Psychologie des Lobens

Lob, Loben (Psychologie)

Psychologie-Lexikon – Motivationspsychologie

Wer lässt sich durch Lob motivieren?

19.02.2017 Forscher der Universität Konstanz und der Ministry of Economic Affairs in den Niederlanden untersuchten, ob die verbale Anerkennung von Leistung – das Loben – wiederum zu einer Leistungsverbesserung führt.

Loben der Besten

In einem Experiment mit über 300 Studenten in den Niederlanden wurde das Drittel mit den besten Leistungen in den Klausuren unerwartet und vor den Mitstudenten gelobt. In den Kontrollgruppen wurde den Besten kein Lob ausgesprochen.

Bei den folgenden Klausuren schnitten jedoch die Studenten, die gelobt worden waren, nicht besser ab als die Kommilitonen in den Kontrollgruppen, in denen nicht gelobt worden war.

Tatsächlich konnte aber bei den Teilnehmern, die nicht zum besten Drittel gehörten, aber gleich dahinter mit ihrer Leistung standen, bei den folgenden Klausurergebnissen eine Leistungssteigerung beobachtet werden.

Motiviert wurden also nicht diejenigen, die gelobt worden waren, sondern ihre unmittelbare ‚Konkurrenz‘ – die ihnen von der Leistung her unmittelbar folgenden Kommilitonen.

Konformitätstheorie

Die Befunde unterstützen laut den Wissenschaftlern die Konformitätstheorie: Das Lob der Leistung etabliert eine Norm. Werden Menschen unerwartet gelobt, ändert sich das Normverständnis und führt zur Verhaltensanpassung so die Forscher.

Die gelobten Studenten erfahren, dass sie der Norm gerecht werden; die nicht gelobten werden motiviert, die eigene Leistung zu erhöhen.

„Menschliches Verhalten wird durch das jeweilige Verständnis der Norm beeinflusst. Das trifft auch auf die Arbeits- und Universitätswelt zu. Die Leistung der Studierenden wird nicht nur durch den persönlichen Nutzen beeinflusst, wie dem Bestehen einer Prüfung, sondern auch durch die für diese Leistung vermutete Norm gesteuert“, sagt Studienautor Professor Nick Zubanov.

Loben und Leistung

Die Studienautoren Zubanov und Nicky Hoogveld wissen, dass es noch weitere und stärkere Ursachen für eine Performancesteigerung gibt, doch betonen sie die Wichtigkeit des Nachweises in ihrer Studie, dass Loben und Leistung miteinander verbunden sind.

Ein einfaches gut gemacht verstärkt also nicht nur das psychologische Wohlbefinden des Gelobten, sondern kann auch andere motivieren, sich mehr anzustrengen, schließen die Forscher im Fachblatt Journal of Behavioral and Experimental Economics.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Konstanz, Journal of Behavioral and Experimental Economics – http://dx.doi.org/10.1016/j.socec.2016.11.001; Feb. 2017

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