Narzissmus bei Kindern

Narzissmus lässt Kinder gewalttätig gegenüber ihren Eltern werden

16.12.2015 Zum ersten Mal zeigt eine spanische Studie, dass häusliche Gewalt, ein Mangel an liebevoller und positiver Kommunikation zwischen Eltern und Kindern und eine freizügige Erziehung narzisstische Jugendliche heranziehen, die ihre Eltern körperlich oder verbal angreifen.

Tabuthema

Es ist ein Tabuthema, das selten erörtert wird, weil nicht viele Eltern und Kinder es zugeben, aber es ist Realität für viele Familien: Es gibt Kinder und Jugendliche, die ihre Eltern psychisch und körperlich attackieren. Bislang gab es nur wenige Studien und Erklärungen zu den Gründen für dieses Verhalten, aber eine neue in der Zeitschrift Developmental Psychology veröffentlichte Studie analysierte zum ersten Mal die Faktoren, die zu diesen Gewalttätigkeiten von Kindern an ihren Eltern führen.

Ursachen für die Gewalt

Bei bestimmten Anlässen greifen Jugendliche ihre Eltern an, weil die Eltern selbst unter sich oder gegenüber ihren Kindern gewalttätig gewesen sind. Durch Gewaltexposition in der Familie lernen Kinder gewalttätig zu sein.


Bild: Patrice Audet

Es kann aber auch der Mangel an liebevoller und positiver Kommunikation zwischen Eltern und ihren Kindern, der Mangel an qualitativ hochwertiger Zeit, die den Kindern gewidmet wird, oder ein zu freizügiger Erziehungsstil (der keine Grenzen festlegt) sein, bestätigt Studienautorin Esther Calvete von der Universidad de Deusto.

Studie

Die Forschungsarbeit mit 591 Jugendlichen und ihren Eltern lief über neun öffentliche und 11 Privatschulen in Vizcaya über drei Jahre und analysierte die Beziehung zwischen Narzissmus und Aggression, die von den Kindern gegen die Eltern gerichtet wurde.

„In einigen Fällen können wir das Element des Narzissmus beobachten: Es betrifft Jugendliche, die meinen, dass sie alles was sie wollen, genau hier und jetzt haben sollten. Sie akzeptieren kein Nein als Antwort. Wenn ihre Eltern versuchen, Grenzen einzuführen, reagieren die Kinder aggressiv“, betont Calvete.

Narzisstisches und übergroßes Selbstbild

Die Ergebnisse demonstrieren, dass Kontakt mit Gewalttätigkeiten im ersten Jahr der Studie mit gegen die Eltern gerichteten Aggressionen im dritten Jahr endete. Ebenso hing ein distanziertes Verhältnis zwischen Eltern und Kindern im ersten Jahr der Studie zusammen mit einem narzisstischen und übergroßen Selbstbild der Jugendlichen im zweiten Jahr zusammen, das Aggressionen gegenüber Vater und Mutter im letzten Jahr mit sich brachte.

Aus diesem Grund sind Bildungs- und Erziehungspraktiken laut den Wissenschaftlerinnen wichtig. „Wenn die Eltern ihre Kinder nicht mit einem Verantwortungsbewusstsein und Respekt aufziehen, ist es für die Kinder leicht, aggressives Verhalten zu entwickeln. Wenn die Eltern gewalttätig waren, erhöht es das Risiko für aggressives Verhalten bei den Kindern.“

Veranlagung

Aber das von Vätern und Müttern gezeigte Verhalten ist nicht das einzige Element. Die Veranlagung der Kinder ist ein anderer wichtiger Faktor, und einige Jungen und Mädchen sind impulsiver und lernen leichter Gewalttätigkeiten, fügten die Forscherinnen hinzu.

Diese jungen Leute fühlen sich eher frustriert und leichter zurückgewiesen. Wenn dies geschieht, wird zuerst geschrien und beleidigt, und es folgt dann oft körperliche Aggression. Dies ist ein Zeichen, dass die Eltern handeln und um psychologische Hilfe bitten sollten.

Ablauf und Hilfe

Laut Calvete manifestiert sich Aggressivität – vor allem im Alter zwischen 13 und 15 Jahren, ein kritisches Alter – mit Wut und unkontrolliertem Verhalten, das darauf abzielt, die Eltern physisch oder psychisch zu verletzen. Die Jugendlichen können auch Dinge ihrer Eltern stehlen oder kaputtmachen, fügt Calvete hinzu, und weist darauf hin, dass es keine Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen gibt. „Obwohl die Statistiken zeigen, dass das Problem bei Mädchen häufiger wird.“

Sobald aggressives Verhalten bei Jugendlichen auftaucht, sollte die Behandlung darauf gerichtet werden, die narzisstische Sicht zu verringern, die die Teenager von sich haben. Aus diesem Grund schlägt das Team vor, Respekt und Toleranz von Frustration zu lehren, und den Kontakt der Jungen und Mädchen mit Gewalt zu vermeiden.

„Denken Sie an all die Fälle von Gewalttätigkeiten gegenüber Frauen. Jungen und Mädchen können Zeugen der Gewalt sein. Dies sollte Ziel von Intervention und Prävention sein“, schließt Calvete.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universidad de Deusto, Developmental Psychology; Dez. 2015

Wie Kinder zu Narzissten erzogen werden

10.03.2015 Kinder werden eher zu Narzissten, wenn ihre Eltern ihnen erzählen, dass sie ganz besondere Kinder sind, laut einer in Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichten Studie.

Eddie Brummelman von der Universität Amsterdam und sein Team beobachteten anderthalb Jahre 565 Kinder (7-11 Jahre) und deren Eltern in den Niederlanden.

Überhöhung durch Eltern

Kinder, deren Eltern sie gegenüber anderen Kinder überhöhten und die „im Leben etwas Besonderes verdienten“, schnitten mit größerer Wahrscheinlichkeit bei Narzissmus-Tests höher ab laut den Befunden.

Kinder und Narzissmus
Bild: lisa runnels (pixabay)

Kinder glauben ihren Eltern, wenn die ihnen erzählen, dass sie etwas ganz Besonderes wären und mehr als andere Kinder verdienten, sagte Koautor Brad Bushman. „Das ist aber weder gut für die Kinder noch für die Gesellschaft.“

Eine bessere Strategie ist, ihnen Wärme und Liebe zu zeigen. Dies bläht nicht das Ego auf, aber stärkt das Selbstvertrauen. Kinder mit einem größeren Selbstwertgefühl sahen sich nicht als ‚besser‘ als die anderen, aber waren zufriedener – auch mit sich selbst.

Selbstwertgefühl versus Narzissmus

Menschen mit einem hohen Selbstwertgefühl denken, dass sie genauso ‚gut‘ wie andere sind, während Narzissten sich für etwas Besseres halten, sagte Bushman.

Brummelman sagte, dass Eltern es normalerweise nur gut meinen, wenn sie ihren Kindern erzählen, sie seien etwas Besonderes. Die Studie zeige jedoch, dass dieses ‚Lob‘ den Narzissmus des Kindes fördere und nicht sein Selbstwertgefühl.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Amsterdam, Proceedings of the National Academy of Sciences; März 2015

Neue Studie widerlegt den Mythos, dass Einzelkinder narzisstischer sind als Kinder mit Geschwistern.

20.10.2019 Das Stereotyp für Einzelkinder ist, dass sie egoistisch oder egozentrischer sind als diejenigen mit Geschwistern. Dieses Klischee wird manchmal als Argument für eine Mehr-Kind-Politik verwendet, aber eine in Social Psychological and Personality Science veröffentlichte Studie hat keine Belege für die Behauptung finden können, dass Einzelkinder narzisstischer sind als Kinder mit Geschwistern.

Zunächst untersuchten die Sozial- und Persönlichkeitspsychologen, ob die Befragten glauben, dass Menschen ohne Geschwister narzisstischer sind als Menschen mit Geschwistern.

Grandiosität und Rivalität

Sowohl Einzelkinder als auch Geschwisterkinder vertraten die Ansicht dass Einzelkinder in beiden Kern-Aspekten (Grandiosität und Rivalität) narzisstischer sind als solche mit Geschwistern.

Sie analysierten dann Daten aus einer großen Panelstudie (Erhebung zu mehreren Zeitpunkten derselben Stichprobe) mit über 1.800 Personen und fanden heraus, dass sich die Ergebnisse der narzisstischen Merkmale für Einzelkinder nicht so sehr von denen mit Geschwistern unterschieden. Selbst wenn man auf mögliche sozioökonomische Faktoren achtet, trefen diese Ergebnisse zu.

Aufgrund der Art ihrer Stichproben- und Forschungsmethoden kann man heute mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass allein aufgewachsene Kinder nicht wesentlich narzisstischer sind als Menschen mit Geschwistern, schreiben die Wissenschaftler um Michael Dufner vom Fachbereich Psychologie der Universität Leipzig.

Stigmatisierung von Einzelkindern

Narzissmus wird als sozial unangepasstes Persönlichkeitsmerkmal angesehen, so dass die Stigmatisierung von Einzelkindern als narzisstisch sie gegenüber ihren Altersgenossen benachteiligen kann, legen die Psychologen nahe.

Wenn Soziologen, Ökonomen oder politische Entscheidungsträger über die Nachteile niedriger Geburtenraten diskutieren, sollten sie sich von der Vorstellung trennen, dass das Aufwachsen von Kindern ohne Geschwister zu mehr Narzissmus führt, schreiben Dufner und Kollegen.

Es mag natürlich wirtschaftliche oder gesellschaftliche Kosten im Zusammenhang mit niedrigen Geburtenraten geben, aber der zunehmende Narzissmus in der kommenden Generation scheint kein diskussionsrelevanter Faktor zu sein, schließt Dufner.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Social Psychological and Personality Science – https://dx.doi.org/10.1177/1948550619870785

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