Aggressionen im Wettkampf, Spiel

Aggression, Aggressivität: Wettbewerb, Wettkampf, Spiel

Aggressionsforschung

Wer wird in Wettkampf-, Spielsituationen aggressiver?

16.08.2017 Gefühle bzw. Emotionen können in Wettbewerbssituationen oder auch in Spielen schnell ausufern. Wissenschaftler vom Fachbereich Psychologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben untersucht, wer besonders anfällig für aggressives Verhalten in solchen Situationen ist.

Die Psychologen um Prof. Dr. Oliver Schultheiss und Dr. Jonathan Oxford ließen dazu 326 Frauen und Männer – alleine oder im Team – in einem Spiel (über 10 Runden) gegeneinander antreten.


Bild: RyanMcGuire

Jeweils die eine Hälfte verlor im Spiel; die andere gewann. Vor und während des Wettkampfs wurden die Hormone Testosteron, Estradiol, Progesteron und Cortisol über Speichelproben bei den Wettkämpfern erfasst.

Die Spieler konnten ihre Aggressivität ausleben, indem sie die jeweiligen Gegner unangenehmen Tönen per Kopfhörer nach einer Spielrunde aussetzten.

Männer, Verlierer, Gruppe

Die Psychologen stellten fest:

  • die männlichen Teilnehmer verhielten sich aggressiver als die weiblichen;
  • die Verlierer zeigten sich mehr Aggressionen als die Gewinner; und
  • Teams zeigten ein aggressiveres Verhalten als einzelne Individuen.

Auch konnte eine Verbindung zwischen dem Ausmaß der Aggression und dem Stresshormon Cortisol beobachtet werden:

Je aggressiver sich der Teilnehmer verhielt, desto geringer waren seine Cortisolwerte.

„Unsere Ergebnisse belegen, dass die üblichen Verdächtigen aggressiv werden – nämlich männliche und frustrierte Teilnehmer. Aber die Untersuchungen zeigen auch, dass es für Probanden aus dem Verbund eines Teams heraus einfacher ist, andere zu attackieren als für Einzelpersonen. Ein hoher Stresshormonspiegel, der mit dem Gefühl nicht zu bewältigender Bedrohung zusammenhängt, ist außerdem tatsächlich mit weniger Aggression verbunden“, sagt Schultheiss.

Frauen

Die hormonelle Reaktion der Frauen bzw. Frauenteams auf Niederlage oder Sieg hing stark vom persönlichen Machtstreben ab.

Zeigten die Frauen ein ausgeprägtes Streben nach Macht, konnte bei ihnen nach einem Sieg ein höherer Testosteron- und Estradiospiegels festgestellt werden; bei einer Niederlage waren die Werte für diese Sexualhormone niedriger. Bei Frauen mit einem geringeren Machtbedürfnis konnte dies nicht beobachtet werden, schrieben die Wissenschaftler im Fachblatt PLOS ONE.

Durch diese Hormonreaktion wird das Dominanzverhalten der Frauen nach Erfolgen verstärkt und nach Niederlagen gedämpft, schließen die Psychologen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg; PLOS ONE – DOI:10.1371/journal.pone.0181610; Aug. 2017

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