Atheismus (Psychologie, Psyche)
News aus der Forschung, die sich mit der Psychologie im Zusammenhang mit dem Atheismus beschäftigen.
Tiefe Vorurteile gegenüber Atheisten (fast) überall auf der Welt
08.08.2017 Atheisten – Menschen, die die Existenz eines Gottes oder Götter verneinen – werden für unmoralischer gehalten: von Christen, Muslimen, Hindus oder Buddhisten – sogar von Atheisten, berichtet eine neue psychologische Studie im Fachblatt Nature Human Behavior.
Dies deutet darauf hin, dass in einer zunehmend säkularisierten Welt viele – darunter auch einige Atheisten – immer noch der Ansicht sind, dass Menschen schlechte Dinge tun werden, wenn sie keine Bestrafung durch einen Gott oder Götter fürchten.
Religion bewahrt vor moralischen Versuchungen?
Bild: akanemonkey (pixabay)
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der religiöse Glaube auf der ganzen Welt intuitiv als eine notwendige Sicherung gegen moralische Versuchungen angesehen wird, schreibt Studienautor Will Gervais vom Fachbereich Psychologie der Universität Kentucky.
Und die Befunde zeigen auch, dass Atheisten weitgehend als potentiell moralisch verdorben und gefährlich wahrgenommen werden, führt er weiter aus.
Die Studie befragte fast 3.300 Menschen in 13 Ländern aus fünf Kontinenten (von sehr säkularen Ländern wie China und den Niederlanden bis hin zu Ländern mit einer hohen Anzahl von Gläubigen wie den Vereinigten Arabischen Emiraten, den USA und Indien).
Die Teilnehmer erhielten die Beschreibung eines fiktiven Tierquälers, Folterers und Serienmörders, und die eine Hälfte sollte angeben, für wie wahrscheinlich sie es hielten, dass der Verbrecher ein Atheist sei und die andere Hälfte sollte sagen, für wie wahrscheinlich sie den Täter als religiös einschätzte.
Gefährliche Vorurteile
Das Team stellte fest, dass die Befragten etwa doppelt so wahrscheinlich der Meinung waren, dass der Serienmörder ein Atheist war; selbst einige Atheisten zeigten diese gefährlichen Vorurteile, sagten die Psychologen.
Sie vermuten, dass dies von tief verankerten pro-religiösen Normen stamme. Selbst an Orten, die derzeit ganz offen weltlich sind, scheinen die Menschen immer noch intuitiv daran festzuhalten, dass die Religion eine moralische Sicherheit gegen amoralische Taten bietet, schreiben die Autoren.
Nur in Finnland und Neuseeland, zwei säkulare Länder, konnte das Experiment keine schlüssigen Belege für anti-atheistische Vorurteile finden, sagte das Psychologen-Team.
Das Misstrauen gegenüber Atheisten war besonders stark in sehr religiösen Ländern wie den Vereinigten Staaten, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Indien, sagte Gervais und geringer in säkulareren Ländern.
Die Befunde weisen darauf hin, dass es weit mehr als ein Stigma allein sei, fügte er hinzu. An vielen Orten kann eine atheistische Weltanschauung gefährlich, wenn nicht sogar tödlich sein.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Kentucky, Nature Human Behavior – DOI: 10.1038/s41562-017-0151; Aug. 2017
Atheisten sind körperlich und psychisch gesünder als gläubige Menschen
09.08.2018 Eine im Fachblatt Social Science Research veröffentlichte psychologische Studie zur Säkularität, Religiosität und Gesundheit untersuchte, ob es körperliche und psychische Gesundheitsunterschiede zwischen Atheisten, Agnostikern und nicht angegliederten Gläubigen im Vergleich zu religiös verbundenen Personen gibt.
Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit
Bild: pixabay
Viele Forschungsarbeiten aus den Sozial-, Psychologie- und Medizinwissenschaften verbinden Religiosität mit positiven Gesundheitsergebnissen. Umgekehrt wird oft davon ausgegangen, dass Säkularität bzw. Säkularismus (Verweltlichung – Loslösung von Kirche und Religion) negative Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit hat; allerdings zeigen neuere Studien, dass diese Annahmen wohl falsch sind.
Anhand einer nationalen Stichprobe US-amerikanischer Erwachsener verglichen die Wissenschaftler um Joseph O.Baker von der East Tennessee State University physische und psychische Gesundheitswerte für Atheisten (Nicht-Gläubige; glauben nicht an einen Gott), Agnostiker (wissen es nicht, ob sie an einen Gott glauben sollen oder nicht), religiös nicht angegliederte Theisten (Gläubige) und theistische Mitglieder organisierter religiöser Traditionen (Angehörige einer Kirche).
Atheisten sind körperlich und geistig am gesündesten
Die Ergebnisse weisen auf eine bessere körperliche Gesundheit für Atheisten im Vergleich zu anderen säkularen Individuen und Mitgliedern einiger Religionen hin.
Atheisten wiesen auch deutlich geringere Symptome psychischer Erkrankungen (wie Angst, Paranoia, Besessenheit und Zwang) im Vergleich zu anderen Säkularen und Mitgliedern der meisten religiösen Gemeinschaften auf.
Nicht affiliierte Gläubige körperlich und psychisch am kränksten
Im Gegensatz dazu war die körperliche und psychische Gesundheit für nicht affiliierte Theisten im Vergleich zu anderen Säkular- und Religionsgemeinschaften bei den meisten Ergebnissen deutlich schlechter.
Diese Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit, in der zukünftigen Gesundheitsforschung zwischen verschiedenen Typen von religiösen und nicht-religiösen Menschen zu unterscheiden, schließen die Psychologen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Social Science Research – https://doi.org/10.1016/j.ssresearch.2018.07.003
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