Gewalt in den Medien und
Aggressionen, aggressives Verhalten
Medienpsychologie
Interkulturelle Studie bestätigt Verbindung zwischen dargestellter Gewalt in den Medien und aggressivem Verhalten
11.05.2017 Ein Forscherteam aus sieben verschiedenen Ländern untersuchte kulturell übergreifend, ob in den Medien dargestellte Gewalt einen Einfluss auf die individuelle Aggressivität und Gewaltbereitschaft hat.
Kulturell unabhängig
Bild: Nemo/pixabay
Die von Craig Anderson – Prof. für Psychologie an der Iowa State University – geleitete Studie zeigte, dass nach der Berücksichtigung verschiedener Störfaktoren die Auswirkungen der Gewalt in den Medien signifikant und unabhängig von der Kultur ist.
Die Wissenschaftler befragten 2.154 Jugendliche und junge Erwachsene in Australien, China, Kroatien, Deutschland, Japan, Rumänien und den Vereinigten Staaten. Das durchschnittliche Alter war 21 Jahre, und 38 Prozent der Teilnehmer waren männlich.
Die Teilnehmer sollten ihre am häufigsten angeschauten oder gespielten TV-Sendungen, Filme und Videospiele nennen und das Gewaltniveau einschätzen. Sie sammelten auch Daten zum aggressiven Verhalten und der Empathie.
Befunde
Die Psychologen identifizierten vier Schlüsselergebnisse der Studie:
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- Gewalt in den Medien war positiv und deutlich mit dem aggressiven Verhalten in allen Ländern verbunden.
- Die Exposition war mit einem verstärkten aggressiven Denken und geringerer Empathie verknüpft.
- Die Auswirkungen von Mediengewalt blieben signifikant, selbst nach der Kontrolle auf verschiedene Risikofaktoren.
- Die Effekte der Mediengewalt war größer als alle anderen Risikofaktoren, bis auf den Faktor Kriminalität im Freundes-/Bekanntenkreis.
Psychologische Prozesse
Dies sind starke Belege dafür, dass die psychologischen Prozesse, die durch wiederholten Kontakt mit Gewaltdarstellungen in den Medien ausgelöst werden und zu einer ausgeprägteren Aggressivität führen über verschiedene Kulturen im Wesentlichen gleich sind – zumindest während normaler Zeiten, sagte Anderson.
Jedoch glauben die Psychologen, dass lokale kulturelle und soziale Bedingungen (wie z.B. Kriege) solche Prozesse beeinflussen können.
Einfluss anderer Risikofaktoren
Zusätzlich zur gemessenen Mediengewalt untersuchten die Forscher fünf weitere Risikofaktoren:
Kriminalität im Freundes-/Bekanntenkreis oder in der Nachbarschaft, Viktimisierung im Freundes-/Bekanntenkreis, Geschlecht und Misshandlungen durch die Eltern.
Zusammen konnten diese Faktoren im Wesentlichen aggressives Verhalten voraussagen, und war als Gruppe stärker als jeder individuelle Effekt.
Die Forscher untersuchten die Wichtigkeit jedes Faktors – Gewalt in den Medien war der zweitwichtigste Prädiktor (Vorhersagevariable):
- Kriminelles Verhalten im Freundeskreis = 28 Prozent
- Mediengewalt = 23 Prozent
- Viktimisierung im Freundeskreis = 17 Prozent
- Geschlecht = 12 Prozent
- Kriminalität in der Nachbarschaft = 11 Prozent
- Misshandlungen durch die Eltern = 9 Prozent
Die Ergebnisse legen nahe, dass dargestellte Gewalttätigkeiten in den Medien anderen bekannten Risikofaktoren für aggressives Verhalten ähnlich sind, sagte der Psychologie-Professor und Koautor Douglas Gentile im Fachblatt Personality and Social Psychology Bulletin.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Iowa State University, Personality and Social Psychology Bulletin – dx.doi.org/10.1177%2F0146167217703064; April 2017
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