Intelligenz und Kurzsichtigkeit, Myopie
Psychologie-Lexikon – Intelligenzforschung
Myopie und die kognitive Leistungsfähigkeit
13.10.2016 Eine im Fachblatt Investigative Ophthalmology & Visual Science veröffentlichte Studie der Universitätsmedizin Mainz untersuchte, ob Intelligenz einen Einfluss auf die Kurzsichtigkeit (Myopie) eines Menschen hat.
Fluide Intelligenz
Studienleiter Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer erklärt: „Aus bereits von uns veröffentlichten Studien wissen wir, dass ein hohes Bildungsniveau häufig mit der Entwicklung einer Kurzsichtigkeit einhergeht“.
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Doch gibt es auch eine direkte Verbindung zur sogenannten fluiden Intelligenz – der Fähigkeit, logisch zu denken und Probleme zu lösen? Die Forscher wollten also die Frage untersuchen: Haben Personen mit Myopie nicht nur eine größere Bildung, sondern auch eine größere fluide Intelligenz?
Dazu analysierten sie die Daten von 3.819 Teilnehmern (im Alter von 40-79 Jahren) der Gutenberg-Gesundheitsstudie der Universitätsmedizin Mainz. Sie bestimmten die fluide Intelligenz anhand der Ergebnisse des Turm-von-London-Tests (TOL-Test), der Logik und Problemlösefähigkeiten erfasst. Außerdem wurde die Kurzsichtigkeit der Teilnehmer erfasst.
Größere Intelligenz der Kurzsichtigen
Es zeigt sich, dass die kurzsichtigen Teilnehmer im Durchschnitt beim TOL-Test 14 Punkte schafften. In der nicht-kurzsichtigen Kontrollgruppe wurde im Schnitt nur ein Score von 12,9 erreicht.
Und: Je höher die Kurzsichtigkeit war, desto höher war auch die Punktezahl beim Test – also die kognitive Leistung.
Z.B. erreichten Probanden mit sechs Dioptrien durchschnittlich 14,6 Punkte.
Einfluss der Bildung
Doch löste sich diese Verbindung – zwischen Myopie und besseren Testergebnissen – auf, nachdem die Anzahl der Bildungsjahre berücksichtigt wurden.
Die Forscher schließen – nach Berücksichtigung weiterer möglicher Störfaktoren – deshalb, dass die Kurzsichtigkeit von der Anzahl der Bildungsjahre und nicht von der fluiden Intelligenz direkt beeinflusst wird. D.h., je länger jemand zur Schule gegangen ist bzw. studiert hat, desto höher ist das Risiko für die Entwicklung oder Verschlimmerung einer Kurzsichtigkeit.
„Durch die aktuelle Studie wird die Bedeutung der Bildung im Zusammenhang mit einer Myopie weiter verdeutlicht“, sagte Pfeiffer.
Die Wissenschaftler wollen nun in weiteren Studien den Einfluss von Bildschirmarbeit und Smartphonenutzung auf die Kurzsichtigkeit untersuchen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universitätsmedizin Mainz, Investigative Ophthalmology & Visual Science – doi: 10.1167/iovs.16-19507; Okt. 2016