Selbstkonsistenz beeinflusst wie wir Entscheidungen treffen
26.05.2018 Wenn wir Entscheidungen treffen, wird unsere Wahrnehmung durch Urteile beeinflusst, die wir in der Vergangenheit getroffen haben, um mit uns selbst konsistent (also mit uns selbst „im Einklang“ oder „im Reinen“) zu bleiben laut einer in eLife veröffentlichten Forschungsarbeit.
Besseres Verständnis der Entscheidungsfindung
Die Ergebnisse der neuen psychologischen Studie liefern ein besseres Verständnis der menschlichen Entscheidungsfindung im Allgemeinen und ebnen den Weg für eine tiefere Erforschung, wie unsere Entscheidungen durch unsere Versuche, selbstkonsistent zu sein, beeinflusst werden.
Bild: Sophie Janotta
Täglich treffen wir Tausende von Entscheidungen auf der Grundlage sensorischer Informationen – wohin wir gehen, wen wir begrüßen und was wir essen sollen. Wie solche Wahrnehmungsentscheidungen durch die Integration und Auswertung sensorischer Erkenntnisse entstehen, wurde eingehend untersucht.
Aber während frühere Untersuchungen gezeigt haben, dass die Entscheidungen, die wir treffen, unsere späteren Entscheidungen beeinflussen können, waren die Ergebnisse vielgestaltig, und es gibt keine klare Modellerklärung, die die verschiedenen Ergebnisse verbindet.
Selbstkonsistenter Bayes’scher Beobachter
Um dieses Problem anzugehen, testeten zwei US-Forscher die Annahme, dass der Versuch selbstkonsistent zu bleiben, bei den Menschen nach der Entscheidung zu Verzerrungen führt, wenn sie zukünftige Entscheidungen treffen.
Sie drückten diese Hypothese mit einem selbstkonsistenten Bayes’schen Modell aus, das davon ausgeht, dass die Wahrnehmung einer Person sowohl von ihren sensorischen Erkenntnissen als auch von ihren früheren Entscheidungen beeinflusst wird, wenn sie eine Entscheidung trifft, erklärt Senior-Autor Alan Stocker vom Fachbereich Psychologie der Universität Pennsylvania.
Experimente
Die Wissenschaftler validierten ihr neu entwickeltes Modell und dessen Kernannahmen mit drei psychophysikalischen Experimenten, die von 10 Teilnehmern (sechs Männer und vier Frauen) durchgeführt wurden.
Diese Experimente konzentrierten sich auf eine Aufgabenfolge, bei der die Probanden zunächst beurteilen mussten, ob die Gesamtorientierung eines visuellen Musters (der Stimulus) im Uhrzeigersinn oder gegen den Uhrzeigersinn einer Referenz liegt, bevor sie die tatsächliche Ausrichtung des Musters aus dem Gedächtnis abrufen konnten.
Das zweite Experiment testete, wie die Orientierungsschätzungen der Probanden von ihrer Kenntnis des Reizes im ersten Test abhängig waren, während das dritte Experiment untersuchte, ob sie ihre Urteile so behandelten, als ob sie richtig wären.
Eine neue Gruppe von Studienteilnehmern, zusätzlich zu den ursprünglichen 10, wurde rekrutiert, um das zweite und dritte Experiment durchzuführen.
Verzerrungsmuster abhängig von den Vorerfahrungen
Die psychologischen Tests bestätigten das selbstkonsistente Modell, indem sie zeigten, dass das Verzerrungsmuster von den Vorkenntnissen der Teilnehmer abhängt, und dass die Probanden ihre Entscheidung so behandelten, als ob sie absolut korrekt wäre, sagte Long Luu, Psychologie-Doktorand im Computational Perception and Cognition Laboratory.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass unsere Entscheidungen unsere unmittelbare Erinnerung an das, was wir gerade erlebt haben, wesentlich verändern können, um unsere Erfahrung mit unseren vorangegangenen Entscheidungen in Einklang zu bringen.
Confirmation bias
Luu fügt hinzu, dass das aktuelle Modell mit bekannten kognitiven Phänomenen wie confirmation bias (Bestätigungsvorurteil oder Bestätigungsfehler) verknüpft ist, und vermutet, dass sich das Gehirn bei der Entscheidungsfindung im Allgemeinen mehr darauf konzentriert, selbstkonsistent zu bleiben, als sich an genaue Details der Vergangenheit zu erinnern.
Dies deutet darauf hin, dass der Mensch sich selbst unterbewusst so konditioniert, dass er sich an die Vergangenheit erinnert, und das psychologische Modell erlaubt es uns, diese Vorurteile genau zu quantifizieren und vorherzusagen, sagt er.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: eLife (2018). DOI: 10.7554/eLife.33334
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