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Poesie wird beurteilt nach den Bildern, die sie in uns malt
04.12.2017 Warum berühren manche Gedichte das Herz? Eine neue psychologische Studie legt nahe, dass Poesie, die lebhafte mentale Bilder und positive Emotionen auslöst, am meisten genossen wird.
Für die im Fachblatt Psychology of Aesthetics, Creativity, and the Arts herausgegebene Studie ließen die Forscher mehr als 400 Personen zwei Gedichtformen lesen und bewerten – Haiku und Sonette.
Abseits vom individuellen Geschmack
Die Menschen sind sich natürlich nicht einig darin, was ihnen gefällt, sagte Studienautorin Amy Belfi vom Institut für Psychologie der New York University.
Bild: Adriano Gadini
Doch, während es offensichtlich zu scheinen mag, dass der individuelle Geschmack bei der Beurteilung der Poesie eine Rolle spielt, fanden die Psychologen heraus, dass trotz individueller Meinungsverschiedenheiten bestimmte Faktoren den Genuss von Gedichten durchweg bei allen beeinflussen.
Lebendigkeit der mentalen Bilder
Studienkoautorin G. Gabrielle Starr fügte hinzu, dass die Lebendigkeit eines Gedichtes konsequent dessen ästhetischen Reiz vorhersagte. Die Lebendigkeit der mentalen Bilder scheinen eine Schlüsselkomponente bei dem zu spielen, was wir generell mögen.
Ihre Ergebnisse zeigten, dass die Lebendigkeit der mentalen Bilder der beste Prädiktor für ästhetische Reize war – Gedichte, die stärkere Bilder hervorriefen, wurden mehr genossen.
Emotionale Wertschätzung
Emotionale Wertschätzung prognostizierte ebenfalls die ästhetische Anziehungskraft, wenn auch in geringerem Maße; insbesondere wurden Gedichte, die als positiver empfunden wurden, im Allgemeinen auch als ansprechender bewertet. Emotionale Erregung hatte dagegen keinen eindeutigen Bezug zur Ästhetik.
Während sich die Forschungsarbeit auf Poesie beschränkte, wirft sie doch auch ein Licht auf die Komponenten, die unsere ästhetischen Urteile am meisten beeinflussen, und ebnet den Weg für zukünftige Forschungen, die untersuchen, wie wir solche Urteile in anderen Bereichen fällen, sagte Starr.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: New York University; Psychology of Aesthetics, Creativity, and the Arts; Dez. 2017
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