Emotionen, psychisches Wohlbefinden und Ängste

Psychologische Laborstudien zu Emotionen und psychischem Wohlbefinden können reale Ängste verkennen

18.03.2021 Jahrzehntelang haben Psychologen emotionale Gesundheit und psychisches Wohlbefinden mit Hilfe von Laborexperimenten und Selbstauskunftsbögen untersucht, um die emotionalen Erfahrungen und Strategien der Studienteilnehmer zur Stressbewältigung zu verstehen.

Aber diese Studien haben möglicherweise einen ziemlich großen komplizierenden Faktor außer Acht gelassen, belegt eine neue Studie der Duke University und des Dartmouth College.

Angst und Emotionsregulation im Labor und außerhalb

Die in PLOS One veröffentlichte Studie besagt, dass das normale Angstniveau einer Person das Verhalten im Labor beeinträchtigen kann.

Der Großteil der Forschung zur Emotionsregulation hat sich auf zwei Strategien konzentriert: Reappraisal (Aufarbeitung) und Unterdrückung. Menschen, die von Natur aus ängstlicher sind, neigen dazu, diese Gefühle zu unterdrücken oder zu verdrängen, aber das ist eine Art Oberflächentechnik, die keine langfristige Wirkung hat, schreibt Daisy Burr vom Fachbereich Psychologie und Neurowissenschaften der Duke.

Bei der Reappraisal-Taktik stellen sich die Menschen dem Stressor und versuchen zu ändern, was er für sie bedeutet – ihre Ängste zu überwinden – und das ist in der Regel etwas langfristiger, sagt sie.

In der Tat haben frühere Untersuchungen ergeben, dass Menschen, die Reappraisal häufiger anwenden, weniger ängstlich und depressiv sind, sagte Burr.

Psychologen beschäftigen sich mit der Emotionsregulation, weil sie hilft, uns gesund und auf in der Spur zu halten.

Burr fragte sich, wie Angst die natürliche Emotionsregulaton des Menschen beeinflusst.

Reappraisal (Aufarbeitung) und Unterdrückung im Labor

Sie und zwei Kollegen brachten den Studenten in Dartmouth bei, wie sie einen emotionalen Reiz unterdrücken oder neu bewerten können, und ließen sie dann ein standardisiertes Trainingsprotokoll zur Emotionsregulation durchlaufen, das bereits in Hunderten von Studien verwendet wurde. Für jeden Satz von Stimuli wurden die Teilnehmer angewiesen, ihre Reaktion aktiv zu unterdrücken oder neu zu bewerten, oder sie sollten den Stimulus einfach nur ansehen, ohne irgendwelche Anweisungen zu erhalten.

Während die Teilnehmer diesen Satz von Stimuli durchliefen, maßen die Forscher drei physiologische Reaktionen: Hautleitwert (ein Maß für Stress, das im Polygraphen-Test verwendet wird) und zwei Sensoren für die Aktivität bestimmter Gesichtsmuskeln.

Die drei Messwerte wurden dann kombiniert, um eine „Signatur“ für jeden Testteilnehmer zu erstellen, die erfasste, wann er unterdrückte, neu bewertete oder sich natürlich ohne Anweisung engagierte.

Die Forscher verglichen dann die Reaktionssignaturen aller 52 Teilnehmer und fanden heraus, dass in der Situation ohne Anleitung – in der ihnen nicht gesagt wurde, wie sie mit der Situation umgehen sollten – Personen, die von Natur aus ängstlicher waren, eher zur Unterdrückung neigten. Diejenigen, die weniger ängstlich waren, neigten eher zur Aufarbeitung.

Angst vs. Selbstberichte

Während das alles mit dem übereinstimmt, was die psychologische Forschung vorhersagen würde, fanden die Psychologen aber auch heraus, dass die Angst – nicht die selbstberichteten Regulationsstrategien – prognostizierte, wie die Teilnehmer regulierten.

Es gab eine Diskrepanz zwischen dem, was die Teilnehmer zur ihrer Emotionsregulation selbst angaben und wie sie im Labor regulierten, sagte Burr. Die Angst einer Person könnte ein grundlegenderer Prozess oder eine Disposition sein, die die Emotionsregulation außer Kraft setzt, zumindest in unrealistischen Umgebungen wie im Psychologie-Labor, so Burr.

Und wenn das wahr ist, sagte Burr, sollten zukünftige Forschungsarbeiten diesen Zusammenhang genauer untersuchen, um zu verstehen, wie man sich auf Selbstberichtsmessungen berufen und wie man Emotionen realistisch untersuchen kann – innerhalb und außerhalb des psychologischen Labors.

Ein Teil der Antwort auf dieses Problem besteht darin, Studienmethoden zu finden, die aus dem Psychologielabor herausführen, was Burr und Kollegen bereits getan haben.

Sie nutzten Textnachrichten zu verschiedenen Tageszeiten, um die Studienteilnehmer dort zu erreichen, wo sie sich aufhalten, und ihre Emotionen in diesem Moment zu erfassen. Als Bonus können sie diese Werkzeuge nutzen, um Personen außerhalb der traditionellen Demografie von Laborstudien zu untersuchen: Studenten, die durch Kaffeekarten oder Extra-Credits ins Labor gelockt wurden.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Duke University – doi.org/10.1371/journal.pone.0247246

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