Empathie und Aggression

Empathie und Aggression


Kindliche Empathie ist ein wichtiger Vorhersagefaktor für aggressives Verhalten

27.11.2020 Kleine Kinder, die weniger empathisch sind als ihre Altersgenossen, sind mit zunehmendem Alter mit größerer Wahrscheinlichkeit aggressiver laut einer Forschungsarbeit der Universität Leiden.

In einer Reihe von Studien zeigte Malou Noten vom Fachbereich Psychologie und Kollegen, dass aggressives Verhalten bereits bei Vorschulkindern vorhergesagt werden kann, wenn man untersucht, wie viel Empathie (Einfühlungsvermögen) sie zeigen.


Bild: pixabay

Noten: Aus früheren Untersuchungen wissen wir, dass eine geringere Empathie ein Risikofaktor für Aggressionen bei Kindern im Schulalter, Jugendlichen und Erwachsenen ist.

Bei Kleinkindern wurde jedoch wenig Forschung betrieben, und die Studien, die es gab, ergaben widersprüchliche Ergebnisse. Empathie und Aggression sind Eigenschaften, die Kinder bereits in sehr jungem Alter entwickeln, und Noten erwartete daher, dass sie auch schon in jungen Jahren miteinander verbunden sind.

Diese Beziehung wurde jedoch erst wirklich sichtbar, als die Psychologen auch andere Faktoren wie Geschlecht, Impulskontrolle und das Ausmass der sozialen Aufmerksamkeit für andere untersuchten.

Langzeitstudie an Müttern und Kindern

Noten arbeitete mit einem Team von Forschern im Bereich Bildung und Kinderstudien zusammen. Im Rahmen des Projekts A Good Start beobachteten sie 276 Mutter-Kind-Paare von der Schwangerschaft bis die Kinder fast vier Jahre alt waren.

In dieser Zeit gab es sechs Beobachtungszeitpunkte, von denen Noten vier in ihrer Dissertation beschreibt. Sie alle untersuchten das Verhalten und die physiologischen Reaktionen der Kinder, z.B. durch Messung der Herzfrequenz.

Studien und Fragebögen

Im Alter von sechs Monaten wurden die Babys emotional herausgefordert, indem die Forscher die Mütter warten ließen, bevor sie auf ihr Kind reagierten, oder sie aus dem Blickfeld verschwinden ließen. Im Alter von 20 bis 30 Monaten wurde die Empathie mit Hilfe einer Schmerzsimulationsaufgabe gemessen: Die Forscher tat so, als würde sie sich stoßen und simulierte intensive Schmerzen.

Die Psychologen untersuchten auch die Impulskontrolle der Kinder.

Als die Kinder dreieinhalb Jahre alt waren, wurde erfasst, inwieweit sie sich in die Emotionen anderer Kinder einfühlen konnten, während sie sich ein Video mit Kindern ansahen, die Emotionen zeigten.

In allen untersuchten Altersgruppen füllten die Mütter Fragebogen über das Ausmass des aggressiven Verhaltens des Kindes aus.

Empathiefähigkeit fördern

Die Studien zeigen, dass ein hohes Maß an Aggression mit einer geringen affektiven Empathie zusammenhängt: Unfähig zu sein, sich in die Emotionen einer anderen Person einzufühlen.

Dieser Zusammenhang war bei Jungen häufiger anzutreffen als bei Mädchen. Ein Mangel an Impulskontrolle erwies sich ebenfalls als ein Prädiktor für ein aggressiveres Verhalten.

Noten ruft dazu auf, eine schlechte Empathieentwicklung frühzeitig zu erkennen und diese Fähigkeit gegebenenfalls zu fördern. Es sei auch wichtig, Faktoren stärker zu berücksichtigen, die die Beziehung zwischen Empathie und Aggression beeinflussen, wie z.B. Geschlecht, Impulskontrolle und die soziale Aufmerksamkeit eines Kindes für andere.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Leiden

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