Fotografie und die Psychologie

Fotografie-Psychologie: News und Forschungsartikel, die sich mit der Psychologie beim Fotografieren beschäftigen.

Keine Fotos, bitte: Bilder können Erinnerungen verschlechtern

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In Museen oder Ausstellungen Fotos zu machen, scheint ein guter Weg zu sein, um Momente zu konservieren, aber eine neue Studie empfiehlt Museumsbesuchern, die Kamera in der Tasche zu lassen.

Die Psychologin Linda Henkel von der Fairfield Universität zeigt, dass die Teilnehmer ihrer Studie schlechtere Erinnerungen an Objekte und für spezifische Objektdetails hatten, wenn sie Fotos machten. Die Befunde wurden in Psychological Science veröffentlicht.

Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen geteilt: eine schaute sich die Objekte ohne Fotoapparat an, die andere machte Fotos. Und tatsächlich blieben die Objekte den Museumsbesuchern besser im Gedächtnis, die keine Fotos von ihnen gemacht hatten.

Die Menschen verlassen sich auf die Technik, um sich besser an etwas zu erinnern. Sie benutzen die Kamera und brauchen sich so nicht voll auf das Objekt/Ereignis zu konzentrieren; dies kann eine negative Auswirkung darauf haben, wie gut wir uns an etwas erinnern, sagte die Forscherin.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Fairfield Universität, Dez. 2013

Fotografieren kann Emotionen und Erleben intensivieren

Psychologie des Fotografierens

13.06.2016 Während man denken könnte, dass Fotografieren das Vergnügen bestimmter Aktivitäten schmälern würde, legt eine in Journal of Personality and Social Psychology veröffentlichte Forschungsarbeit nahe, dass Menschen, die Fotos ihrer Erlebnisse machen, normalerweise die Ereignisse mehr genießen.

Forscher der Universitäten Southern California, Yale und Pennsylvania führten 9 Feld- und Labor-Experimente mit über 2.000 Teilnehmern durch, um die Psychologie des Fotografierens – insbesondere die empfundene Freude bei einer Aktivität – zu erfassen.

In jedem Experiment sollten die Teilnehmer an bestimmten Aktivitäten teilnehmen (z.B an einer Bustour oder einem Essen in einem Food-Court) und währenddessen Fotos machen oder nicht. Später füllten die Teilnehmer einen Fragebogen aus, der Vergnügen bzw. Freude und ihr Engagement bei ihrem Erlebnis erfassen sollte. Fast immer berichteten die Teilnehmer über ein höheres Ausmaß des Vergnügens.

Größeres Engagement

Während man denken könnte, dass es das gesamte Erlebnis eher schmälern und weniger angenehm machen würde, wenn man Fotos macht, schienen die Fotos schießenden Teilnehmer sich sogar noch mehr bei ihrer Aktivität zu engagieren.

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Bild: Dariusz Sankowski

Ein wichtiger Faktor war das Ausmaß, in dem die Teilnehmer mit dem Erlebnis beschäftigt waren, sagten die Autoren.

Machten die Teilnehmer ganz natürlich Fotos, wurden sie stärker in das Geschehen gezogen.

In einem Experiment wurden die Personen beauftragt, ohne Führung durch ein Museum zu wandern und die Ausstellungsstücke zu betrachten, während sie eine Brille trugen, die ihre Augenbewegungen verfolgte.

Die Forscher fanden, dass die fotografierenden Teilnehmer mehr Zeit mit der Begutachtung der Kunsterzeugnisse verbrachten als diejenigen, die einfach nur beobachteten.

Keine positiven Auswirkungen

Es gab allerdings einige Bedingungen, in denen das Fotografieren keine positive Wirkung hatte: Z.B. wenn die Teilnehmer bereits aktiv mit dem Erlebnis beschäftigt waren.

Zum Beispiel sollten in einem Experiment die Teilnehmer entweder an einem Kunst- und Handwerksprojekt teilnehmen oder nur beobachten. Während das Aufnehmen von Fotos das Vergnügen der Beobachter vergrößerte, vergrößerte es nicht die Freude derjeniger, die an der Tätigkeit aktiv teilnahmen.

Störte das Fotografieren die Erfahrung selbst – vielleicht durch das Rumhantieren mit umfangreichem oder unhandlichem Kamera-Equipment – wurde das Vergnügen ebenfalls nicht verstärkt.

Verstärkung negativer Emotionen

Und das Fotografieren kann unangenehme Erfahrungen, Emotionen auch verschlimmern, fand die Studie. Z.B. befanden sich einige Teilnehmer auf einer virtuellen Foto-Safari und beobachteten wie ein Rudel Löwen einen Wasserbüffel attackierte – ein Anblick, den die meisten Menschen als aversiv empfanden. Die Fotografen in diesem Experiment berichteten über negativere Empfindungen als diejenigen, die keine Fotos machen sollten.

Die Forscherin Kristin Diehl, Gal Zauberman und Alixandra Barasch entdeckten auch, dass diese Wirkungen nicht auf die Handlung des Fotografierens beschränkt sind. Auch die Teilnehmer eines Experiments, die ‚mentale‘ Bilder machen sollten, berichteten über eine Intensivierung ihrer Emotionen während des Experiments.

Während das Fotografieren die Freude bei vielen Gelegenheiten vergrößern kann, verlangt dieser Effekt doch eine aktive Teilnahme laut den Forschern. Kameras, die jeden Moment einer Erfahrung ohne eine individuelle aktive Entscheidung – was ‚eingefangen‘ werden soll und was nicht – einfangen, werden wahrscheinlich nicht diesen Effekt haben, sagten sie.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Southern California, Journal of Personality and Social Psychology – DOI: 10.1037/pspa0000055; Juni 2016

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