanspruchung, Körperliche Beschwerden, Gesundheitssorgen, Offenheit mit den SPG.

Insgesamt ergibt sich das Bild, dass FPI und SPG wohl unterschiedliche Aspekte des psychisch-körperlichen Befindens untersuchen.

Mit dem GT: GT 1 Soziale Resonanz steht mit allen SPG mit mehr als .40 im Zusammenhang (seelische Gesundheit scheint mit positivem sozialen Feedback einherzugehen), SPG 1,2 und 3 Autonomie, Willensstärke und Lebensbejahung stehen mit GT 4 Grundstimmung, SPG 3 – 7 (insbesondere 4 und 6) stehen im Zusammenhang mit GT 5 Durchlässigkeit und GT 6 Sozial Potenz. Dominanz und Kontrolle des GT steht mit keiner der SPG in Zusammenhang.

Die SPG-Skalen 1,2 und 3 scheinen zusammen das „geistig-seelische Wohlbefinden“, die SPG-Skalen 4 und 6 „das soziale Wohlbefinden“ gemeinsam zu haben.

Zusammenhänge der SPG mit weiteren Tests:

In einer Untersuchung von Tönnies, Degler und Trettin (1987, zitiert nach Tönnies et al., 1996) wurden 250 Personen mit SPG, ISE (Tönnies, 1982), FSKN-Skalen (Deusinger, 1986) und SESA (Sorembe & Westhoff, 1985) getestet. Diese Tests sind ebenso wie die SPG entwickelt wurden, um Persönlichkeitsmerkmale zu erfassen.

Beim Vergleich mit dem ISE (Inventar zur Selbstkommunikation für Erwachsene, Vorgänger des HAKI) gab es Zusammenhänge mit der Negativen Selbstkommunikation (also auch mit den Subskalen Selbstunzufriedenheit, Selbstentmutigung und Psychische Befindlichkeit negativ). Verstärkte Autonomie, Willensstärke, Lebensbejahung und Sinnfindung zeigte sich bei einem geringen Ausmaß an negativer Selbstkommunikation. Positive Kommunikation (ISE P) ging nur mit SPG 3 Lebensbejahung einher.

Im Vergleich mit den FSKN-Skalen zeigte sich, dass die seelische Gesundheit (genauer: gutes Abschneiden in den Skalen Autonomie, Willensstärke, Lebensbejahung, Natürlichkeit und Sinnfindung) mit einem positiven Selbstkonzept (mit allen Selbstkonzeptskalen des FSKN) einhergeht.

Ähnliches zeigte sich auch bei den Korrelationen mit der SESA (Skala zur Erfassung der Selbstakzeptierung). Menschen, die sich selbst stärker akzeptieren, haben höhere Werte in Autonomie, Willensstärke, Lebensbejahung, Natürlichkeit und Sinnfindung, kurz: sind seelisch gesünder.

Anwendungen der SPG und Erfahrungen:

  • Eine Untersuchung von Tönnies, Förster und Kiehn (1988, zitiert nach Tönnies et al., 1996) zeigte die Veränderungen bei Merkmalen der seelischen Gesundheit von Versuchspersonen, nachdem ein Teil an „Mantra-Meditation“, ein anderer Teil die Technik des „positiven Denkens“ erlernte. Vor und nach den 6-wöchigen Kursen wurden die Probanden mit Hilfe der SPG eingeschätzt. Bei allen Teilnehmern kam es zu signifikanten Verbesserungen in Autonomie, Willensstärke und Sinnfindung. Während in der Gruppe der „Mantra-Meditation“ Natürlichkeit und Selbstreflexion zusätzlich zunahm, kam es bei der Gruppe des „positiven Denkens“ zu einem zusätzlichen Anwachsens der Lebensbejahung.
  • In einem Experiment von Tönnies (1993, zitiert nach Tönnies et al., 1996) wurde an einer Gruppe von 46 Personen untersucht, ob akustisch-optische Stimulationen durch sogenannte Mind-Machines entspannungsfördernd sind. Die Untersuchungen ergaben einen merklichen Anstieg der peripheren Hauttemperatur während der Stimulationen, eine Abnahme psychosomatischer Beschwerden und Verbesserung der positiven Selbstkognitionen, der Offenheit und Leistungsorientierung, und eine Zunahme der sozialen Integration (SPG 6) und der Willensstärke (SPG 2).
  • Bei einer Untersuchung an 24 herzkreislaufgefährdeten Frauen, die über 10 Wochen an psychosomatisch-psychotherapeutischen Gruppenbehandlungen teilnahmen, stellten Tönnies, Heering-Sick und Mess (1990, zitiert nach Tönnies, 1996) Verbesserungen des seelischen Befindens, sowie der Autonomie (SPG 1) fest. Auch gingen persönliche Probleme und psychosomatische Beschwerden zurück.

Wie die obigen Untersuchungen zeigen, ist der SPG ein wichtiges Werkzeug, das imstande ist, die seelische Gesundheit von Personen, oder zumindest Aspekte, zu beleuchten und zu erfassen.

Was denken Sie darüber? Oder haben Sie Erfahrungen damit gemacht?


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