Psychologie und Musik: Die Psyche der Fans

Psychologie und Musik: Die Psyche der Fans

Musikpsychologie – Persönlichkeitspsychologie

Die Fans lieben die (öffentlichen) Persönlichkeiten von Musikern ebenso sehr wie deren Musik

02.07.2020 Eine neue Big-Data-Studie der Bar-Ilan-Universität und der Columbia Business School hat herausgefunden, dass nicht nur die Musik selbst sondern auch die Persönlichkeit des Musikers eine große Rolle bei den Vorlieben der Fans spielt.

Die im Journal of Personality and Social Psychology veröffentlichte Studie wurde von einem Team von Psychologen von vier großen Universitäten durchgeführt und von David Greenberg von der Interdisziplinären Abteilung für Sozialwissenschaften und Musik an der Bar-Ilan Universität und Sandra Matz von der Columbia Business School geleitet.

Selbstkongruenz-Effekt der Musik


Bild: pixabay

Durch die Analyse der öffentlichen Persönlichkeiten berühmter Musiker und Bands sowie der Persönlichkeitsmerkmale ihrer Fans zeigte das Team, dass viele Musikliebhaber die Musik von Künstlern bevorzugen, deren öffentliche Persönlichkeiten ihren eigenen ähnlich sind – eine Erfahrung, die die Wissenschaftler als den „Selbstkongruenz-Effekt der Musik“ bezeichnet haben.

In drei getrennten Studien mit mehr als 80.000 Personen untersuchten die Forscher mehrere Faktoren: Persönlichkeitsbewertungen von 50 der berühmtesten Musiker der westlichen Welt, Reaktionen der Musikfans auf die musikalischen Stimuli und die Texte in der Musik der Künstler.

Die untersuchten Musiker kamen aus dem Pop-Bereich und reichten von Paul McCartney, Bob Dylan, Elton John, Whitney Houston, The Rolling Stones bis hin zu Beyoncé, Coldplay, Dave Matthews Band, Maroon 5, Taylor Swift und Ozzy Osbourne.

Persönlichkeitsmerkmale

Die psychologischen Befunde der drei Studien zeigen, dass die Übereinstimmung der Persönlichkeiten zwischen Fan und Musiker die musikalischen Vorlieben vorhersagt, bei Anpassung an Geschlecht, Alter und Musikgenre.

Die Analyse ergab, dass Ozzy-Osborne-Fans weniger verträglich, David-Bowie-Fans eher neurotisch, Marvin-Gaye-Hörer gewissenhaft und begeisterte Radiohead-Anhänger eher offener sind.

Die Psychologen betonen, dass die wahrgenommene Persönlichkeit oder die öffentliche „Persona“ der Musiker erfasst wurde – und nicht deren tatsächliche Persönlichkeit.

Die Ergebnisse sind ein großer Fortschritt in diesem Forschungsbereich und zeigen, dass musikalische Präferenzen von sozialen, psychologischen und gruppendynamischen Faktoren bestimmt werden, schreiben die Forscher.

Matz sagt: Die Ergebnisse können den Weg für neue Ansätze für Plattenfirmen oder Musikmanagement ebnen, um Zielgruppen anzusprechen und aufzubauen. (Anm.: Dies ist dem Musikmarketing bekannt und wird auch spätestens seit den Beatles längst so praktiziert: Den Fans werden ihre Mainstream-Idole möglichst passend präsentiert.)

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Personality and Social Psychology – https://dx.doi.org/10.1037/pspp0000293

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